Hercules geht die Kraft aus

04.03.2004
Guillemot kündigte überraschend am vergangenen Donnerstag den Ausstieg aus dem Grafikkartensegment an. Auch TFT-Moniotore wird es in Zukunft nicht mehr geben. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Im TFT-Markt spielte Guillemot in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle, aber bei Grafikkarten gehörte das französische Unternehmen zu den A-Brands. Gerüchte in der Branche besagen, dass Panelhersteller Samsung die Franzosen im Regen stehen ließ und seit Weihnachten keine Panels mehr lieferte.

"Der Grafikkartenmarkt ist heiß umkämpft, und die Margen werden immer kleiner", erklärt Andreas Müller, Geschäftsführer von Guillemot, den überraschenden Ausstieg. "Früher konnte man an den Dingern noch drehen, zum Beispiel bessere Bauteile einsetzen, und dementsprechend höhere Preise verlangen. Heute dagegen haben ATI und Nvidia so starke Vorgaben, dass ein Hersteller praktisch nichts mehr verbessern kann und darf", so der Manager.

Grafikkarten werden von allen Herstellern nur noch durchgeschoben. "Geld verdienen lässt sich mit Grafik kaum noch, damit kann man nur Geld wechseln", schimpft Müller. Und bei den paar Prozent Marge, die heute übrig bleiben, darf absolut nichts mehr schief gehen. Eine fehlerhafte Charge, und der komplette Gewinn ist dahin. Außerdem binden die hochpreisigen Grafikkarten eine Menge Kapital, das dann für Neuentwicklungen fehlt. "Der Name Hercules bleibt allerdings bestehen", sagt Müller. "Nur jetzt eben im Audio- und Video-Bereich."

Geld verdienen will Guillemot in Zukunft auch verstärkt mit Thrustmaster-Produkten. Thrustmaster stellt Zubehör für Spieler, wie beispielsweise Lenkräder, Joy- und Flight-Sticks sowie Soundkomponenten her. "Seit Microsoft sich vor etwa einem Jahr aus diesem Geschäft zurückgezogen hat, sind unsere Umsätze nach oben geschnellt", freut sich Müller. Microsoft hatte bis dato einen Marktanteil in Deutschland von etwa 33 Prozent.

Nach dem Ausstieg soll sich für den Handel nichts ändern. "Support und RMA-Abwicklung laufen wie gewohnt weiter", beruhigt Müller den Handel.

Meinung des Redakteurs

Hercules schwächelt. Zugegeben, das Business mit Grafikkarten ist stressig. Ob der Ausstieg aus diesem Markt eine gute Entscheidung war, wird sich erst noch zeigen.

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