Montana Tech Components des österreichischen Investors Michael Tojner

Großaktionär will Batteriekonzern Varta frisches Geld zuschießen

20.03.2023
Der schwächelnde Batteriekonzern Varta will sich zur kurzfristigen Finanzierung frisches Geld von seinem Mehrheitsaktionär besorgen.
Nach dem Gewinneinbruch im Jahr 2022 hat die Varta AG ein Restrukturierungskonzept erarbeitet.
Nach dem Gewinneinbruch im Jahr 2022 hat die Varta AG ein Restrukturierungskonzept erarbeitet.
Foto: MDart10 - shutterstock.com

Über eine Kapitalerhöhung soll die Gesellschaft Montana Tech Components des österreichischen Investors Michael Tojner 50 Millionen Euro zuschießen. Voraussetzung ist jedoch, dass sich Varta mit seinen finanzierenden Banken einigt. Ein umfassendes Restrukturierungskonzept soll das Unternehmen wieder auf Kurs bringen. Die geplanten Sparmaßnahmen werden auch das Personal treffen. Das Restrukturierungskonzept sichert dabei Tojner zufolge "die Zukunftsfähigkeit von Varta".

Die im Kleinwertesegment SDax notierte Aktie sackte am Montag in den ersten Handelsminuten um bis zu 15 Prozent ab und erholte sich danach nur geringfügig. Mit einem Abschlag von zuletzt elf Prozent setzte der Kurs seinen Abwärtstrend nach einer kurzen Erholungsphase fort. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sank der Börsenwert des Unternehmens um etwas mehr als 70 Prozent auf nur noch eine Milliarde Euro.

Varta befinde sich mit den finanzierenden Banken in fortgeschrittenen Gesprächen zu weitreichenden Restrukturierungsmaßnahmen, um das Unternehmen finanziell und operativ zu stabilisieren, teilte das Unternehmen am Montag mit. Im Rahmen eines Sanierungsgutachtens des Wirtschaftsprüfer KPMG sei dazu ein Konzept erarbeitet worden. Das Gutachten bestätige Varta "die Restrukturierungsfähigkeit und klare Wachstumsperspektiven". Das Unternehmen stehe dabei mit den Banken und Montana Tech Components in fortgeschrittenen Gesprächen zur langfristigen Finanzierungssicherung, hieß es.

Als Voraussetzung für die Restrukturierungsfähigkeit sind demzufolge Einsparungen in den Bereichen Beschaffung, interne Prozesse und Personal sowie eine weitere Verbreiterung der Kundenbasis sowie Investitionen in Wachstumsfelder nötig. Wie viele Arbeitsplätze dabei zur Disposition stehen könnten, erläuterte Varta noch nicht. Das Unternehmen werde mit dem Betriebsrat zeitnah Gespräche über die konkrete Ausgestaltung führen.

Mit den Maßnahmen will das Unternehmen vor allem die Profitabilität im zuletzt schwächelnden Geschäft mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für wiederaufladbare kabellose Kopfhörer sowie mit Haushaltsbatterien steigern. Das Konzept steht noch unter dem Vorbehalt der finalen Zustimmung der zuständigen Gremien der Gläubigerbanken.

Als ersten Schritt will sich Varta frisches Geld besorgen. Das Unternehmen will dabei bis zu rund vier Millionen neue Aktien platzieren - zu einem Verkaufspreis, der den Börsenkurs der Varta-Papiere nicht wesentlich unterschreite. Die neuen Aktien sollen allein von einer Tochter des Großaktionärs Montana Tech Components gezeichnet werden. Montana sichere dies durch eine Zeichnungsgarantie ab. Voraussetzung ist jedoch eine Einigung mit den Banken. Diese steht noch aus. Der Vorstand um Sprecher Markus Hackstein sei überzeugt, diese in den Gesprächen mit den Banken "kurzfristig zu erzielen", hieß es. Die Gesellschaft Montana Tech des österreichischen Investors Tojner hält derzeit 50 Prozent an dem Batteriekonzern. Tojner ist auch Aufsichtsratschef bei Varta.

Varta hatte zuletzt unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Für das laufende Jahr hatte das Unternehmen einen Einbruch des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 283 Millionen im Vorjahr auf 55 bis 60 Millionen Euro sowie einen Umsatzrückgang in Aussicht gestellt. Das Unternehmen leidet derzeit unter hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie anhaltenden Lieferkettenproblemen.

Die 2022er-Zahlen sollen erst am 26. April 2023 vorgelegt werden. Varta begründete dies mit einem Wechsel der Wirtschaftsprüfer von KPMG zu PWC. Viele Prozesse im Berichts- und Prüfungsprozess müssten daher neu aufgesetzt werden.

"Die aktuell wirtschaftlich herausfordernde Lage erfordert klare Schritte, um wieder erfolgreich und profitabel wirtschaften zu können", begründete Vorstandssprecher Hackstein die geplanten Schritte. Mit dem Konzept halte Varta die Balance zwischen "notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen und der Entwicklung unserer Wachstumspotenziale". (dpa/rw)

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