Telekom greift zu ungewöhnlichen Maßnahmen

„Haste mal einen Antennen-Standort für mich?“

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Die Deutsche Telekom will nicht nur, sie muss das Mobilfunknetz auch aufgrund von Auflagen der Bundesnetzagentur ausbauen. Ohne Standorte für Mobilfunkantennen geht das aber nicht – und die sind immer schwerer zu bekommen.
Deutschland klebt - da macht auch die Telekom mit und sucht in Überlingen mit Plakaten nach Mobilfunkstandorten.
Deutschland klebt - da macht auch die Telekom mit und sucht in Überlingen mit Plakaten nach Mobilfunkstandorten.
Foto: DTAG

Der Bodensee ist neben Obst und als Tourismusregion überregional auch für seine Pfahlbauten bekannt. In der Steinzeit errichteten die Menschen dort ihre Häuser am Seeufer auf Pfählen. Wie das aussah, kann man sich heute in einem liebevoll gestalteten Museum in Unteruhldingen anschauen. Nur zehn Kilometer weiter, in Überlingen, siedelten Menschen sich in der Steinzeit ähnlich an.

Die Liebe zu Pfählen ist ihnen im Lauf der Zeit aber abhandengekommen. Heute sind sie sogar strikt dagegen. So kommt es, dass die Deutsche Telekom hier trotz einiger Bemühungen keine Mobilfunkstandorte mehr findet.

Dabei bräuchte man die so dringend. Denn die Telekom will dort nicht nur das Netz ausbauen, sondern ist durch die Bundesnetzagentur sogar dazu verpflichtet, um die Grundversorgung im Innen- und Außenbereich sicherzustellen. "Die Telekom sucht hier nicht nur für sich, sondern auch für alle Netzbetreiber", teilt das Unternehmen fast entschuldigend mit.

Netz hat seine Belastungsgrenze längst erreicht

"Leider haben wir über die Kommune bisher keine geeigneten Grundstücke angeboten bekommen", sagt Daniel Eger, Kommunaler Ansprechpartner der Telekom in Baden-Württemberg. "Dabei werden die Kommunen durch uns immer frühzeitig in die Standortsuche eingebunden und können damit einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit leisten." Grundsätzlich sei das Mobilfunknetz in Überlingen in der Innenstadt und an der Seepromenade an seiner Belastungsgrenze. "Der Bedarf nach einer guten Mobilfunkversorgung nimmt weiter zu", sagt Eger. "Allein im vergangenen Jahr ist der Datenverkehr in unserem Netz wieder um 30 Prozent gestiegen."

Für einen Mobilfunkstandort zahlt die Telekom eine langfristige, "ortsübliche" Miete. Um potenzielle Vermieter zu finden, geht der Konzern jetzt sogar mit Zeitungsanzeigen und Plakaten auf die Suche. Die Suchanzeigen kleben an Plakatwänden, Bushaltestellen und natürlich auf den Verteilerkästen der Telekom. Mit ihnen wird dazu aufgerufen, Grundstücke oder Dächer unter bodensee-mobilfunk@telekom.de anzubieten. Das Problem ist aber nicht auf Überlingen beschränkt, es ist hier nur besonders drängen. Standortangebote in anderen Regionen nimmt die Telekom unter www.dfmg.de/standortangebot entgegen.

Mitbewerber Vodafone hat dieses Problem outgesourct. Er hat seine Anteile an der Funkturmtochter Vantage Towers kürzlich an die neue Oak Holdings übertragen. Dafür bekam Vodafone 4,9 Milliarden Euro und hält nun noch 64 Prozent an Oak Holdings. Bei "Oak" - dem englischen Wort für "Eiche" - schließt sich der Kreis übrigens wieder. Die Pfähle für die Pfahlbauten waren in der Regel Eichenstämme. Ob es eine Lösung wäre, die Mobilfunkantennen an Eichen aufzuhängen, muss allerdings noch geprüft werden.

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