In Anschaffung und Unterhalt billiger als Unix

28.02.2002
Ein von Red Hat gesponserter Vergleich des Marktforschungsunternehmens IDC zeigt auf, dass Intel-basierende Linux-Systeme eine ernst zu nehmende Alternative zu teureren professionellen Unix-Maschinen darstellen.

Linux sollte auf jeden Fall Einzug in die Unternehmen halten, lautet das Fazit des IDC-Berichts "Die Rolle von Linux bei der Kostensenkung in der Unternehmens-IT". Demnach schlägt ein Linux-basierendes Intranet mit 377 Dollar pro Jahr und Anwender zu Buche, wohingegen für ein vergleichbares Unix-System jährlich 684 Dollar zu berappen sind.

Für Open Source auf Intel-Rechnern sprechen deren geringere Anschaffungs- und Installationskosten: gerade mal 11 im Vergleich zu 61 Dollar pro Anwender bei Risc-basierenden Unix-Servern. Aber auch die Systemadministration kommt den Linux-Kunden mit 58 Dollar viel billiger als etwa in einer Solaris-Umgebung (106 Dollar). Auch fallen auf Unix-Rechnern fast doppelt so hohe Kosten für Backup und Upgrades an. Dafür sind diese Systeme günstiger beim Netzwerk- und Datenbankmanagement, bei Routinearbeiten und der Anwenderbetreuung. Trotzdem wird mit Linux im Intranet eine Kosteneinsparung von 45 Prozent erreicht.

Diese Zahlen sind insoweit überraschend, als durchschnittlich 12,2 Unix-Server, aber im Mittel nur 3,1 Linux-Systeme eingesetzt werden. Auf die Anwenderzahl umgerechnet ergibt das folgendes Bild: Jeder Unix-Server bedient im Schnitt 7.597 Clients, im Linux-Umfeld sind es gerade mal 1.150. Sollte sich also die Vorhersage von IBM erfüllen und Linux-Systeme an Leistungsfähigkeit hinzugewinnen, könnten die Kosten pro Anwender noch weiter fallen.

Für diese Annahme sprechen auch die jüngsten Entwicklungen. Die aktuelle, ein Jahr alte Linux-Kernel-Version 2.4 unterstützt zum Beispiel Server mit bis zu 16 Prozessoren, ist auf Intels 64-Bit-Plattform IA64 lauffähig und vermag bis zu 64 GB Arbeitsspeicher zu adressieren.

Für Linux spricht auch die Tatsache, dass in die Jahre gekommene Intel-basierende Hardware weiterhin benutzt werden kann, etwa als Printserver in einer kleineren Abteilung. Veraltete Risc-Rechner können hingegen meist nur noch auf dem Schrottplatz entsorgt werden.

Die höheren Administrationskosten von Unix-Servern tragen der Tatsache Rechnung, dass diese Rechner eben nicht nur als reine Datei- oder Webserver arbeiten, sondern zusätzlich noch die Last einer ERP-Anwendung oder einer Datenbank tragen müssen. Insoweit gestaltet sich hier der Vergleich mit monolithischen Linux-Rechnern etwas problematisch.

Geringe Unterschiede gibt es bei den Personalkosten: Offenbar sind Linux-Spezialisten genauso rar und teuer wie die alt eingesessenen Unix-Cracks. Im ersten Jahr nach der Anschaffung von Hard- und Software nivellieren sich die Kosten für beide Welten: Bei Linux fallen 266, bei Unix 341 Dollar pro Anwender an.

Linux als Mail-Server-Plattform

Noch mehr für das Open-Source-Betriebssystem sprechen gruppenorientierte Lösungen. Kommen Messaging-, File- und Print-Server, Gruppenkalender und sonstige gemeinsam nutzbare Applikationen, etwa Datenbanken, unter Linux zum Einsatz, ergibt das einen Kostenvorteil von über 80 Prozent gegenüber Risc-basierenden Servern. Vor allem Aufwendungen für Systemverwaltung fallen bei Unix wesentlich höher aus.

Hier schlägt sich eben bereits die Tatsache nieder, dass die durchschnittliche Anzahl an Clients auf beiden Plattformen weitgehend die Gleiche ist: Etwas mehr als 4.000 Anwender greifen auf Linux- und Unix-basierende Gruppenserver zu. Falls es in Intranetumgebungen auch bald so weit sein wird, ergibt sich dort sicherlich ein ähnlicher Vorsprung für Linux.

Falls also bei Unternehmen größere Hardwareanschaffungen anstehen, sollten sie die Open-Source-Alternative, zumindest für Intranet- und Messaging-Anwendungen, ein wenig genauer unter die Lupen nehmen. Sind die Anforderungen an Skalierbarkeit und Verfügbarkeit moderat und verfügt das Unternehmen über ein gewisses Maß an Linux-Know-how, steht der Einführung von Intel-Rechnern mit dem Pinguin-Logo nichts mehr im Wege.

www.idc.de

www.redhat.de

ComputerPartner-Meinung:

Die vorliegende IDC-Studie sollte VARs ermutigen, sich intensiver mit dem Thema Linux auseinanderzusetzen. Nicht nur deswegen, weil sie für die Anschaffung des Betriebssystems ihren Kunden nichts in Rechnung stellen müssen, es entfällt auch die mühsame Lizenzverwaltung à la Microsoft. So spart sich der Kunde Geld und der Dienstleister Zeit. Beides kann in Projekte investiert werden, die sinnvoller sind als der Aufbau einer Windows-Farm. (rw)

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