Gigabit Ethernet

24.04.1998

Geht es nach den Propagandisten des Gigabit Ethernet-Lagers, brechen herrliche Zeiten für LANs an. Denn mit nicht weniger als 1000 MB/s sollen Daten durch Ethernet-Netze jagen und damit den Alternativen ATM oder FDDI zumindest in diesem Bereich den Garaus machen.

Doch die neue Verbindungshoffnung glänzt vorerst vor allem mit mangelnden Standards. Diese sollten zwar im März dieses Jahres verabschiedet sein und damit die notwendige Interoperabilität der Gigabit-Produkte garantieren. Doch wie so oft konnten sich die im Gigabit-Gremium vereinten Hersteller noch nicht einigen. Der offizielle Grund lautet: Der Funktionsnachweis für die Übertragung von 1.000 MB/s in Netzen mit Lichtwellenleiter konnte nicht rechtzeitig vorgelegt werden. Inoffiziell aber war zu hören: Jeder Hersteller versucht, soviel eigene Entwicklung wie möglich in die Standards zu drücken und damit weitere Entwicklungskosten zu sparen. "In Standardisierungsgremien wird gefeilscht wie auf einem Basar", machte ein Branchenkenner auf der CeBIT seinem Ärger Luft.

So sind die Gigabit-Produkte derzeit durch die Bank proprietär. Zwar versprechen alle Hersteller werbewirksam sogenannte Uplinks auf die Standards. Wann diese endgültig verabschiedet sind, steht derzeit noch dahin. "Frühestens Ende dieses Jahres", ist von Kennern zu erfahren. Doch selbst dann garantieren Standards noch lange nicht, daß die Geräte miteinander kommunizieren. Denn der grundsätzliche Mangel der Standards liegt auf der Hand: Es werden nur die zur Verbindung physikalisch notwendigen Transportdienste festgelegt. "Die eigentliche Aufgabe aber besteht darin, zusätzlich zu den Standards weitere Dienste wie etwa Management zu implementieren. Diese machen den jeweiligen Mehrwert der Produkte aus und sind deshalb wieder proprietär", schildert ein deutscher Netzwerkspezialist die tatsächliche Produktstrategie.

Trotzdem beeilen sich neben den zahlreichen Start-up-Unternehmen alle großen Hersteller, Gigabit-Ethernet-Komponenten anzubieten. "Als großer Hersteller muß man sich auch als Technologieführer präsentieren. Das erwarten unsere Kunden", ist sich Hanspeter Quadri, Geschäftsführer Networking für Zentraleuropa bei IBM, sicher. Doch wie eng die Grenzen der Technologieführer gezogen sind, beweist die derzeitige Analysten-Kritik an den Produkten des Routerkönigs Cisco. Dieser hatte 1996 den amerikanischen Gigabt-Anbieter Granite erworben und dessen Technologie in die hauseigenen Switche implementiert. Da dabei vor allem die Rückwärtskompatibilität der Komponenten gewahrt bleiben mußte, setzte Cisco auf die alten Boards ("Backplane"), auf denen die verschiedenen, für die Datenübermittlung erforderlichen Protokollstacks aufgesetzt werden. Doch laut den Marktforschern ist diese Backplane den Hochgeschwindigkeitsanforderungen nicht gewachsen. "Die Backplane ist überaltet", urteilt die Meta Group kategorisch.

Viele setzen auf den Gigabit-Markt: Der Gigabit-Router der Nbase Europe Gmbh aus Dietzenbach und die Gigabit-Adapterkarte von Netzwerkdistributor Compushack aus Neuwied.

Beispiel für die Aufwertung datenintensiver Workgroups durch Gigabit: Die Switche ermöglichen volle 100-MB-Leistung, statt sie zwischen den Workgroups verteilen zu müssen.

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