Privatsphäre im Netz ist für die überwiegende Mehrheit der Internetnutzer ein bedeutendes Thema. Über 90 Prozent der US-User bewerten die Online-Privatsphäre als "wichtige" oder zumindest "einigermaßen wichtige" Angelegenheit, so das Ergebnis einer Untersuchung von Truste. Die Organisation verfolgt die Datenschutzpraktiken von Webseiten von großen Internetfirmen wie Google oder Yahoo. "Der Wert deckt sich mit meinen Erfahrungen, wobei es bei Umfragen stets auf die Art der Fragestellung ankommt. Es zeigt sich allerdings, dass nicht 90 Prozent der Nutzer, sondern sehr viel weniger eine Datenschutzkonfiguration ihrer Accounts vornehmen, deren Standardeinstellungen üblicherweise nicht datenschutzfreundlich sind", kommentiert Marit Hansen, stellvertretende Leitern des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD), die Untersuchung.
Laut der Studie fühlen sich nur 28 Prozent der User wohl dabei, dass Unternehmen zielgerichtete Werbung im Netz schalten, die sich am persönlichen Surfverhalten orientiert. Über die Hälfte der Befragten gab an, dies ausdrücklich als unangenehm zu empfinden. 75 Prozent stimmten der Aussage zu, das Web sei nicht gut reguliert und naive User könnten leicht ausgenutzt werden. "Auf die Spitze getrieben wird das Problem dann, wenn man sich überlegt, wie Daten, die man selbst oder andere über einen veröffentlicht haben, einen vielleicht Jahre später in ein unerwünschtes Licht rücken können", meint Hansen. Daher sei sowohl eine Verbesserung der Medienkompetenzen als auch eine Weiterentwicklung im juristischen Bereich sowie nicht zuletzt ein besserer Selbstschutz der User notwendig.
Die Untersuchung kommt zu einem Zeitpunkt, da das Thema Privatsphäre im Internet bereits heftig diskutiert wird. Aktionen wie Facebooks AGB-Änderungen oder die Einführung interessenbasierter Anzeigen von Google sorgten regelmäßig für Diskussionsstoff und Warnungen seitens der Datenschützer. Im Fall von Facebook waren die Proteste der Nutzer letztlich so vehement, dass das soziale Netzwerke - zumindest vorerst - zu seinen alten Nutzungsbedingungen zurückkehrte. Google wiederum versuchte Kritikern bereits von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen und führte gleichzeitig zu den neuen Anzeigen auch ein Online-System ein, dass den Usern mehr Transparenz und Kontrolle über die personalisierte Werbung ermöglicht.
Obwohl die Thematik Datenschutz und Online-Privatsphäre laut der Studie zwar vielen Menschen am Herzen liegt, wissen offenbar nur wenige tatsächlich darüber Bescheid, wie sie sich im Netz richtig schützen können. "Es scheint hier eine Trennung im Bewusstsein zu geben", sagt Alissa Cooper, Chief Computer Scientist beim Center for Democracy and Technology, gegenüber der New York Times. Die Konsumenten wüssten wohl nicht, wie viele Daten gesammelt und welche Daten gesammelt würden. Es gebe zwar ein hohes Verständnis allgemein, aber nicht ausreichen dafür, dass die User eine "informierte Wahl" treffen könnten. Das bestätigt auch Hansen auf Nachfrage von pressetext: "Viele haben keine Vorstellung davon, was mit ihren Daten online geschehen kann. Vielen ist auch nicht bekannt, dass sie Datenspuren hinterlassen und wie aussagekräftig diese sind."
So gaben auch nur 15 Prozent der von Truste Befragten an, die Nutzungsbedingungen zum Thema Privatsphäre auf den Webseiten zu lesen. Weniger als die Hälfte schauen überhaupt regelmäßig nach, ob die Seiten derlei Privatsphäre-Bestimmungen auf ihren Plattformen anführen. Um im Web möglichst anonym zu bleiben, bedienen sich 41 Prozent eines Browsers, der Cookies und die Web-History löscht. Etwa genauso viele setzen spezielle Software ein, um das Netz anonym nutzen zu können. Während etwas mehr als die Hälfte der User mehr Verantwortung seitens der Regierung sehen will, sprechen sich 75 Prozent für Selbstverantwortung zum Schutz der persönlichen Daten aus. (pte/rw)