Handy-Verbot an Bayerns Schulen

20.07.2006
Bayerns Schülerinnen und Schüler müssen ab diesem Herbst ohne Handys in der Schule leben. Denn

Anders als beispielsweise in Hessen oder dem Saarland müssen Bayerns Schülerinnen und Schüler ab diesem Herbst ohne Handys in der Schule leben. Denn die regierende CSU hat am gestrigen Mittwoch mit ihrer Zweidrittelmehrheit im bayerischen Parlament eine Änderung des Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes durchgesetzt, die unter anderem ein Hand-Verbot an Schulen vom kommenden Herbst an festschreibt.

Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) hatte das Verbot mit dem Argument begründet, die Möglichkeiten, Gewalt- und Pornodarstellungen per Mobiltelefon zu übermitteln, stiegen von Monat zu Monat. Überdies gäbe es keinen Grund, warum Kinder im Unterricht oder der Pause telefonieren sollten.

Dennoch dürfen die Schüler ihre Handys in die Schule mitnehmen. Aber sie nur im Notfall benützen. "Notfall" heißt: Sie dürfen ihre Eltern anrufen, wenn es früher oder später wird, oder wegen Krankheit.

Meinung des Redakteurs:

Abgesehen davon, dass auch "Baumärkte, Altersheime, Massagesalons und das bayrische Kultusministerium auch keine Orte zum Telefonieren sind, trotzdem verbietet es da niemand" (SZ vom 29.03.2006), abgesehen davon, dass bis jetzt niemand weiß, wie man die Erklärung von Bayerns Landesfürstem Edmund Stoiber - "Ein wichtiges Anliegen war der CSU-Fraktion der Einsatz der IuK-Technologie an Schulen. Was in meiner Schulzeit noch Rechenschieber und Schreibmaschinen waren, sind für die Schülerinnen und Schüler heute Computer und Internet. Bereits im Rahmen der Offensive Zukunft Bayern haben wir deshalb in die EDV-Ausstattung der Schulen investiert. Mit weiteren 60 Millionen DM wird die Hardware- und Softwareausstattung an Schulen nochmals gefördert." (E. Stoiber am 12. Oktober 1999 vor dem bayerischen Landtag) - mit diesem Verbot in Einklang bringen soll; abgesehen davon, dass Stoibers Bekenntnis zum mündigen Bürger - "Heute geht es darum, die Kreativität, den Willen zu eigenverantwortlichem Handeln zu fördern und ihn nicht durch staatliche Regulierung zu ersticken..." (ibid) - bei der CSU offensichtlich überhört wurde beziehungsweise es mündige Schüler in Bayerns Schulen nicht geben soll - abgesehen davon und von einigem anderem Ungereimten: Warum braucht man in Bayern ein Gesetz, um das störende und nervende Geklingel und Gesimse im Unterricht zu unterbinden? Waren Handys bis dato in Klassenzimmern sonderlich erwünscht? Sind im Unterricht Mobiltelefone nicht sowieso auszuschalten?

Das wirkliche Problem der Gewaltverherrlichung ist lediglich vors Schultor verlagert. Ist dadurch das Problem gelöst? (wl)

Zur Startseite