Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland

18.02.1999

MÜNCHEN: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Eine besondere Risikogruppe sind Unternehmer und Manager, die auf ihre Gesundheit zu wenig Rücksicht nehmen.Sie sieht aus, wie Stellenanzeigen für derlei Positionen halt aussehen, und anfangs liest sie sich auch so. Oberflächlich betrachtet. Gesucht wird ein "Top-Execituve", wie es auf Neusprech heißt, der noch höher hinaus will, an die Spitze. Der bereit, willens und fähig ist, sich voll reinzuhängen, und sogar noch etwas mehr.

Doch dann kommt es: "Sind Sie eine solche Persönlichkeit? Dann sind Sie unser Mann. Denn Sie sind potentiell herzinfarktgefährdet. Und vielleicht wird ein Posten als Managing Director nur deshalb frei, weil das Herz-Kreislauf-System Ihres Vorgängers vor der Extrembelastung kapituliert hat. Was seiner Karriere sicher wenig genützt haben dürfte."

Was hier wie eine der üblichen Stellenausschreibungen daherkommt, ist eine Anzeige der Deutschen Herzstiftung. Und sie wendet sich an diejenigen in der deutschen Bevölkerung, die besonders betroffen sind: Manager, Unternehmer, die sogenannten Leistungsträger der Gesellschaft.

Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems sind mit rund 48 Prozent (1997) die häufigste Todesursache in Deutschland. 281.000 Menschen erlitten 1995 einen Herzinfarkt, 190.000 Personen starben daran, täglich werden 550 Menschen Opfer eines Schlaganfalles. Die wesentlichen Gründe: falsche Lebensgewohnheiten. Falsche Ernährung, Nikotin, Bewegungsmangel, Streß, Bluthochdruck, zu hoher Cholesterinspiegel. Vor allem die sogenannten Worcaholics sind gefährdet. Nach Einschätzung des Psychologen Ulrich Beer sind 25 Prozent der Manager und Freiberufler Worcaholics, also solche Menschen, bei denen die Arbeit zur Sucht geworden ist, deren Leben aus nichts anderem mehr besteht und die sich ausschließlich über ihre Leistung definieren. Diese Menschen neigen zur Selbstausbeutung, ohne Rücksicht auf Verluste.

Sicher: Der Druck auf das Management ist enorm. Da macht die IT-Branche keine Ausnahme. Auch die Größe der Firma spielt keine Rolle. Ob Großindustrie oder Fachhandelsunternehmen - der Erfolg fordert seinen Tribut. Doch nicht nur die Unternehmensspitze ist gefährdet. Das Management gibt oftmals den Druck an die untergeordneten Mitarbeiter weiter. Experten sprechen vom Zwang zur "maximalen Auslastung des Humankapitals".

Die Folgen können verheerend sein, sowohl für das Unternehmen als auch für die betroffenen Personen selbst. Burnout-Syndrom, Depression, die totale physische und psychische Erschöpfung bis hin zu Herzinfarkt oder Schlaganfall sind Gefahren, vor denen man nicht die Augen verschließen darf.

Während der Worcaholismus ein komplexes Gebilde ist und Menschen, die darunter leiden beziehungsweise davon betroffen sind, professioneller Hilfe bedürfen, kann jeder durch eine Umstellung des Lebensstils das Risiko, Opfer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu werden, reduzieren: durch eine Umstellung der Ernährung, durch Nikotinverzicht, durch mehr Bewegung. (sic)

Sieht aus wie eine Stellenausschreibung, ist aber keine.

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