Hartmut Wenzel schlägt zurück

18.05.2000
Die Vorwürfe, die der MSH-Vorstandschef gegen ihn erhebt (siehe ComputerPartner 17/00, Seite 20), will der ehemalige STS-Geschäftsführer Hartmut Wenzel nicht so stehen lassen. In einem Brief an ComputerPartner stellt er seine Sicht dar. Wir veröffentlichen den Inhalt des Schreibens im Wortlaut.

Es lag als Noch-Teilhaber der STS nicht in unserem Interesse, nachfolgende Interna nach außen zu tragen, doch möchten wir die einseitigen Aussagen des Herrn Hofmann nicht unerwidert lassen.

Wir haben bisher toleriert, dass er seine augenscheinlich nicht vorhandenen Fähigkeit, zwei Unternehmen zu integrieren, intern auf STS-Kosten wegargumentiert, doch erscheint uns seine jetzige "Öffentlichkeitsarbeit" mehr als fragwürdig.

Was man über STS wissen sollte:

-Das Unternehmen arbeitete bis zum Stichtag 30.06.99 20 Jahre ohne jeden Bankkredit und ausschließlich in der Gewinnzone. Großaufträge und Projekte wurden nur dann angenommen, wenn diese den Cashflow des Unternehmens nicht gefährdeten, das heißt, aus Eigenmitteln finanziert werden konnten. Trotz dieses "gebremsten Wachstums" wurde STS von Compaq zum "Händler des Jahrzehnts" ausgezeichnet und war jedes Jahr unter den "Top-Partnern" von Siemens zu finden.

-Wichtigste Grundlage des Erfolgs war eine nach außen und innen positiv gelebte Unternehmenskultur, die nichts mit der von Herrn Hofmann aufgeführten "Kistenschieberei" zu tun hatte. Es gab keine STS-Niederlassung, die nicht bezüglich des Standortes und der gehobenen Ausstattung jedem Vorstandstermin bezüglich Projektbesprechungen et cetera gerecht geworden wäre. Erklärtes Ziel der STS-Geschäftsleitung war, durch die überdurchschnittliche Qualität ihrer Mitarbeiter in das gehobene Projektgeschäft zu migrieren und abseits der Hardware zum bundesweit anerkannten Consulting-Unterneh-men zu avancieren.

-Nach intensiven Überlegungen fiel Anfang 1999 dann unter anderem die Entscheidung, im Bereich Computer Associates und somit im erweiterten Umfeld des Enterprise-Managements einzusteigen, und dies mit allen Konsequenzen. STS war sich durchaus bewusst, dass durch die Konzentration auf dieses neue Segment ein Großteil des Standardgeschäfts wegbrechen und die Aufbauphase über Breakeven bis hin zu den ersten Erfolgen eine erhebliche Kraftanstrengung bedeuten würde. Was dann eintrat, wurde von den zuständigen CA-Spezialisten als einmalig zielgerichtet bezeichnet:

-STS engagierte mit Herrn Sattler, Leiter der weltweiten CA-Usergroup, den auf diesem Gebiet versierten Spezialisten.

-Dieser wiederum zog weitere Spitzenkräfte nach sich und führte die Top-Technik der STS zur CA-Zertifizierung.

-Gleichzeitig wurden unsere Verkäufer und Niederlassungsleiter vertrieblich auf diese Thematik geschult, und es erfolgten unzählige Kundenbesuche, Seminare und Tagungen.

Das Ergebnis dieses intensiven Aufbaus: 104 ernsthafte Interessenten und sehr früh erfolgte Abschlüsse - obwohl man normalerweise größere Erfolge in diesem Geschäft erst nach sechs bis neun Monaten erwartet. Es ist bemerkenswert, was man mit Motivation und einem klaren Ziel vor Augen erreichen kann.

Diese Umstände waren Herrn Hofmann bis ins Detail durch Vier-Augen-Gespräche mit Herrn Berger, Prokurist der STS, und Herrn Wenzel bekannt.

Er, Herr Hofmann, war auf STS wegen eines Zusammenschlusses zugekommen - nicht STS auf ihn!

So wurde dann dem vorübergehend erwarteten Umsatz- und Gewinnrückgang im Altgeschäft ab Juli 1999 im Kaufvertrag bewusst Rechnung getragen, indem man in diesen Vertrag den vom MSH-Anwaltsbüro eingetragenen Stichtag 1. November 1999 auf den 1. Juli 1999 änderte und festsetzte - wohl wissend, dass STS finanziell genügend Substanz besaß, um dann Mitte 2000 durch überdurchschnittliche Gewinne die Rückgänge zu kompensieren.

Dann erfolgte Mitte November 1999 die erste von MSH einberufene Memorex/STS-Tagung, und 20 Jahre STS-Präsenz auf dem IT-Markt wurden in wenigen Stunden zunichte gemacht! Es gab seitens MSH weder Pläne für eine Integration noch ein klares Konzept, noch irgendwelche definierten Ziele oder Mitarbeiterverträge für eine vorgesehene Zusammenarbeit.

Aussagen wie

-MSH ist erfolgreich, das muss STS erst lernen.

-Der Stärkere wird in dem jeweiligen Verkaufsgebiet gewinnen!

-Kleinere STS-Niederlassungen werden - und damit fühlten sich fast alle STS-Niederlassungen angesprochen - geschlossen!

trugen keinesfalls zur Motivation bei.

Der Gipfel der Demotivation war dann die Demontage der beiden STS-Prokuristen, indem sie in einer kaum mehr zu übertreffenden Arroganz von Herrn Hofmann bloßgestellt wurden.

Allen war damit klar: MSH wollte die STS-Umsätze; an einer Partnerschaft oder Mitgestaltung der Geschäftsziele war man jedoch nie ernsthaft interessiert. Die Versprechen des Herrn Hofmann "Wir übernehmen von heute auf morgen das Basisgeschäft und machen STS parallel zu einer Top-IT-Company" ebenso wie die Aussage vor Vertragsabschluss "Ich besitze ausreichend Kooperationserfahrung, es darf nicht wie bei Memorex-Telex passieren, dass nur zehn Prozent der Mitarbeiter beim schwächeren Partner überleben" gerieten vollkommen in Vergessenheit.

Herr Hofmann hatte sich mit der STS sein "Spielzeug" gekauft und besitzt augenscheinlich nicht die Qualifikation oder den Willen, Menschen, die eine eigene Meinung vertreten, zukunftsorientiert zu integrieren, geschweige denn zu führen. Inzwischen hat nicht nur die komplette CA-Mannschaft gekündigt, sondern auch der Großteil der Consulting-Mitarbeiter sowie 10 von 13 Niederlassungsleitern haben sich ein neues Betätigungsfeld gesucht.

Als Herr Wenzel am 20. Januar 2000 als Geschäftsführer zurücktrat, waren - siehe beiliegende Kopien der Kontoauszüge - vier Millionen Mark an Liquidität auf den Konten vorhanden, und die Lieferanten konnten innerhalb der Zahlungsziele befriedigt werden.

Wir meinen, Herr Hofmann sollte sich auf sein Geschäft konzentrieren und die vergangenen und die jetzigen Erfolge anderer Firmen nicht in Frage stellen.

Hartmut Wenzel

im Namen der früheren STS-Geschäftsleitung

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