Godesys wagt Web-Spagat

04.03.2004
Im Gegensatz zur Konkurrenz zierte sich Godesys-Chef Godelef Kühl lange, seine Entscheidung für eine Web-Services-Plattform zu treffen. Jetzt wagt der Gründer des Softwarehauses den Spagat zwischen Dotnet und J2EE.

Bis 2005 will der Hersteller von Unternehmenssoftware für den Mittelstand die Kernprozesse seiner auf Apertum-Code basierenden "SO: Business Software" am Server auf J2EE portieren. Am Arbeitsplatz setzt der 37-jährige Godelef Kühl dagegen mit dem Smart-Client auf Dotnet-Technologie von Microsoft. "Wir wollen in beiden Welten vertreten sein", begründet der Godesys-Vorstand seine Entscheidung.

Linux-Client erweitert Betriebssystem-Auswahl

Mit dieser Strategie pocht der jugendliche Kühl auf seine Unabhängigkeit von einem einzigen Technologielieferanten. Auch beim Betriebssystem setzt der gebürtige Hannoveraner auf Vielfalt. Bis 2005 will der Godesys-Vorstand auch einen Linux-Client für sein Anwendungspaket präsentieren. Bei der Datenbankplattform bietet das Mainzer-Softwarehaus seinen Kunden bereits die Wahl zwischen Oracle, IBM und Microsoft.

Mobile Komponente für PDAs und Smartphones

Neben der Plattformvielfalt bietet Godesys seinen SO-Anwendern jetzt einen mobilen Client an. Die Lösung unterstützt den Informationen zufolge die Plattformen "Symbian" vom gleichnamigen Konsortium und "Pocket PC" von Microsoft. "Palm OS" sei in der Planung. "Durch die Verwendung der Push-Technologie lassen sich Mitarbeiter aktiv steuern und informieren", betont Unternehmensgründer Godelef Kühl. Den Datenabgleich mit der zentralen ERP-Lösung steuert das System über SMS oder wahlweise GPRS. Als erste Applikation stellte das Softwarehaus "SO: Mobile Service" für den technischen Außendienst vor. Eingehende Störmeldungen, Wartungseinsätze oder Installationsaufträge können dabei vom Dispatcher einzelnen Servicetechnikern zugewiesen werden. Diese haben vor Ort Zugriff auf Daten wie Lagerbestände oder installierte Gerätekomponenten. Die Rückmeldung über Material, Zeit und Kosten erfolgt noch am Einsatzort und wird an die Zentrale zur Faktura übermittelt. An mobilen Anwendungen für Vertrieb und Logistik arbeite Godesys. "Konnektoren zu anderen ERP-Anbietern sind ebenso denkbar wie ein ASP-Modell", berichtet Kühl.

Neue Holdingstruktur vereinheitlicht Marktauftritt

Der Godesys-Chef hat neben der Marschroute für seine Software auch die Rechtsform seines Unternehmens verändert. Rückwirkend zum 01.01.2004 gründete er die Godesys AG als Holdinggesellschaft. Damit führt Kühl die regionalen Aktivitäten der deutschen Godesys-Niederlassungen und des neuen Schweizer Standortes in Aarau unter einem Dach zusammen. Die regionalen Geschäftsführer behalten die Verantwortung für das Tagesgeschäft vor Ort. Vorstand und Hauptaktionär bleibt der Unternehmensgründer Godelef Kühl. Als Vorstand für Technik und Entwicklung fungiert Christian Simon (39). Designierter Aufsichtsratsvorsitzender der Godesys AG ist Hans Hermann Caffier (55), der unter anderem das Mittelstandsgeschäft bei IBM leitete und bis zu seinem Ausscheiden im Sommer 2003 Mitglied des Vorstands bei T-Systems war.

Meinung des Redakteurs

Godesys hat sich für J2EE und gegen Microsoft entschieden. Der Dotnet-Smart-Client ist allerdings ein Eingeständnis an die Gates-Company, dass am Frontend im Mittelstand kaum ein Weg an den Redmondern vorbeiführt. Das Mainzer-Softwarehaus folgt mit dieser Entscheidung der Strategie der CIS AG aus Hannover mit "Semiramis" und positioniert sich als weitere Java-Alternative zu seinen Wettbewerbern AP AG und Stepahead.

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