DVD-Lizenzabgabe pro Kind und Jahr

Hollywood bittet Kindergärten zur Kasse

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Hollywood-Studios wie Walt Disney, Universal oder 20th Century Fox verlangen von rund 2.500 irischen Kindergärten pro Kind und Jahr DVD-Lizenzen.

In Irland sorgt derzeit eine Forderung der Motion Picture Licensing Company (MPLC) für Aufregung. Diese hatte im Auftrag namhafter Hollywood-Studios wie Walt Disney, Universal oder 20th Century Fox rund 2.500 irische Kindergärten per Brief darüber informiert, dass es illegal sei, kopiergeschützte Filme auf DVD ohne die entsprechende Lizenz in der Öffentlichkeit zu zeigen. In dem Schreiben forderte die MPLC die Kindertagesstätten dazu auf, eine Lizenzabgabe von zehn Pfund (12,94 Euro) plus Umsatzsteuer pro Jahr für jedes betreute Kind zu bezahlen.

Nach Verhandlungen mit der Irish Preschool Play Association (IPPA), die in Irland die Kindergärten und ihre rund 50.000 Kinder repräsentiert, konnte der veranschlagte Betrag zwar auf drei Pfund plus Umsatzsteuer gedrückt werden. Wie die Times online berichtet, fällt die Empörung der verantwortlichen Kinderstättenmanager deshalb aber nicht geringer aus. Sie kritisieren die Vorgehensweise der MPLC und wollen Zahlungen vorerst verweigern.

"Als ich den Brief der MPLC das erste Mal gelesen habe, musste ich ehrlich gesagt lachen und wollte ihn gleich in den Papierkorb werfen", zitiert die Times Paula Doran, Managerin eines Community-Kindergartens im Süden Dublins. Man könne die Forderung der MPLC zwar in gewisser Weise verstehen, die Vorgehensweise des Lizenzierungsunternehmens sei aber äußerst bedenklich. "Wenn einmal ein Kind im Kindergarten angemeldet ist, wird gleich automatisch in jedem Jahr Geld von unserem Konto abgebucht", kritisiert Doran. Die Kinderstättenleiterin könne nicht verstehen, wie eine derartige Forderung überhaupt legal sein kann und will vorerst keine Zahlungen leisten. "Ich glaube nicht, dass viele Richter in diesem Zusammenhang streng mit den Kindergärten sein werden", meint Doran.

Noch unverständlicher sei das MPLC-Verlangen in Anbetracht des Umstandes, dass DVDs im Alltag der Kindergärten nur sehr selten zum Einsatz kommen. "Wir zeigen kaum DVD-Filme, da das bei uns eher als verpönt gilt. Die Kinder sehen sowieso schon zuhause genug fern", betont Doran. Die einzigen Gelegenheiten, in denen den Kindern DVDs gezeigt werden dürften, seien solche, wo der Besuch eines Kinos spielerisch nachempfunden wird. "Wir geben den Kindern dann eigene Tickets und lassen sie 20 Minuten Schneewittchen oder SpongeBob sehen", schildert Doran. Insofern sei die aktuelle MPLC-Forderung nicht nur unverhältnismäßig sondern auch kontraproduktiv. Denn das frühe Erlernen dieses Verhaltens müsste von den Hollywood-Studios doch eigentlich unterstützt und nicht erschwert werden, merkt die Kindergartenleiterin an.

Nach gegenwärtigem Stand der Dinge wird Doran mit ihrer Zahlungsweigerung zumindest vorerst keinerlei negative Konsequenzen zu befürchten haben. Laut Times-Bericht hat nämlich die IPPA in der Zwischenzeit herausgefunden, dass die MPLC es bislang noch verabsäumt hat, sich offiziell bei der irischen Patentbehörde als Lizenzierungskörperschaft zu registrieren. Da die Einhebung einer Lizenzgebühr für kopiergeschütztes Material geltendem Recht zufolge aber nur registrierten Körperschaften zusteht, müsse der MPLC-Forderung zunächst nicht nachgekommen werden, heißt es von der IPPA. Ein entsprechender Registrierungsantrag der MPLC in Irland befindet sich laut Bericht aber bereits in der Begutachtung. (pte/go)

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