Fabrik in Malaysia wird erweitert

Infineon steckt weitere Milliarden in Ausbau

03.08.2023
Auch wenn Konzernchef Jochen Hanebeck derzeit "Licht und Schatten" am Halbleitermarkt sieht, treibt er den Ausbau der Kapazitäten bei Infineon weiter voran. Investitionen in Malaysia sollen jetzt sehr viel höher ausfallen als bisher geplant.
Das am 30. Juni 2023 beendete dritte Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 schloss Infineon mit einem Umsatz in Höhe von 4,089 Milliarden Euro ab.
Das am 30. Juni 2023 beendete dritte Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 schloss Infineon mit einem Umsatz in Höhe von 4,089 Milliarden Euro ab.
Foto: Lukassek - shutterstock.com

Der Halbleiterkonzern Infineon will seine Kapazitäten kräftig ausbauen und nimmt dafür weitere Milliarden in die Hand. So soll die Fabrik in Malaysia stärker erweitert werden als zunächst geplant. Infineon setzt dabei zusammen mit dem Ausbau der Standorte Villach und Dresden auf den wachsenden Markt für Leistungshalbleiter für die Automobilindustrie, Solar und die Energiespeicherung und erhofft sich dadurch zusätzliche Milliardenerlöse. Das Unternehmen verzeichnete im dritten Quartal hingegen eine durchwachsene Entwicklung, bestätigte aber die Prognose.

Am Markt kam dieser Mix am Donnerstag nicht gut an. Die Aktie verlor zum Handelsauftakt mehr als zehn Prozent und konnte sich danach nicht nennenswert erholen. Am Mittag stand das Minus bei gut acht Prozent. Die Analysten von Jefferies verwiesen auch auf die sich abschwächenden Margentrends. Marktteilnehmer könnten sich daher Sorgen um den Ausblick des Dax-Konzerns machen.

Mit Blick auf die Zahlen und den Ausblick zum vierten Quartal bezeichnete JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande die zuvor als konservativ erachtete Prognose als "nicht mehr so konservativ". Die Erwartungen für das vierte Quartal hätten zudem die Marktschätzungen verfehlt. Außerdem sei der Lagerbestand auf einen Wert gestiegen, der fast ein Viertel über dem üblichen saisonalen Niveau liege, bemerkte der Experte. Das sei zwar besser als bei Unternehmen im PC- und Smartphone-Markt, jedoch der schlechteste Wert, den Infineon in den vergangenen 20 Jahren berichtet habe.

"Wir haben uns im abgelaufenen Quartal gut behauptet, wobei die Entwicklung am Halbleitermarkt weiterhin ein gemischtes Bild mit Licht und Schatten zeigt", kommentierte Konzernchef Jochen Hanebeck die Entwicklung im dritten Quartal. Insgesamt sei das Unternehmen aber "voll auf Kurs", seine schon zwei Mal angehobene Prognose zu erreichen, sagte er in einer Telefonkonferenz.

"Einerseits sorgen Elektromobilität und erneuerbare Energien sowie die damit verbundenen Anwendungsbereiche für stabil hohe Nachfrage. Andererseits ist der Bedarf zum Beispiel für Consumer-Anwendungen, wie PCs und Smartphones, nach wie vor gering." In diesem Umfeld sei Infineon aber "dank der konsequenten Ausrichtung auf strukturelle Wachstumstreiber für den grünen und digitalen Wandel erfolgreich". Dafür investiere das Unternehmen "vorausschauend und langfristig in zusätzliche Fertigungskapazitäten".

Ein solcher Ausbau ist auch die Großinvestition in Malaysia, die Infineon kurz vor seinen Quartalszahlen veröffentlichte. Der am dortigen Standort Kulim laufende Ausbau soll mit einer zusätzlichen Stufe nun sehr viel größer ausfallen als bisher geplant. Bislang lag die Investitionssumme bei zwei Milliarden Euro, wie ein Sprecher sagte. Nun will Infineon in den kommenden fünf Jahren zusätzlich bis zu fünf Milliarden Euro investieren. Basis dafür sind unter anderem Kaufzusagen und Vorauszahlungen von Kunden in Milliardenhöhe. Der Schritt sei mutig, aber angezeigt - eben auch durch die Kundenzusagen, sagte Hanebeck in der Konferenz. Außerdem habe man mit der Investition in Villach damals auch "goldrichtig" gelegen.

Zurzeit baut Infineon auch für rund fünf Milliarden Euro seinen Standort Dresden aus. In der 2021 im österreichischen Villach fertiggestellten Fabrik läuft zudem noch immer die Produktion hoch. Dieser Prozess dauert bei Chipfabriken in der Regel Jahre.

In den neuen Fabriken in Kulim sollen Leistungshalbleiter auf Basis von Siliziumkarbid entstehen. Der Markt dafür wachse "immer schneller, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in einer breiten Palette von industriellen Anwendungen wie Solar, Energiespeicherung und dem Hochleistungs-Laden von Elektrofahrzeugen", sagte Hanebeck. "Mit dem Ausbau von Kulim sichern wir unsere Führungsposition in diesem Markt." Infineon sieht durch den Ausbau der drei Standorte ein Umsatzpotenzial mit Siliziumkarbid bis zum Ende des Jahrzehnts von jährlich rund sieben Milliarden Euro. Dann will Infineon einen Marktanteil von 30 Prozent mit Siliziumkarbid erreichen. Im Geschäftsjahr 2024/25 soll der Umsatz mit Siliziumkarbid über dem Ziel von einer Milliarde Euro liegen, zeigte sich Infineon zuversichtlich.

Im dritten Geschäftsquartal schwächte sich hingegen die Entwicklung ab. Der Umsatz sank in den drei Monaten bis Ende Juni um ein Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorquartal, wie Infineon weiter mitteilte. Das Segmentergebnis, das die operative Tätigkeit abbildet, nahm um zehn Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro ab. Dabei verzeichneten alle Bereiche einen Rückgang. Die bei Analysten viel beachtete Segmentergebnismarge verringerte sich um 2,5 Prozentpunkte auf 26,1 Prozent. Nach Steuern verdiente Infineon mit 831 Millionen Euro ein Prozent mehr.

In der Chipbranche ist der Vergleich zum Vorquartal wegen der Volatilität des Geschäfts üblich. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Infineon bei allen Kennziffern kräftige Zuwächse erreichen.

Die Jahresprognose bestätigte der Chiphersteller und geht weiter von einem Umsatz von 16,2 Milliarden Euro und einer Segmentergebnismarge von rund 27 Prozent aus. Im vierten Quartal erwartet Infineon dabei eine weitere Verschlechterung der Marge auf rund 25 Prozent sowie einen Umsatz von etwa vier Milliarden Euro. Den weiteren Ergebnisrückgang begründete Hanebeck in der Telefonkonferenz mit Währungseffekten, wirksam werdenden Investitionen für den Ausbau von Dresden sowie eine Senkung der Kapazitäten im Konsumentengeschäft, welches höhere Leerstandskosten verursache. (dpa/rw)

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