Hausputz bei Philips: mit weniger Mitarbeitern zu mehr Marktanteilen

11.12.2003
Zentraler, transparenter und schlanker soll die Organisationsstruktur bei Philips Consumer Electronics werden. Bis Ende 2004 will das Unternehmen in Deutschland 50 Stellen und eine Führungsebene abbauen. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Thomas Hafen

Hans-Joachim Kamp, Geschäftsführer von Philips Consumer Electronics, zeichnet ein düsteres Bild: "Der Markt entwickelt sich schlechter als erwartet, nicht alle Träume der IFA haben sich erfüllt." Im August/September 2003 hätten die Umsatzzahlen im Bereich klassische Unterhaltungselektronik 7,5 Prozent unter denen des Vorjahres 2002 gelegen, bei DVD-Playern habe sich der Marktanteil der Top-3-Marken innerhalb der letzten drei Jahre von 70 Prozent auf 20 Prozent verringert, vom Preiseinbruch ganz zu schweigen.

Mit energischen Maßnahmen will Philips CE dem hartem Wettbewerb entgegentreten. Bis Ende 2004 wird das Unternehmen in Deutschland 50 Stellen abbauen und die Mannschaft von 320 auf 270 Mitarbeiter reduzieren. "Das ist schmerzhaft, aber unumgänglich", sagt Kamp. Im Vergleich zu den Kollegen im LG-Philips-Bildröhrenwerk Aachen haben es die CE-Leute noch ganz gut getroffen. LG Philips will die Aachener Fabrik Mitte 2004 schließen, 1.000 Arbeitsplätze fallen weg.

Doch nicht nur der einfache Angestellte, auch die mittlere Führungsebene ist vom Unternehmensumbau betroffen. Philips CE schichtet das komplette Marketing- und Vertriebsmanagement um. Einen Marketingleiter gibt es in Zukunft ebenso wenig wie den Channel-Manager. Stattdessen verantwortet ein Brand-Marketing-Manager das Marketing im Consumer-Bereich. Drei so genannte Senior-Business-Manager adressieren die direkten Kunden in den Sparten Television, Audio-/Video-Entertainment und PC-Peripherals.

Im Vertrieb will Philips eine klare Trennung von Endkunden-Geschäft (B2C) und Geschäftskunden-Business (B2B) erreichen. Der B2B-Bereich soll von 8 Prozent auf 15 Prozent des Gesamtgeschäfts wachsen. Kamp macht die Trennlinie zwischen Consumer- und professionellem Bereich am Portfolio fest: "Es kommt auf die Produkte an, wer für den Kunden verantwortlich ist." Überschneidungen lassen sich aber wohl nicht ausschließen. In Einzelfällen könne es sogar dazu kommen, dass derselbe Kunde vom B2C- und vom B2B-Vertrieb Besuch erhalte.

Der Konzern will das neue Organisationskonzept europaweit einführen. "Wir sind ein Spiegelbild der Organisation", so Kamp. Aber nicht nur die strukturelle Ausrichtung will Philips zentralisieren, auch Marketing, Vertrieb und Entwicklung sollen künftig länderübergreifend wirken. "Wir müssen das Rad nicht 16-mal neu erfinden", beschreibt Kamp den Vorteil der Zentralisierung.

An der Flexibilität des Konzerns werde dies nichts ändern. Ohnehin hält Kamp nichts von Hauruck-Verfahren: "Wenn jemand Aktionen mit drei oder vier Wochen Vorlaufzeit plant, ist das sehr schlechtes Marketing."

Mit der Umstrukturierung ändert sich auch einiges in der Führungsetage von Philips CE. Viele Manager bleiben zwar, erhalten aber neue Positionen. Senior-Business-Manager für die Produktgruppe A/V-Entertainment wird Frank Schwertfeger, der zuvor den Geschäftsbereich PC-Peripherals leitete. Für das Marketing dieser Sparte ist ab Januar 2004 Michael Unverwerth als Senior-Business-Manager verantwortlich, der bisher schon als Marketing-Manager für diesen Bereich fungierte.

Auch bei Kai Hillebrandt, Marketing-Manager TV, ändert sich die Funktionsbezeichnung in Senior-Business-Manager. Thomas Schade leitet in Zukunft als Sales Director den B2B-Vertrieb, Henrik Köhler bleibt für das B2C-Geschäft verantwortlich. Managerin Petra Siegfanz wechselt von CE zu Philips Hausgeräte und wird dort für die Männerdomäne Philishave verantwortlich sein. Claudio Castellani, bisher Marketing-Manager Audio, verlässt die Firma und macht sich selbstständig. Wer das neue Amt des Brand-Marketing-Managers übernimmt, steht noch nicht fest.

Meinung des Redakteurs

Ein "besserer Partner" als die Wettbewerber will Philips für den Handel sein. Doch die angekündigte Umstrukturierung wird dazu kaum etwas beitragen. Der Trennung von Konsumenten- und Geschäftskundenvertrieb fehlt die klare Linie, die Konzentration auf zentrale Strukturen, und die holländische Zentrale wird Entscheidungswege komplizierter und Reaktionszeiten länger machen.

Zur Startseite