IBM hat Compaq im zweiten Quartal von Platz zwei verdrängt

24.09.1998

MÜNCHEN: Niemand kann behaupten, der Notebook-Markt sei langweilig. Zwar hält Toshiba eisern am ersten Platz fest, doch um jedes Prozent Marktanteil wird mit harten Bandagen gekämpft. Die Vertriebspartner spielen dabei keine unwesentliche Rolle. Deswegen hat ComputerPartner nachgefragt, welche Notebooks der Fachhandel im Angebot führt und warum er sich genau für diese Marken entschieden hat.Der Gewinner im deutschen Notebook-Markt heißt Targa. Während die Actebis-Rechner im zweiten Quartal 1997 noch bei drei Prozent herumdümpelten, schoß ihr Anteil zu Beginn des Jahres um fast fünf Prozentpunkte nach oben. Die 7,2 Prozent Marktanteil reichen aber noch lange nicht für einen der vorderen Plätze (siehe Grafik zu Top-Notebook-Anbietern). Das spiegelt sich auch in der ComputerPartner-Umfrage wider (siehe Grafik "Welche Notebook-Hersteller haben Sie im Angebot?" Seite 77). Targa läuft bei den Nennungen der Händler unter der Rubrik "Sonstiges" - ein deutliches Zeichen dafür, daß Actebis bei den Kunden die Bekanntheit seiner Tragbaren steigern muß.

Gemessen nach Stückzahlen waren die ersten fünf Ränge im deutschen Notebook-Markt fest in der Hand der arrivierten Anbieter - allen voran Toshiba. Compaq war im zweiten Quartal 1998 für eine Überraschung gut: Dem Rechnerbauer aus Houston ging zum ersten Mal seit langem der zweite Platz flöten. Ausgerechnet IBM, die im ersten Quartal 1998 mit 6,6 Prozent bei den Stückzahlen noch hinter Targa lag, schob sich jetzt auch in Deutschland auf Platz zwei und machte mit 10,9 Prozent mächtig Boden gut. Auf den ersten drei Plätzen entsprach die Rangfolge hierzulande damit genau der weltweiten vom vergangenen Jahr (siehe ComputerPartner Nr. 12/98, Seite 30).

Beim deutschen Fachhandel hält Compaq aber immer noch bessere Karten in der Hand als Big Blue. Schließlich führen laut der TechConsult-Untersuchung nur 17 Prozent der Befragten IBM-Produkte im Programm, während immerhin 35 Prozent Compaq-Rechner verkaufen. Compaq hat in der Popularität beim Handel also fast mit Toshiba (36 Prozent) gleichgezogen.

Toshiba, Compaq, Acer sind Favoriten

Die ComputerPartner-Befragung liefert ein deutliches Indiz für den hohen Anteil des Direktvertriebs von SNI: Die Augsburger erreichen zwar einen Marktanteil von 9,3 Prozent - auf der Hitliste der Fachhändler erscheint der deutsche Anbieter jedoch erst auf Platz elf.

Acer dagegen gilt die Gunst des Fachhandels. Denn obwohl die Taiwaner auf Platz fünf hinter SNI liegen, bieten immerhin 29 Prozent der Händler Acer-Geräte an. Auch die Produkte der Vobis-Gruppe (siebter Platz) sind beim Handel beliebt: 18 Prozent verkaufen Maxdata-, fünf Prozent Vobis- und vier Prozent Peacock-Notebooks.

Hewlett-Packard ist ein weiterer Gewinner des zweiten Quartals. Zwar fallen bei den Böblingern die Zuwächse nicht ganz so dramatisch aus wie bei Actebis, aber immerhin legten die tragbaren HP-Rechner im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,7 Prozentpunkte zu. Die Beliebtheit der Notebooks im IT-Handel könnte noch höher sein: Laut Umfrage führen fünf Prozent der von TechConsult befragten Händler die HP-Geräte im Angebot. Daß die Markenprodukte mit diesem Prozentsatz nicht über die No-name-Geräte gekommen sind, düfte die Notebook-Abteilung in Böblingen enttäuschen.

Während sich Dell und Compaq bei den Desktops weltweit nach texanischer Manier einen Showdown um Marktanteile liefern, muß Compaq im Bereich der mobilen Rechner die Konkurrenz aus dem heimischen US-Bundesstaat (noch?) nicht fürchten. In Deutschland bewegt sich Dells Marktanteil um die Fünf-Prozent-Marke.

Olivetti taucht zwar unter den Top-Notebook-Anbietern im zweiten Quartal 1998 nicht mehr auf, dennoch listen immerhin zehn Prozent der befragten Handelshäuser diese Marke noch in ihrem Produktportfolio. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres lag Olivetti PCs noch auf Platz acht (siehe ComputerPartner Nr. 7/98 Seite 93).

Weitere Ergebnisse der Umfrage

ComputerPartner fragte den IT-Handel zum einen nach dessen Motivation, bestimmte Notebooks zu verkaufen, zum anderen danach, welche Argumente für die Kunden beim Kauf zählen (siehe die entsprechenden Grafiken).

Für die Händler steht ganz klar das Preis-Leistungs-Verhältnis an erster Stelle. Als zweitwichtigstes Argument für den bevorzugten Verkauf eines Produkts nennen sie dessen Bekanntheit am Markt. Die Nachfrage von Kunden und das breite Produktspektrum eines Anbieters zählen ebenfalls zu den meistgenannten Argumenten. Erst an fünfter Stelle kommt die Gewinnmarge ins Spiel. Ob ein Anbieter Marktführer ist, ob Ersatzteile gut verfügbar sind oder die Garantiedauer spielen eher eine untergeordnete Rolle.

Gefragt, nach welchen Kriterien ihre Kunden Notebooks kaufen, antworten fast zwei Drittel: "An erster Stelle steht der Preis." Die Qualität der Produkte kommt erst danach ins Spiel. Die Bekanntheit der Marke spielt auch für die Kunden eine nicht unerhebliche Rolle. Die Förderung des Markenbewußtseins beim Handel und bei den Verbrauchern hat also noch lange nicht ausgedient.

Wenn IT-Händler ihren Kunden bestimmte Produkte empfehlen, stehen für sie Service und Support des jeweiligen Anbieters ganz oben. Bei der Empfehlung denkt der eine oder andere schon eher an die Marge. Zwar gibt die überwältigende Mehrheit der Befragten an, ihre Kunden bei der Auswahl der Notebooks beeinflussen zu können, die Käufer aber halten sich dann, wenn es ernst wird, nicht unbedingt an die Empfehlung ihres Fachhändlers. (is)

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