Ingram-Micro-Manager Klaus Donath zum Thema SDN

"Hochkomplexe Strategiepapiere schaden eher"

Beate Wöhe leitete als Director Experts Network das IDG Experten-Netzwerk für alle Online-Portale der IDG Tech Media GmbH. Sie hatte diese Position nach über zehnjähriger Tätigkeit als Redakteurin und leitende Redakteurin des IDG-Titels ChannelPartner im Juli 2014 übernommen. 
Vor allem die Distributoren sollten sich auf Software Defined Networking vorbereiten. ChannelPartner fragte Klaus Donath, Director Networking & Software Group (NSG), bei Ingram Micro, was in diesem Zusammenhang auf die Branche zukommen wird.

Vor allem die Distributoren sollten sich auf Software Defined Networking vorbereiten. ChannelPartner fragte Klaus Donath, Director Networking & Software Group (NSG), bei Ingram Micro, was in diesem Zusammenhang auf die Branche zukommen wird.

"Es fehlen noch konkrete Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die auf Probleme und deren Lösungen durch SDN eingehen." Klaus Donath. Director Networking & Software Group (NSG) bei der Ingram Micro Distribution GmbH
"Es fehlen noch konkrete Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die auf Probleme und deren Lösungen durch SDN eingehen." Klaus Donath. Director Networking & Software Group (NSG) bei der Ingram Micro Distribution GmbH
Foto: Ingram Micro

Herr Donath, in welchen Branchen macht es für Systemhäuser überhaupt Sinn, das Thema Software Defined Networking anzusprechen?

Klaus Donath: Wir gehen davon aus, dass SDN anfangs die größte Akzeptanz vor allem bei den großen Service-Providern und Carriern findet, da es gerade in diesem Segment erheblich zur Vereinfachung und Strukturierung der Infrastruktur und damit massiv zur Betriebskostensenkung führen kann. Über die Zeit wird SDN auch in den Mittelstand Einzug halten, speziell bei Kunden mit hohem Virtualisierungsanteil.

Was bringt SDN dem Anwender?

Donath: In erster Linie wird mit der Zentralisierung der relevanten Funktionen, wie Management und Services, eine Vereinfachung der Netzwerkkonzeption erreicht und damit eine Senkung der Betriebskosten. Darüber hinaus, und das ist nach unserer Einschätzung der maßgebliche Vorteil, wird SDN Dynamik in die Netzwerke bringen. Das heißt: Unsere bisher statischen Netzwerke werden auf Veränderungen dynamisch reagieren können. Auch auf unbekannte Lastszenarien kann bedarfsgerecht und kostenneutral reagiert werden. Das ist besonders wichtig im Zusammenspiel mit virtualisierten Umgebungen.

Ein zusätzlicher Aspekt ist die Möglichkeit der Einbindung in die Cloud und damit die Gestaltung nutzerbasierter Modelle. Nicht zuletzt ist SDN umfassend nur möglich durch standardisierte Protokolle und damit wird in Zukunft sicherlich die Auswahl an kompatiblen Produkten von unterschiedlichen Herstellern möglich sein, was wiederum eine Reduzierung der Kosten bietet.

Welchen Herstellern trauen Sie am ehesten zu, in diesem Segment eine große Rolle zu spielen, und was müssen diese Hersteller Ihrer Meinung nach dazu leisten?

Donath: Es ist zu erwarten, dass die drei marktführenden Unternehmen im Netzwerkbereich - Cisco, HP und Juniper - hier eine maßgebliche Rolle spielen werden. Alle drei haben entsprechende Strategien entworfen und befinden sich derzeit in der Umsetzung. Für Endkunden, aber auch Systemhäuser, ist es aktuell allerdings noch schwer zu erkennen, welche Form der Strategie am besten langfristig zur bestehenden Infrastruktur passen könnte.

Stehen bereits ausreichend Produkte der Hersteller zur Verfügung?

Donath: Definitiv stehen bereits SDN-fähige Produkte zur Verfügung, und die Roadmaps der Hersteller stellen gerade für die nächsten Monate viele weitere Produkte in Aussicht.

Gibt es aufseiten der Hersteller noch Stolpersteine?

Donath: Aus unserer Sicht steht SDN für die Vereinfachung und Automatisierung unserer Netzwerke. Entsprechend müssen die Positionierungen und Strategien der Hersteller vermittelbar sein. Hochkomplexe Strategiepapiere schaden eher. Der langfristige Mehrwert und der Weg dahin müssen erkennbar sein. Machbarkeitsstudien gibt es schon viele, allerdings fehlen noch konkrete Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die auf gegebene Probleme und deren Lösungen durch SDN eingehen.

Welche Voraussetzungen sollte ein Systemhaus mitbringen, um sich in diesem Umfeld bewegen zu können?

Donath: Ein Systemhaus sollte über ein gutes Netzwerk-Know-how und den Willen zu einer ganzheitlichen Sicht auf das Netzwerk mitbringen. Zudem sollte es bereit sein, in Software-Know-how zu investieren, um die Veränderung weg von "physikalischen" hin zu softwarebestimmten Infrastrukturen zu unterstützen.

Zudem ist eine enge, vertrauensvolle, auf allen Ebenen bestehende Bindung zum Endkunden wichtig, um frühzeitig auf SDN-kompatible Produkte umzusteigen und damit das Netzwerk für die Zukunft vorbereiten zu können. Außerdem sollte ein Systemhaus in diesem Umfeld die Fähigkeit mitbringen, entsprechende TCO-Kalkulationen aufzubauen und zu verargumentieren.

Arbeitet Ingram Micro mit Systemhäusern zusammen, die bereits in diesem Marktsegment aktiv sind?

Donath: Ingram Micro arbeitet seit vielen Jahren sehr intensiv mit den führenden Netzwerksystemhäusern in Deutschland zusammen. Wie bei allen neuen Technologien ist der enge Schulterschluss zwischen Systemhaus, Hersteller und Distribution unabdingbar, um bedarfsgerecht Informationen auszutauschen, Schulungen zu veranstalten und die Anforderungen des Endkunden zu erkennen und in den Mittelpunkt zu stellen.

Was unternimmt Ingram Micro, um den Handel für dieses Thema fit zu machen?

Donath: Als Partner des Handels ist es für uns selbstverständlich, gemeinsam mit unseren Industriepartnern den Wissensaufbau zu SDN voranzutreiben. Schulungen und entsprechendes Informationsmaterial sind zum Beispiel unterstützende Werkzeuge. So haben wir in das aktuelle Move Update 1/2013 einen ausführlichen Bericht zu SDN aufgenommen. Viel wichtiger ist aber die Beratungsleistung, die unsere fokussierten Cisco-, HP- und Juniper-Vertriebseinheiten im konkreten Projektfall anbieten können. (bw)

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