Hewlett-Packard startet im Notebook-Markt noch einmal durch

08.08.1997
MÜNCHEN: HPs Aktivitäten im Bereich Mobile Computing waren in den letzten Jahren eher flau. Mit neuen Produkten für den Corporate-Bereich soll das jetzt anders werden. Vor allem Großkunden sollen sich für die Notebooks der Amerikaner begeistern.Im Bereich Mobile Computing haben wir relativ lange geschlafen", erklärt HP-Marketingleiter PC-Produkte, Baldur Dürrwang. Doch der Dornröschenschlaf soll jetzt beendet sein. Nach nicht sonderlich erfolgreichen Versuchen von Hewlett-Packard die mobilen "Omnigo"-Produkte über den Retail-Kanal an Home User zu verkaufen, konzentrieren sich die Amerikaner jetzt auf ihre Stärken. Geschäftskunden wollen sie mit ihren neuen Notebooks erreichen und haben dabei zunächst und vor allen Dingen an das Großkundensegment gedacht. Wobei Dürrwang versichert, "daß die Abwicklung immer über unsere Handelspartner stattfindet".

MÜNCHEN: HPs Aktivitäten im Bereich Mobile Computing waren in den letzten Jahren eher flau. Mit neuen Produkten für den Corporate-Bereich soll das jetzt anders werden. Vor allem Großkunden sollen sich für die Notebooks der Amerikaner begeistern.Im Bereich Mobile Computing haben wir relativ lange geschlafen", erklärt HP-Marketingleiter PC-Produkte, Baldur Dürrwang. Doch der Dornröschenschlaf soll jetzt beendet sein. Nach nicht sonderlich erfolgreichen Versuchen von Hewlett-Packard die mobilen "Omnigo"-Produkte über den Retail-Kanal an Home User zu verkaufen, konzentrieren sich die Amerikaner jetzt auf ihre Stärken. Geschäftskunden wollen sie mit ihren neuen Notebooks erreichen und haben dabei zunächst und vor allen Dingen an das Großkundensegment gedacht. Wobei Dürrwang versichert, "daß die Abwicklung immer über unsere Handelspartner stattfindet".

Wenn man seinen Worten Glauben schenken darf, dann wird über HPs Vertriebspartner demnächst eine ganze Welle von Aufträgen im Notebookgeschäft hereinbrechen. Nach einer Umstrukturierung im letzten Oktober und der Zusammenlegung der Divisionen PC und Mobile, verfügt der "Extended Desktop"-Bereich über eine ganze Armada von Vertriebsleuten. Laut Dürrwang sind im Bundesgebiet 230 HP-Verkäufer, davon 25 speziell für PCs, unterwegs. Im laufenden Geschäftsjahr will HP einen Umsatz von 50 bis 60 Millionen Mark mit mobilen Rechnern erreichen, im Fiskaljahr 1998 sollen es dann schon 80 Millionen Mark sein.

Ob das Erreichen dieses Zieles allerdings so einfach wird, wie Dürrwang sich das vorstellt, muß sich noch erweisen. Denn der Notebook-Markt wird schon seit längerer Zeit ganz eindeutig von Toshiba dominiert. Doch der Platzhirsch im Mobile Computing kommt bei Dürrwangs Wettbewerbsbetrachtungen erst gar nicht vor. "Wir haben uns die Performance von IBM, Dell und Compaq angesehen", erklärt er. "Toshiba sehen wir in diesem Zusammenhang nicht als Konkurrenten an." Die Begründung: Toshiba habe keine Desktop-PCs, beziehungsweise versuche gerade erst mit neuen Produkten in diesem Markt Fuß zu fassen. HP habe sich bei seiner Analyse auf "echte" Vollsortimenter fokussiert.

