Im unteren Mittelstand schlummert Umsatzpotenzialfür Wiederverkäufer mit ERP-Know-how

09.10.2003
Rund 80 Prozent des Lizenzumsatzes im Geschäft mit Unternehmenssoftware fährt der Direktvertrieb der Hersteller ein. Doch im unteren Mittelstand und in Osteuropa schlummert für ERP-Händler ein großes Umsatzpotenzial.

20 Milliarden Dollar Umsatz fuhren Hersteller von Unternehmenssoftware im Jahr 2002 weltweit ein. Die Summe ermittelte der renommierte amerikanische Marktforscher AMR Research in seiner Untersuchung "The Enterprise Planning Report, 2002-2007".

Der Small & Business Market, der Unternehmen mit weniger als 30 Millionen Dollar Jahresumsatz umfasst, trägt zwar nur die kleinste Summe zum gesamten Lizenzkuchen bei, konnte seinen relativen Anteil aber um zwei Prozentpunkte steigern. Vor allem Sage Group, Microsoft Business Solutions und Exact Software hätten laut den Auguren davon profitiert.

Altsysteme im Mittelstand eröffnen Marktchancen

Ein Grund für den Zuwachs in diesem Segment liegt darin, dass viele mittelständische Unternehmen noch ERP-Systeme aus den achtziger Jahren einsetzen. Die Zeit ist reif, diese abzulösen. Die Altsysteme sind technologisch überholt und ermöglichen weder, die gegenwärtig notwendigen Geschäftsprozesse abzubilden, noch den Internethandel, konstatiert AMR. In den nächsten zwei Jahren wachse der ERP-Markt deshalb hauptsächlich durch die Ablösung alter Anwendungspakete.

Weiteres riesiges Umsatzpotenzial im SMB-Markt liegt laut den Marktforschern beispielsweise in den aufstrebenden Ländern Osteuropas. Dieser Markt sei viel größer, als die durchschnittlichen 14 Prozent vom Gesamtmarkt vermuten lassen. Davon profitieren vor allem die dort vertretenen Vertriebspartner der Softwarehersteller.

Laut AMR sind die größten Herausforderungen der Anbieter in dieser Region weniger wirtschaftlicher Natur, sondern liegen vielmehr darin, einen qualifizierten Channel aufzubauen. Der Löwenanteil des Geschäfts in diesen Ländern werde durch Wiederverkäufer erwirtschaftet, die typischerweise 30 bis 50 Prozent vom Lizenzumsatz als Marge erhalten und nahezu den ganzen Dienstleistungsanteil einfahren.

Windows bedrängt Unix

Die wachsende Bedeutung des Mittelstandes für ERP-Hersteller spiegelt sich auch in der Wahl des Betriebssystems wider. Unix hat zwar die Nase noch knapp vorn, doch der Umsatzanteil von Windows stieg von 40 Prozent im Jahr 2001 auf 41 Prozent im Jahr 2002. Unix-Betriebssysteme ver-loren dagegen im selben Zeit-raum einen Prozentpunkt. Bei den zugrunde liegenden Datenbanken der ERP-Systeme dominiert dagegen Oracle mit über 50 Prozent. Der SQL-Server von Microsoft erzielt zwar nur 22 Prozent, dürfte aber aufgrund seines günstigeren Preises und der ein-facheren Administrierbarkeit im Mittelstand die besseren Karten haben.

Neben dem notwendigen Betriebssystem-Know-how und der Datenbank-Expertise sollten Wiederverkäufer folgende Untersuchungsergebnisse von AMR beachten, wollen sie erfolgreich im ERP-Geschäft agieren:

- Die Entscheidung über IT-Investitionen fallen zunehmend wieder auf Unternehmensebene und nicht mehr innerhalb der Geschäftsbereiche oder Abteilungen.

- Die Prioritäten der Kunden wandeln sich von Umsatzsteigerung hin zu Kostenreduktion und erhöhter Profitabilität.

- Bedenken gegenüber der Überlebensfähigkeit kleiner Hersteller sowie den Kosten und der Komplexität der Integration führen dazu, dass Unternehmen dazu neigen, größere, etablierte Hersteller zu favorisieren.

Die größeren sind SAP, Peoplesoft und Oracle. Doch diese ERP-Giganten können im Mittel-stand trotz verschiedenster Versu-che noch nicht wirklich punkten. Das gilt speziell bei Kleinunterneh-men, wo bislang nur die Walldor-fer mit "Business One" ein ernst zu nehmendes Produkt anbieten. Zu den in diesem Segement etablierten Herstellern zählen Sage und die Microsoft Business Solutions.

www.amrresearch.com

ComputerPartner-Meinung

Der Löwenanteil im ERP-Lizenzgeschäft fließt über den Direktvertrieb in die Taschen der Hersteller. Das liegt natürlich daran, dass die Mega-Deals von SAP, Peoplesoft oder Oracle abgeschlossen werden und diese dort keinen Zwischenhändler zum Zuge kommen lassen. Die Domäne der Partner liegt im Mittelstand. Mit insgesamt 2,4 Milliarden Dollar Lizenzumsatz bei Unternehmen, die weniger als 250 Millionen Dollar umsetzen, ist dieser Markt dennoch attraktiv. Das lässt sich schon daran erkennen, dass die großen Player sich auf die Spielwiese der kleinen begeben. (hei)

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