DVD-Kopierschutz

Hollywood-Studios im Clinch mit Real Networks

02.10.2008
Darf man eine Kopie einer DVD auf der Festplatte speichern? Real Networks hält das für legal, sechs große Filmstudios bezeichnen das als Diebstahl. Jetzt müssen die Gerichte entscheiden.

Das amerikanische Softwareunternehmen Real Networks hat mit RealDVD in ein Wespennest gestochen. Mit dieser Software RealDVD (UVP in den USA 30 Dollar, seit 30. September im Angebot) kann der Nutzer Kopien von DVD-Inhalten auf seiner Festplatte erstellen. Das soll das umständliche Suchen nach DVDs verringern und gleichzeitig dem Kunden ermöglichen, auch unterwegs seine DVDs zu konsumieren.

Gleich sechs große Hollywood-Studios, und zwar Walt Disney, Warner Bros, Fox, Universal, Viacom und Paramount, sehen das anders und haben über ihren Verband MPAA vor einem Bundesgericht Klage gegen das Unternehmen eingereicht.

Laut Filmstudioverband umgehe das Programm illegal den DVD-Kopierschutz. Das Produkt müsse daher eigentlich "Stehl-DVD" heißen, so Greg Goeckner, Vizechef des Verbands. Schließlich könne man sich einfach Filme in der Videothek ausleihen und auf den Computer kopieren, ohne sie zu kaufen.

Real Networks reagierte prompt und reichte Gegenklage ein. Das Software-Unternehmen will eine Legalisierung der Software erreichen und beruft sich bei seiner Gegenklage auf das sogenannte Fair-Use-Prinzip, das im Digital Millennium Copyright Act festgehalten ist. Demnach ist es erlaubt, zum Privatgebrauch einen Kopierschutz zu umgehen. Voraussetzung: Der Nutzer ist selbst rechtmäßiger Besitzer der Originaldatei.

Real-Networks-Chef Rob Glaser versteht gar nicht, warum sich die Filmstudios so aufregen. Sobald sich ein Film auf einer Festplatte befinde, verhindere ein neuer Kopierschutz eine Weiterverbreitung via Onlinetauschbörsen oder DVD-Brenner. Eigentlich habe sich Real Networks deshalb erhofft, dass die Filmstudios die Weiterentwicklung der Technik begrüßen würden. "Dies kann helfen, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen", so Glaser. Aber Studios scheinen seiner Meinung nach wie schon früher die Musikindustrie zu mauern und somit technologische Fortschritte im Keim zu ersticken, die dem Verbraucher doch eigentlich ermöglichen sollen, mehr Wert und Flexibilität aus seinem Kauf zu schöpfen.

Diesen Vorwurf der Technologiefeindlichkeit will Goeckner nicht auf sich sitzen lassen. Die Filmindustrie hat seinen Ausführungen nach in den vergangenen Jahren viel dafür getan, dass sich die Kunden auf neue und legale Weise Filme ansehen können, etwa per Video on Demand. Doch Real Networks missbrauche das Vertrauen, das sich in den vergangenen Jahren zwischen Filmindustrie und Technologiefirmen entwickelt habe.

Nun fürchtet der Filmverband, dass Real Networks den Rechtsstreit gewinnt und ähnliche Produkte den Markt überschwemmen werden. Die Furcht ist begründet, da die derzeitige Rechtslage eher gegen die Studios spricht. Im vergangenen Jahr hatte das Startup-Unternehmen Kaleidescape einen Rechtsstreit gegen das amerikanische DVD-Konsortium DVD CCA gewonnen. Es hatte einen Mediaserver entwickelt, der den Nutzern das Rippen von DVD-Inhalten ermöglicht. Die Kopien können danach wie bei einer Jukebox von der Festplatte des Systems abgerufen werden. Die Richter hatten geurteilt, dass sich Kaleidescape an geltendes Recht gehalten habe, weil die Software des Mediaservers die Kopien, genau wie Real DVD im aktuellen Fall, verschlüsselt auf der Festplatte ablege. (go)

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