Keine besonders aufregende Produkte

Man muß sich wirklich fragen, ob diese Spur von unerschütterlicher Arroganz, die bei HP kultiviert wird, den Amerikanern nicht irgendwann einmal zum Verhängnis wird. Denn Dürrwang übersieht offenbar vollkommen, daß HPs eigene Aktvitiäten im Desktop-Geschäft nicht gerade von überwältigendem Erfolg gekrönt sind. Mal ganz abgesehen von dem totalen Flop mit den Pavilion-PCs im Consumermarkt, bewegt sich der Marktanteil von Hewlett-Packard im Business Desktop-Sektor zur Zeit eher im homöopathischen Bereich. Im ersten Quartal 1997 sind die US-Boys laut Marktforscher IDC unter den Top ten gar nicht vertreten, im vergleichbaren Vorjahresquartal lagen sie zumindest noch auf Platz 10. Mit einem Marktanteil von drei Prozent im Gesamtjahr 1996 (Dataquest) im PC-Geschäft können die Amerikaner eigentlich auch nicht zufrieden sein (siehe Grafiken). Warum also diese Überheblichkeit und der Hang dazu, sich den Markt schön zu rechnen? Auch Sean Gallagher, Product Marketing Manager Europa, biegt sich die Dinge scheinbar so zurecht, wie sie ihm passen. Gallagher, der vergangenes Jahr von Toshiba zu Hewlett-Packard kam, gilt als echter Spitzenmann und hat im Toshiba-Team an zahlreichen technischen Innovationen gebastelt, die er heute für "überflüssig" hält. Wie in dieser Branche so oft üblich, scheint er mit der Payroll auch die Gesinnung gewechselt zu haben. Produktfeatures, wie beispielsweise der ZV-Port, "machen das Leben für Computer-User nur schwieriger", erklärt er. Dabei stellt sich die Frage, ob er solche Ansichten nicht eher deshalb vertritt, weil Hewlett-Packards neue Notebook-Reihe nun wirklich keine besonders aufregenden Produkte sind. Das gibt auch Gallagher zu, der erklärt: "Greller, schneller, bunter, leichter - mit solchen technologischen Finessen können wir nicht aufwarten." Könnte sein, daß die Notebook-Entwicklung bei HP wirklich etwas zu lange geschlafen hat. Und statt über diese Schwächen zu lamentieren, versucht Gallagher aus der Not eine Tugend zu machen und wird nicht müde, zu betonen, welche Stärken HP im Corporate-Bereich hat. Den Kunden wird nämlich ein äußerst ausgeklügelter Pre- und After-Sales-Service zuteil, der seinesgleichen sucht. HPs Service-Crew, vergleichbar einer agilen ADAC-Truppe, behebt jedes Problem sofort, so scheint es.

Anwender wollen keinen Schnickschnack

Doch eigentlich dürfte es für HP-User eher selten Probleme geben. Denn die Zuverlässigkeit der Rechner liegt nach Angaben von Gallagher weit über dem Marktdurchschnitt. Nach einer Reliability-Studie vom PC Magazine im vergangenen Juli fallen von allen mobilen Computern 32 Prozent im Jahr aus. So etwas soll bei HP erst gar nicht passieren, und falls doch, tritt unmittelbar die 48-Stunden-Reparatur-Garantie in Kraft. "Von Wartezeiten bis zu 8 Wochen, wie bei anderen Anbietern wird bei uns nicht die Rede sein", versichert Chef-Marketier Dürrwang. Und nach Angaben von Gallagher will der Corporate-User den neuesten Produkt-Schnickschnack gar nicht. "Die Deutsche Bank braucht drei Monate um solche Geräte zu qualifizieren. BIOS-Änderungen sind der Alptraum jedes EDV-Leiters", hat Gallagher ein Herz für die IT-Spezialisten. Der Geschäftsverlauf in diesem Jahr wird zeigen, ob sein Konzept der reduzierten Komplexität für den Nutzer, gepaart mit gutem Service, aufgeht, oder ob der Kunde nicht doch das modernste Produkt zum besten Preis haben will. (gut)

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