Gewinn ging im zweiten Quartal erneut zurück

08.12.1999

SANTA ANA/BRÜSSEL: Das zweite Quartal im laufenden Geschäftsjahr endete für die erfolgsverwöhnte Ingram Micro Inc. erneut mit einem Gewinnrückgang. Der neue Europa-Chef Gregory Spierkel ist dennoch zuversichtlich, daß der Negativtrend gestoppt werden kann.Das Jahr 1999 wird Ingram Micro nicht in allerbester Erinnerung behalten: Nach vielen Quartalen, in denen der Distributor sowohl Umsatz als auch Gewinn kontinuierlich steigern konnte, mußte Ingram im ersten Quartal dieses Jahres beim Profit Federn lassen (siehe ComputerPartner 10/99, Seite 20). Und auch im zweiten Quartal 1999, das kürzlich abgeschlossen wurde, sieht es nicht besser aus. Zwar kletterte der weltweite Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 37 Prozent auf 6,8 Milliarden Mark. Der Gewinn jedoch fiel um rund zehn Prozent von 55,6 auf 50,3 Millionen Mark. Darin enthalten sind 2,1 Millionen Dollar für Restrukturierungsaufwendungen. Noch krasser fällt der Profitschwund im Halbjahresvergleich auf: Während Ingram in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres einen Gewinn von 114 Millionen Dollar verbuchen konnte, mußte sich der Disti im ersten Halbjahr 1999 nur noch mit 92,6 Millionen Dollar begnügen und damit ein Minus von knapp 20 Prozent hinnehmen.

Greg Spierkel, President Ingram Micro Europe, führt den Gewinnrückgang auf den anhaltenden Preisdruck vor allem bei PCs zurück. Dementsprechend sei auch die Marge bei Ingram im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Seiner Einschätzung nach wird sich daran auch in nächster Zeit nicht viel ändern. Um dieser Entwicklung nicht tatenlos zuzuschauen, wurden im ersten Quartal Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, die sich nach den Worten von Spierkel bereits jetzt im Ergebnis niederschlagen.

"Wir konnten unser Kostenniveau gemessen am weltweiten Umsatz von 4,1 auf knapp 3,8 Prozent senken. Zum Ende dieses Jahres peilen wir 3,5 Prozent an." Beigetragen dazu hätten auch die Entlassungen, die vor einigen Wochen angekündigt wurden.

Macrotron heisst jetzt Ingram Macrotron

An der Kostenschraube muß aber nicht nur in Nordamerika und dem Rest der Welt gedreht werden, sondern zum großen Teil auch auf dem alten Kontinent. Das weiß auch Spierkel, der innerhalb eines Jahres bereits der dritte Europa-Chef des Distributors ist. "Zu viele Managementwechsel an der Unternehmensspitze wirken destabilisierend", weiß er und fügt hinzu: "Ich werde jetzt länger bleiben." Als einen seiner Vorteile nennt er umfangreiche Kenntnisse über Europa, die er während seiner früheren Tätigkeit bei Mitel Telecom sammeln konnte. Betont Spierkel:

"Ich kenne Europa besser als meine Vorgänger."

Zufrieden dürfte Spierkel schon mit Deutschland sein, wo es nach der Übernahme von Macrotron durch Ingram lange Zeit zwei Unternehmen gegeben hatte. Ab sofort aber hat dieses Chaos ein Ende. "Es gibt jetzt nur noch eine Firma, und die heißt Ingram Macrotron", erklärt der Europa-Manager. Alle Mitarbeiter von Ingram Micro Deutschland würden zu Ingram Macrotron wechseln. Außerdem soll Compu-Shack mehr in die neue Organisation einbezogen und auch europaweit sichtbarer werden. (sn)

Der Verschleiß an Europa-Chefs bei Ingram Micro ist groß: Gregory Spierkel ist bereits der dritte President Ingram Micro Europe in einem Jahr. "Ich werde länger bleiben", verspricht er.

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