Die Antwort des SCSI-Konsortiums auf die Angriffe lautet: SAS oder Serial Attached SCSI. Nach Aussage von Robert Helbig, Field Application Engineer bei Adaptec, verfolgt das Unternehmen die Entwicklung von Ultra-SCSI-640-Controllern nur noch halbherzig. Adaptec setzt neben der Entwicklung von Serial-ATA-Raid-Controllern voll auf SAS.
Die Gründe dafür liegen zum Teil in den gewaltigen technischen Problemen und der recht schwierigen Handhabung von Hochgeschwindigkeits-Parallel-Controllern. Während die Datenpakete bei Ultra-SCSI-160 noch zwölf Nanosekunden auseinander lagen, sind es bei Ultra-320-Systemen nur noch sechs Nanosekunden. Und bei 640-Systemen wären es dann sogar nur drei Nanosekunden.
Dabei müssen alle Bits (insgesamt 16) innerhalb eines gewissen Zeitraums gleichzeitig beim Empfänger ankommen. Geschieht das nicht, ist die Datenübertragung gestört, und die beiden betreffenden Bytes müssen erneut angefordert werden. Für den sicheren Transfer nutzen Adaptec-Controller ein Testbyte, das vor jeder Übertragung auf die Reise geschickt und von der Gegenstation beantwortet wird. Damit ermittelt der Controller die höchstmögliche Transferrate und stellt die Datenübertragungsgeschwindigkeit auch darauf ein.
Kein Datenversatz möglich
In der Praxis bedeutet das aber, dass ein Ultra-320-Controller nicht unbedingt auch mit der höchsten Transferleistung arbeitet. Die Übertragungsgeschwindigkeit kann ohne weiteres auch bei 290, 270 oder noch weniger Megabyte pro Sekunde liegen. Das ist hauptsächlich von der Qualität der Steckverbindungen und von der Verlegung des Flachbandkabels abhängig.
Bei einer seriellen Übertragung kommen die Bits der Reihe nach schön im Gänsemarsch hintereinander an. Der eben beschriebene Fehler kann systembedingt nicht mehr auftreten, denn Überholen auf einer einspurigen Strecke ist allein aus technischen Gründen nicht möglich.
Bei der Konzeption des neuen SAS-Standards haben sich die Entwickler bei den schon vorhandenen SATA-Richtlinien bedient. Es werden dieselben siebenadrigen Kabel und dieselben Steckverbindungen benutzt. Auch die Stromanschlüsse der Festplatten entsprechen denen der SATA-Platten. Die Verbindung vom Controller erfolgt analog der SATA-Verbindung mittels Sterntopologie. Jede Festplatte wird einzeln über ein gesondertes Kabel angesprochen.
Beibehalten wurde die ID-Nummer, obwohl sie eigentlich bei dieser Topologie unnötig ist. Um die Verkabelung einfacher zu gestalten, ist aber noch ein so genanntes Expandermodul vorgesehen. Dieses wird über eine Standardleitung mit dem Controller verbunden und kann dann mehrere Festplatten ansprechen. Hier wird eine ID-Nummer natürlich wieder wichtig. Nachteil des Expanders, zurzeit jedenfalls: Ein direkter Transfer von Platte zu Platte hinter dem Expander ist nicht möglich.
Das SCSI-Protokoll soll zumindest in vielen Ansätzen übernommen werden, dazu gehört beispielsweise die Hot-Plug-Fähigkeit. Bei der maximalen Datentransferrate soll SAS schon in der ersten Version SATA deutlich übertreffen. Geplant sind drei Gbit pro Sekunde in der ersten Version, die in der zweiten Variante schon auf sechs Gbit pro Sekunde aufgebohrt werden soll. Außerdem soll die Beschränkung auf vier Devices wegfallen. Maximal 128 Devices (allerdings nur mit Hilfe von Expandern) sind geplant.
Zudem ist die Leitungslänge nicht nur für interne Laufwerke ausgelegt, bis zu sechs Meter sollen die Kabel lang sein dürfen. Und die Controller sollen sowohl SAS-Platten als auch SATA-Platten ansprechen können. Erste Controller nach dem SAS-Standard sollen im nächsten Jahr zu haben sein.
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ComputerPartner-Meinung
Die SCSI-Gemeinde ist in Zugzwang. Denn Festplattenhersteller (Vorreiter: Western Digital) bieten schon Serverplatten nach dem SATA-Standard mit 10.000 Umdrehungen, 36,7 GB Kapazität und einer Garantiezeit von fünf Jahren an. Ziehen SCSI-Anbieter nicht schnellstens ein vergleichbares und besseres Produkt aus dem Zylinder, ist der Zug abgefahren. Dann dringt SATA in die bislang letzte Domäne der SCSI-Platten, dem kleinen und mittleren Storage-Bereich, vor. (jh)