Handys werdenzu wandelnden Kommunikationszentraöen

02.04.1999

MÜNCHEN: Zu Beginn der Aera der Telekommunikation war ein Handy Statussymbol für den Geschäftsmann von Welt. Jetzt, an der Schwelle zum neuen Jahrtausend, entwickeln sich die Taschentelefone zur tragbaren Kommunikationszentrale des Otto Normalverbraucher.Die reine Erreichbarkeit per Telefon, die bislang das Alleinstellungsmerkmal für Handybesitzer war, hat sich längst überholt. Reine Sprachübertragung und SMS-Kurzmitteilungen genügen den modernen Anforderungen der Alltagsreisenden nicht mehr.

Die neue Handygeneration wird laut der Zeitschrift "Connect" auch Bilder, Daten und sogar Videos quer über den Globus funken. E-Mails per Mobiltelefon werden laut den Herstellern zur Grundausstattung gehören. Große Pläne haben die Hersteller auch mit dem Internet. Die neuen Handtelefone sollen in direktem Kontakt mit dem Netz der Netze Informationen abrufen können. Damit sind zum Beispiel Buchungen oder Bankgeschäfte auch vom Handy aus möglich. Die Folge: Der Kauf eines Handys wird immer enger mit dem Kauf eines Computers zusammenhängen - für den IT-Handel eine interessante Entwicklung.

Technische Voraussetzungen dafür sind der Internet-Standard WAP (Wireless Access Protocol) und die SIM-Toolkit-Karte (Subscriber Identification Module). Laut Einschätzung von Branchenkennern wird sich dieser Trend etwa Ende 1999 auswirken. Verstärkt wird die Entwicklung durch den sogenannten Bluetooth-Standard. Dadurch werden elektrische Geräte per Funk miteinander verbunden. Der Datenaustausch zwischen Handy und PC wird so wesentlich vereinfacht. Großer Vorteil gegenüber Infrarot: Mit der Bluetooth-Schnittstelle senden Handys Sprache und Daten auch durch Wände. Ein Nokia-Mitarbeiter lapidar: "Die funken sogar durch die Hosentasche."

Mobilfunk nuss schneller werden

Kopfzerbrechen bereitet den Key-playern im Handymarkt allerdings noch die Übertragungsgeschwindigkeit. Vor allem, wenn Bilder und Videos im Spiel sind, müssen sich die Hersteller etwas einfallen lassen. Die Lösung versprechen neue Technologien wie GPRS (General Packet Radio Service). Dabei werden die Daten zu handlichen Paketen komprimiert, die hintereinander über das Mobilfunknetz gesendet werden. Ebenso wie WAP oder Bluetooth wird GPRS aber erst Ende dieses Jahres mit voller Kraft an den Start gehen. Bereits vorgestellt, doch nach Meinung von Experten noch weit von der Praxis entfernt ist HSCSD (High Speed Circuit Switches Data). Bei dieser Technologie werden bis zu vier Mobilfunkkanäle gebündelt und für die Übertragung genutzt. Mit dieser Methode alleine kann die Geschwindigkeit auf über 57,6 Kilobit pro Sekunde angehoben werden. Die Hersteller erhoffen sich durch die Kombination dieser beiden Technologien Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilobit pro Sekunde. Die bisherige Rate im Mobilfunk liegt bei rund 9,5 Kilobit pro Sekunde, was den Versand der neuen Termine an den heimischen Rechner oder gar die Übermittlung von Bildern im Moment noch zur Jahresaufgabe machen würde.

Farbe, Design und Touchscreen

Im Jahr 1998 wurden laut Beobachtungen des Verbandes für Elektrotechnik über sechs Millionen Geräte verkauft. Damit hat jeder vierte Bundesbürger über 15 Jahre ein Handy in der Tasche stecken. Auch für die Zukunft ist die Branche optimistisch. Im Jahr 1999 rechnen die Hersteller mit rund zehn Millionen Handyneulingen. Doch während Business-Kunden bei der Aussicht auf Datenübertragung im Zug glänzende Augen bekommen, setzen die Handyhersteller bei den anvisierten Privatkunden einen ganz anderen Hebel an. Das Angebot an Niedrigpreismodellen wird im Jahr 1999 beeindruckend sein. Rund 100 Neuerscheinungen sollen den Markt überfluten - in allen Farben, Formen und Designs.

Was für alle Zielgruppen gleichermaßen gilt: Die Handtelefone müssen nach Meinung der Macher noch kleiner und leichter werden. Da das rein physisch die Finger einiger Kunden überfordern würde, müssen die Tasten in der nächsten Generation einem Farbdisplay mit Touchscreen weichen. (gn)

Die dritte Generation der Nokia Handys erscheint mit buntem

Touchscreen...

...und steht ganz unter dem Motto "From Voice to Picture".

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