GI warnt vor oberfächlicher Informatikausbildung

15.10.1998

MAGDEBURG: Neue Ausbildungsmodelle dürfen nicht zu Lasten der Kompetenz gehen. Vielmehr braucht der Standort Deutschland qualifizierte IT-Fachkräfte. Neben Ausbildungsfragen wurde auf der 28. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) in Magdeburg die Bedeutung von Multimedia für die Wirtschaft erörtert."Informatik ist nicht alles, aber ohne Informatik ist alles nichts mehr." Mit diesen Worten umschrieb Gerhard Barth, Präsident der Gesellschaft für Informatik, die Bedeutung, die Informatik und Computertechnik in sehr kurzer Zeit für Wirtschaft und Gesellschaft gewonnen habe.

Auf der Jahrestagung der GI in Magdeburg erklärte Barth weiter, daß heute nicht nur der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens von der Zuverlässigkeit der IT-Systeme abhänge. Multimedia bietet auch die Chance, sich zur Jobmaschine im nächsten Jahrtausend zu entwickeln. Informationstechnologie habe kommerziell zunehmend an Attraktivität gewonnen, da sich auf diese Weise Produkte für einen weltweiten Massenmarkt herstellen lassen. Bereits jetzt erlebe die Branche eine stürmische Entwicklung, deren Ende nicht abzusehen sei.

Bald mehr Beschäftigte in der IT-Branche als in der Automobilindustrie

Der rasante Erfolg von Computeranwendungen bringt jedoch auch Probleme mit sich. Aufstöhnen läßt die Branche vor allem der an Fachkräften nahezu leergefegte DV-Markt. Nach einer vor wenigen Wochen vom Bundesforschungsministerium vorgelegten Studie soll die IT-Branche in den nächsten drei bis vier Jahren die

Automobilbranche als Arbeitgeber überholen.

Die Zahl der Arbeitsplätze soll von 710.000 im Jahr 1996 auf 990.000 im Jahr 2001 steigen. Das ergibt einen Bedarf von 280.000 Fachkräften aus den verschiedensten Fachrichtungen. Sie alle müßten jedoch eine gemeinsame Qualifikation haben, betonte die GI.

Bereits heute reagieren Politik, Wirtschaft und Hochschulen auf die immense Nachfrage nach DV-Fachkräften mit einer Palette neuer Lehrberufe. Auch das Angebot für Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten ist bereits breitgefächert. Darüber hinaus werden derzeit an den Universitäten neue Studiengänge und Studienformen eingeführt.

So sehr diese Schritte zu begrüßen seien, dürften sie keinesfalls zu Lasten der Informatikkompetenz gehen, warnte die Gesellschaft für Informatik. Sie befürchtet, daß in Zukunft aufgrund einer schnellen Ausbildung zu wenig Wert auf Informatikmethoden gelegt werden könnte. Die fatale Folge wäre ein Verlust an Kompetenz, Qualifikation und Wettbewerbsfähigkeit.

Barth betonte zudem die Notwendigkeit, die Qualität der Informatikausbildung nicht zu kurz kommen zu lassen: "Unsere Fachkompetenz ist Deutschlands größtes Kapital für die Zukunft." Und diese wiederum resultiere insbesondere aus den akademisch-technischen Ausbildungsmodellen und dem methodischen Herangehen an Problemlösungen. Damit habe sich Deutschland den Ruf

"Made in Germany" erworben. Bei allem Druck aus der Branche dürfe dieses Gütesiegel nicht aufs Spiel

gesetzt werden. (god)

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