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Handynutzer verschenken jährlich 230 Euro

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Gute Nachrichten für den Fachhandel: Drei von vier Handynutzern zahlen mehr als sie eigentlich müssten.
Foto: Fotolia, Gina Sanders

Drei von vier Handynutzern haben einen schlechten Vertrag. Die meisten wählen aus Angst vor Volumenüberschreitungen Tarife mit zu viel Freiminuten, die sie meist nur zu einem Viertel nutzen. Manche sind hingegen zu knauserig und bezahlen Unsummen für Übertretungen der inkludierten Gesprächszeiten und Downloads. Allein die Briten zahlen dadurch 5,7 Mrd. Euro zu viel an Handygebühren. Das haben Mathematiker der Universität Oxford in einer Untersuchung von 28.000 Handyrechnungen herausgefunden.

"Die Ergebnisse entsprechen auch der Situation hierzulande", betont die Konsumentenschützerin Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer Wien. "Viele verfehlen Ihren maßgeschneiderten Tarif, indem sie komfortablen Packages auf dem Leim gehen, die sie jedoch nie ausschöpfen können. Suggeriert wird ein günstiger Preis, bei dem beispielsweise 1.000 Freiminuten 'gratis' dabei sind. Zudem verschätzen sich viele im Konsumverhalten, besonders beim Download über das mobile Internet", so die Expertin.

Die Briten senden laut der aktuellen Studie 300 SMS pro Monat und laden im selben Zeitraum 133 Megabyte auf ihr Smartphone - wobei nur jeder zwanzigste mehr als 500 Megabyte verbraucht. Von den umgerechnet 500 Euro pro Jahr, die sie dafür ausgeben, könnten drei von vier Handynutzern im Schnitt 230 Euro pro Jahr einsparen, wenn sie den für sie besten Tarif wählen würden. "Jeder Zweite aus dieser Gruppe verschenkt dreimal mehr Freiminuten als er tatsächlich braucht, da die Angst vor dem Rechnungsschock so irrational groß ist", so Forschungsleiter Stelios Koundouros. .

Doch auch das Gegenteil ist häufig anzutreffen. Jeder dritte aus der Gruppe der Zuvielzahler besitzt einen Vertrag, der zu knapp für seine Ansprüche ist, und zahlt am Ende des Monats entsprechend drauf. Die Wissenschaftler erklären das dadurch, dass sich viele selbst einreden, so billiger wegzukommen - auch wenn die Abrechnung dann eine andere Sprache spricht. Jeder fünfte stimmt Freiminuten und Nutzung zwar richtig ab, lässt jedoch durch ungenutzte Gratis-Angebote des Pakets oder Vertragsverlängerungs-Prämien viel Geld liegen.

Wie teuer das Verfehlen des günstigsten Tarifes kommt, hat die Arbeiterkammer hat jüngst 21.000 anonyme Tarifabfragen auf http://www1.arbeiterkammer.at/Handytarif/ analysiert. "Unter derzeit 77 registrierten Mobilfunk-Tarifen zeigt sich, dass der drittbilligste Tarif bereits um 31 Prozent teurer ist als der billigste. Die Spanne zum mittleren Tarif beträgt sogar 81 Prozent - also 50 Euro versus 9,50 Euro. Jeder ist somit gut beraten, sein Gesprächsverhalten und die Handyrechnung im Auge zu behalten und bei der Tarifwahl genau zu kalkulieren", so Zimmer.

Forderungen richtet die Konsumentenschützerin vor allem an die Netzbetreiber. "Viele Kunden bleiben bei ihren Verträgen, da sie von hohen Wechselgebühren abgeschreckt werden oder sich lange gebunden haben. Wer sich verschätzt, sollte die Möglichkeit bekommen, in andere Tarife zumindest desselben Anbieters zu wechseln." Auf politische Lösungen hofft Zimmer hingegen für die Lichtung des Tarifedschungels. "Aufgrund vieler kleingedruckten Vertragsklauseln sind Tarifen teils kaum vergleichbar. Mehr Transparenz wäre hier nötig, zudem auch individuelle Höchstbetragsgrenzen für die Kostenfalle mobiles Internet." (pte/haf)

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