"In 18 Monaten"

07.01.1999

SAN FRANCISCO: Mit ihrer Prozessorarchitektur seien 1.000 Dollar-PCs mit Supercomputerleistungen möglich, verkündet der US-Newcomer für Supercomputer, Star Bridge Systems. Doch ein Produkt ist noch nicht in Sicht.Wer noch 18 Monate auf seinen neuen PC warten kann, könnte sich dann einen Supercomputer auf den Schreibtisch stellen. Das verkündet lauthals die US-Firma Star Bridge Systems. Sie behauptet. sie könne die Chip-Architektur ihres 26 Millionen Dollar teuren Supercomputers HAL-3000GrW1 auf Desktop-Größe schrumpfen lassen und "innerhalb von 18 Monaten" PC-Rechnerleistungen im Terabit-Bereich anbieten.

Der Referenz-HAL, bei dem 280 Prozessoren auf 36 integrierten Boards parallel arbeiten, wartet mit rund 100 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde auf. Damit ist er rund 60.000mal schneller als ein Pentium-II-PC mit 350 MHz. Möglich macht dies der Einsatz von FPGA-Prozessoren ("Field programmable gate array"), mit denen über eine proprietäre Softwaresteuerung Rechenoperationen je nach akutem Bedarf und laufendem Betrieb ("on the fly") ausgeführt werden können. Dergestalt soll HAL 12,84 Billionen Rechenschritte pro Sekunde (Tera-Ops) ausführen können. IBMs schnellster Computer "Blue Pacific", für

Simulationen von Nuklearwaffen verwendet, erreicht gerade mal 3,9 Billionen Tera-Ops. HAL aber ist noch ein Papiertiger, wie IBM bemerkt. Das HAL-Testresultat sei rein theoretisch, da bei ihm bloße

I/O-Operationen gemessen wurden. Außerdem: Neu sind die FPGA-Prozessoren nicht: Sie wurden vor 15 Jahren von dem US-Netzwerker

Xilinx erfunden. Verwendet werden sie etwa in ATM-Switches von Big Blue. Xilinx' Umsatz mit FPGA-Produkten belief sich 1998 auf fast eine Milliarde Dollar.

Star Bridge, das zu HAL auch Switches und Router anbietet, gibt auch zu, selber nicht im PC-Markt mit seinem Rechner wildern zu können. "Wir sind eine kleine Firma und haben keine Kapazität, um PCs in der Stückzahl verkaufen zu können, die für die Rentabilität unserer Firma notwendig wäre", erklärt Cheftechniker Kent Gilson. Deshalb will das Unternehmen jetzt im Markt der Supercomputer auftrumpfen, um wenigstens seine Entwicklungskosten wiederzubekommen.

Allerdings hält Gilson es für denkbar, das Chipdesign anderen Firmen als Lizenznehmer anzubieten. Allein diese Überlegung stellt die Grundlage aller Überlegungen dar, die in Richtung Super-PC gehen. (wl)

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