Immer mehr und größere Geräte

Green CE alles nur Schmu?

29.08.2008
Moderne Flachbildfernseher verbrauchen teils viel mehr Strom als ihre alten Röhrenvettern. Energieeffizienz wird aber auch in der Unterhaltungselektronik groß geschrieben, wenn auch oft nur als Marketinginstrument.

Moderne Flachbildfernseher verbrauchen teils viel mehr Strom als ihre alten Röhrenvettern. Energieeffizienz wird aber auch in der Unterhaltungselektronik groß geschrieben, wenn auch oft nur als Marketinginstrument. Die IFA 2008 steht für viele Hersteller ganz im Zeichen der Farbe grün.

Und auch die meisten Bundesbürger haben angesichts steigender Energiekosten ein grünes Herz entwickelt. An der Schwelle zum Wohnzimmer hört dieses aber oft zu schlagen auf, wie "Der Spiegel" süffisant feststellt. Würde eine 100-Watt-Birne mehrere Stunden am Tag brennen, hätten viele sie längst gegen eine Energiesparlampe ausgetauscht. Den Dauerbetrieb des Fernsehers, bei Nacht meist auch Stand-by kümmert aber nur wenige.

Ein Röhrenfernseher mit 76 cm (30 Zoll) verbraucht 176 kWh Strom im Jahr, ein fast doppelt so großer Plasmabildschirm (55") dagegen 730 kWh. Gute Kühlschränke, früher die Stromfresser schlechthin, bringen es heute gerade mal auf 100 bis 200 kWh, trotz des Dauerbetriebs.

EU-Energielabel kommt

Bei weißer Ware gibt es schon seit langem jeweilige Hinweise über die Energieeffizienz, die auch von den meisten Kunden beachtet werden. Bei brauner Ware, sprich Unterhaltungselektronik, fehlen solche Hinweise jedoch. Und wer weiß schon, was ein neuer Flachbildfernseher verbrauchen sollte?

Deshalb fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine eindeutige Kennzeichnungspflicht für Fernseher. Aufklärung der Verbraucher tut offenbar auch Not, denn: "Die Verbraucher sind nicht sensibilisiert", wird Stéphanie Zangl vom Freiburger Ökoinstitut in Spiegel.de zitiert.

Die Vielzahl neuer, immer größer Fernseher mit immer mehr Features nebst Peripherie wie Decoder, Digitaltuner und Co., die in den Haushalten Einzug hält, lässt das Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) zu der nüchternen Erkenntnis kommen, dass der TV-bezogene Stromverbrauch sich zwischen 2005 und 2010 von 50 auf 100 Terawattstunden mehr als verdoppeln wird.

Sharp, Samsung, Toshiba, Philips, fast alle TV-Hersteller werben auf der IFA mit grünen Technologien und Energieeffizienz. Der Trick liegt oft darin, die Hintergrundbeleuchtung zu reduzieren oder wie bei Samsungs neuen LCD-TVs mit LEDs statt CCFL-Lampen, lokal zu dimmen.

Die EU bereitet indes schon Energieeffizienzklassen vor, die 2010 eingeführt werden sollen. "Das Energielabel wird zu einem gewaltigen Marktinginstrument", meint Lutz Stobbe vom Fraunhofer IZM und erwartet, dass mit Einführung des Labels sich auch das Bewusstsein der Verbraucher ändern wird.

Hersteller, die sich rechtzeitig "grün" gäben, hätten dann bessere Chancen, ihre Produkte abzusetzen. Gleichzeitig warnt Stobbe aber auch, dass das Energielabel schnell zur Billigmarke werden könnte, von der sich die Hersteller im High-End-Segment durch Qualität abgrenzen könnten. Denn das Energielabel belegt nur den Stromverbrauch, nicht wie lange die LEDs zum Beispiel halten und nicht die Qualität. (kh)

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