Der CP-Querschläger

Grünes Gewissen - vom TÜV geprüft

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Zeugt ein grünes TÜV-Siegel tatsächlich von einer umweltbewussten IT-Lösung? Der CP-Querschläger hinterfragt den Sinn des neuen Labels.

Deutschland, deine Regelwut! Nicht genug damit, dass das Waldsterben und die Vernichtung der Regenwälder vermutlich auf die Vorschriftenmanie zertifizierter Aktenanleger zurückzuführen ist, nun soll die Elite der postbürokratischen Drehstuhlbesetzer auch noch das Siegel einer umweltfreundlichen IT vergeben? Gegen Geld natürlich, wovon wir, wie zuletzt zu lesen, anscheinend im Überfluss bei Bundestante Merkel unterm Kopfkissen liegen haben.

Jetzt wollen IT-Hersteller mit ihrem hochgiftigen Sondermüll ihr umweltpolitisches Restgewissen demonstrieren. Und der TÜV, immer auf der Suche nach neuen Einnahmequellen wie ASU, ISO oder Schadstoffplaketten, soll dabei helfen. Wie beim Feinstaub, der unzweifelhaft gefährlicher ist als die zuvor produzierten groben Partikel. Inzwischen zieren die bunten Plaketten die Windschutzscheiben, und was hat es gebracht?

Kommen jetzt demnächst Warnhinweise auf die IT-Gerätschaften, dass Funkwellen die Spermatozoen schädigen können? Oder "Die Herstellung von Platinen vergiftet unser Trinkwasser"?

Wenn es, wie aus der Werbung zu erfahren, vor allem um Energieeinsparung geht, gibt es genügend andere Organisationen, die glaubhaft darstellen können, wie viel Strom ein PC oder Notebook verbraucht. Fachzeitschriften verlangen dafür übrigens nichts extra, und die ohnehin schon mit unnötigsten Aufklebern verschandelten Kisten brauchen nicht noch hässlicher zu werden.

IT ist eben nicht grün, es sei denn, man hilft mit Farbe nach! Wie wäre es, wenn schadstoffhaltige Produkte, deren Herstellung oder Betrieb umweltschädigend ist, verboten würden? Das wäre ein Schritt hin zur sogenannten "Green IT". Die Auswirkungen wären schnell spürbar, die Billigproduktion in Schwellen- und Entwicklungsländern allerdings gefährdet. Wer will das? Der TÜV? Die Industrie? Die Kunden? Wir Fachhändler?

Mein Fazit: Wer sich mit einer scheinheiligen Plakette der Obrigkeit wohler fühlt, dem sei sie gegönnt. An der Welt ändert die deutsche Sonderlösung nichts, nur am Preis!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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