Infineon: Es brennt an allen Ecken

28.10.2005
Der Münchener Chip-Hersteller Infineon kämpft derzeit an mehreren Fronten. Zum einen sind Steuerfahnder dabei, den Infineon-Börsengang

Der Münchener Chip-Hersteller Infineon kämpft derzeit an mehreren Fronten. Zum einen wird das Münchener Chip-Werk bestreikt, zum andern sind jetzt Steuerfahnder dabei, den Infineon-Börsengang zu prüfen.

Die Steuerfahnder gehen dem Verdacht nach, ob sich Ex-Konzernchef Ulrich Schumacher und andere Vorstandsmitglieder beim Börsengang im März 2000 unzulässige Aktiengeschäfte getätigt haben. Laut der "Süddeutsche Zeitung", die sich auf Unternehmenskreise beruft, könnte das Management sich beim Börsengang vor fünf Jahren über Treuhänder mehr Aktien gesichert haben als für sie reserviert waren. Damals hatten die mehrfach überzeichneten Papiere hohe Kursgewinne versprochen.

Ein Infineon-Sprecher bestätigte die Ermittlungen. Schumachers Anwalt sagte der SZ, es werde in dieser Sache gegen seinen Mandanten persönlich nicht ermittelt.

Trotzdem prüft die Steuerfahndung das damals aufgelegte "Friends & Family"-Programm. Über dieses hatten sich die Manager beim Börsengang einen Teil der Aktien für das Management und für Geschäftsfreunde reserviert, doch waren für Vorstände Höchstgrenzen festgelegt worden. Allerdings soll Infineon-Vorstand Peter Bauer sein Kontingent allerdings nicht ausgeschöpft haben, sondern für Schumacher treuhänderisch Aktien für eine halbe Million Euro gekauft haben.

Gleichzeitig scheinen sich die Fronten zwischen Infineon und der IG Metall im Streit um die beabsichtigte Schließung des Chipwerkes in München-Perlach mit 800 Mitarbeitern aufzuweichen. "Wir haben uns auf Eckpunkte verständigt", erklärte Infineon, ohne Details zu nennen. "Wir rechnen mit einer möglichst raschen Einigung." Erstmals seit dem 13. Oktober werde am heutigen Freitag verhandelt, erklärte die IG Metall.

Die Infineon-Fabrik wird seit Montag unbefristet bestreikt.

Die IG Metall fordert, das Werk erst Ende 2008 - und nicht Ende 2006 - zu schließen, die Beschäftigten fünf Jahre in einer Qualifizierungsgesellschaft weiter zu beschäftigen sowie eine Abfindung von drei Monatsgehältern pro Jahr Betriebszugehörigkeit zu zahlen. Infineon will lediglich 0,33 Monatsentgelte pro Beschäftigungsjahr Abfindung zahlen. Von einer Qualifizierungsgesellschaft ist nicht die Rede. (wl)

Zur Startseite