Gvision: "Eine neue Markeverkauft sich nur über den Preis oder über Features"

02.05.2003
Als OEM-Partner von LCD-Monitoren muss der taiwanische Hersteller Gvisionmit den OEM-Wölfen heulen. Als Anbieter der noch relativ neuen Marke Princeton gelten für ihn jedoch andere Gesetze. Welche das sind, und wie sich der LCD-Markt entwickelt,darüber gab Gvision-Chef Victor Lai Auskunft.

Nachdem selbst Marken-LCDs heute schon für unter 300 Euro über den Ladentisch gehen, kann Gvision-President Victor Lai über den Zorn einiger Mitbewerber Anfang 2001 nur lächeln. Damals hatte er mit einem Media-Markt-Angebot von unter 1.000 Mark für ein 15-Zoll-Gerät für mächtigen Wirbel im Markt gesorgt. Im OEM-Markt kann Gvision aufgrund der Abhängigkeit von den Panel- und Komponentenherstellern kaum neue Preispunkte setzen. Als Anbieter der Marke "Princeton", mit der die Tochter Neodis seit Oktober vergangenen Jahres auf dem deutschen Markt ist, setzt das Unternehmen nach eigener Aussage eher auf Qualität und Leistung denn auf billig, billiger, am billigsten. "Als Newcomer haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie gehen wie die meisten über den Preis und damit den leichten Weg oder über zusätzliche Features, Support und Leistung, sprich: den Mehrwert. Bei Princeton haben wir uns für den zweiten Weg entschieden", erklärt Lai.

Einen echten Mehrwert sieht er zum Beispiel bei neuen Geräten mit integriertem Flash-Kartenleser. Außerdem unterstreicht Lai, dass Geräte der Princeton-Familie "schlanker und moderner" wirkten als die im OEM-Kanal angebotenen LCD-Monitore. Sein Ziel ist es, Princeton als "Product Company" in den Vordergrund zu stellen. Viel Geld in Marketing-Tamtam will Lai aber nicht investieren. Schließlich habe man nach seinen Aussagen auch so schon in kurzer Zeit einen Marktanteil von drei bis vier Prozent in Deutschland erreicht. Mit der Marke Princeton allein war dies - trotz einer Promarkt-Aktion im Dezember - aber wohl nicht zu schaffen. Immerhin ist Neodis-Chef Mario Gunsch mittlerweile wohl von seinem Anspruch abgerückt, den Fachhandel direkt zu umwerben und konnte einige Distributoren, darunter auch Astra als größten, gewinnen. Den Broadlinern zeigt er dennoch weiterhin die kalte Schulter.

Die unlängst eingesetzte Panel-Knappheit führt Gvision-Chef Lai zum Teil darauf zurück, dass Samsung und einige andere Hauptlieferanten nicht alle Kapazitäten geöffnet hätten. "Preisanpassungen sind über kurz oder lang nicht auszuschließen", so Lai. Allerdings nehmen Samsung und AU Optronics in Taiwan Mitte des Jahres die Produktion der fünften Generation auf, womit schwer zu sagen sei, wie sich die Preise dieses Jahr entwickeln werden.

Fabriken der fünften Generation machen die Produktion größerer Panels ab 17 Zoll effektiver und billiger. "Wir bewegen uns hier in einer Industrie, die eher von der Panel-Produktion als von wirklicher Nachfrage angetrieben wird", erklärt Lai. Die Nachfrage nach 15-Zöllern sei immer noch größer als das Angebot. Derzeit liege der Preisunterschied zwischen 15- und 17-Zoll-Panels bei noch nicht mal 80 Dollar. Je geringer der Abstand, desto wahrscheinlicher sei es, dass der Markt sich Richtung 17-Zoll-Geräten entwickelt. "Das Monitorgeschäft ist nicht einfach. Es ist mit praktisch null Margen und hohen finanziellen Lasten verbunden", seufzt Lai. Da müsse man sich schon dem Markt anpassen. Wer aber nur darauf aus sei, große Volumina zu generieren, gehe auch ein großes Risiko ein. "Da LCD-Monitore nicht am PC-Markt hängen, gibt es für uns aber noch Wachstum", so Lai. Nach dem Break-even und massiven Investitionen will er den Umsatz in diesem Jahr um 50 Prozent auf umgerechnet 1,58 Milliarden Dollar hieven. 40 Prozent davon verspricht sich Lai aus Europa, einschließlich OEM- und Marken-Business.

Wie viele andere Hersteller hatte auch Gvision LCD-TV-Geräte auf der Cebit vorgestellt. Lai sieht das ganze Thema, das von Mitbewerbern schon als neue Revolution verkauft wird, noch stark mythosbehaftet. Er rechnet damit, dass bis zum großen Durchbruch noch etwa zwei Jahre vergehen werden.

www.gvision.com.tw

www.princeton.de

ComputerPartner-Meinung

Als Newcomer mit der Marke Princton in den deutschen, hart umkämpften Monitormarkt einzusteigen, ist mutig. Um hier zu Lande einen lohnenden Marktanteil abzugreifen, muss der Neueinsteiger entsprechende Preispunkte setzen. Ansonsten hat ein weiterer Anbieter keine Chance - insbesondere, wenn er nicht viel Geld in Marketing investieren will. (kh)

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