HP verdrängt erstmals IBM vom westeuropäischen Server-Thron

19.09.2002
Der Umsatzschwund geht weiter. Mit minus 17 Prozent machten die Serveranbieter in Westeuropa zum zweiten Mal in Folge weniger Umsatz als im Vorjahresquartal. Und die neue HP stößt IBM erstmals vom Thron.

Der westeuropäische Servermarkt verliert immer mehr an Masse. Zum zweiten Mal in Folge wurde der Quartalsumsatz im Jahresvergleich deutlich unterboten. Nachdem die Hersteller im ersten Quartal 2002 schon mehr als 22,5 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2001 verloren, lag der Verlust im zweiten Quartal erneut im zweistelligen Bereich, dieses Mal bei 17 Prozent.

Besonders bitter war es für IBM. Zum ersten Mal in der Geschichte musste sich Big Blue mit dem zweiten Platz begnügen - durch den Merger von Compaq und HP hat sich die "neue HP" auf den ersten Rang vorgedrängelt.

"Der zermürbende Wettbewerb wurde noch durch zwanghaft straffe Budgets verschärft und traf fast ganz Westeuropa", erläutert IDC-Analyst Thomas Meyer. "Der Markt in Großbritannien konnte sich gegenüber dem Vorjahr noch steigern, aber die massive Marktschwäche in Deutschland, Frankreich und Italien wog besonders schwer. Da die großen Geschäftskunden weiter auf Sparkurs sind, legten die Anbieter ihren Fokus stärker auf den SMB-Markt sowie auf Server- und Applikationskonsolidierung und Lösungsangebote."

Obwohl IBM sogar noch einen Prozentpunkt bei den Marktanteilen zulegen konnte und auch der Umsatzeinbruch deutlich geringer ausfiel als bei HP, mussten die Stuttgarter den ersten Platz an die neue HP abgeben, da die beiden Fusionspartner vor dem Merger Platz zwei und drei belegten. HP liegt nun mit einem komfortablen Abstand von 114 Millionen Dollar vor Big Blue.

Direktanbieter Dell steigerte wie IBM seinen Marktanteil um einen Prozentpunkt, konnte aber gleichzeitig auch noch die Stückzahlen und als einziger der Top-Five-Anbieter seinen Umsatz erhöhen. Die höchste Steigerung bei den Stückzahlen erreichte Sun Microsystems, dicht gefolgt von FSC. Dafür bezahlten die beiden aber mit Umsatzeinbußen.

Im direkten Vergleich zum ersten Quartal 2002 schaffte es Sun als einziger Serveranbieter, sich sowohl bei den Stückzahlen als auch in Sachen Umsatz zu steigern. Dadurch hält das Unternehmen im Segment Unix/Risc, das insgesamt sechs Prozent verlor, weiterhin einen Spitzenplatz. Doch auch hier drängte die neue HP erneut auf Platz eins. "Der Markt für Unix/Risc ist im Wandel begriffen", erklärt Nancy Taylor, Senior-Unix-Analystin bei IDC. "Im Highend-Bereich gab es ein signifikantes Umsatzwachstum, aber alle anderen Systeme stehen unter massivem Druck seitens der Kunden und der preisaggressiven Angebote aus dem Intel-Server-Lager."

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Der Wind bläst den Serverherstellern in Westeuropa immer stärker ins Gesicht. Vor allem die schwache Nachfrage in Deutschland macht vielen schwer zu schaffen. Wenn selbst Dell gerade mal ein Prozent Wachstum bei den Stückzahlen erreicht und sich auch beim Umsatz mit einem mickrigen Plus von drei Prozent zufrieden geben muss, scheint der Markt an einer Weggabelung angelangt zu sein. Jetzt muss man entweder mit aller Kompetenz und Macht auf Highend-Server setzen oder sein Heil in der preisgünstigen Masse suchen. (go)

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