Informix peilt Marktführerschaft bei "multimedialen" Datenbanken an

16.02.1996
MÜNCHEN: Mit dem objektrelationalen Universal Server glaubt Datenbankhersteller Informix der Konkurrenz um Längen voraus zu sein. Der Grund: Mit den von Neuerwerbung Illustra entwickelten Datablades "gilt für alle Daten: sie sind strukturiert und damit verfügbar", erklärt Informix-Geschäftsführer Klaus Blaschke gegenüber ComputerPartner.Die hoffnungsvolle Perspektive seines Unternehmens skizziert Blaschke so: "Jetzt haben wir die Technologie, mit der wir Marktführer bei multimedialen Datenbanken werden können." Und während die Informix-Leute noch von der einstündigen Ankündigung des Universal Servers durch Informix-CEO Phil White - live aus dem Hauptquartier in Menlo Park übertragen, garniert mit Lasershow und oligater amerikanischer Winnerpose - ebenso ergriffen wie mitgenommen sind, denkt Blaschke über die Aufgabe nach, die jetzt auf seine Marketing-Abteilung wartet: "Wie bringen wir die Botschaft, was unser neuer Datenbankserver ist und kann, so griffig rüber, daß der Markt auch versteht, wie revolutionär er ist ?"

MÜNCHEN: Mit dem objektrelationalen Universal Server glaubt Datenbankhersteller Informix der Konkurrenz um Längen voraus zu sein. Der Grund: Mit den von Neuerwerbung Illustra entwickelten Datablades "gilt für alle Daten: sie sind strukturiert und damit verfügbar", erklärt Informix-Geschäftsführer Klaus Blaschke gegenüber ComputerPartner.Die hoffnungsvolle Perspektive seines Unternehmens skizziert Blaschke so: "Jetzt haben wir die Technologie, mit der wir Marktführer bei multimedialen Datenbanken werden können." Und während die Informix-Leute noch von der einstündigen Ankündigung des Universal Servers durch Informix-CEO Phil White - live aus dem Hauptquartier in Menlo Park übertragen, garniert mit Lasershow und oligater amerikanischer Winnerpose - ebenso ergriffen wie mitgenommen sind, denkt Blaschke über die Aufgabe nach, die jetzt auf seine Marketing-Abteilung wartet: "Wie bringen wir die Botschaft, was unser neuer Datenbankserver ist und kann, so griffig rüber, daß der Markt auch versteht, wie revolutionär er ist ?"

Hier wartet in der Tat ein gehöriges Stück Arbeit auf Informix. Denn im vierten Quartal 1996 wird es einen Universal Server geben. Dieser soll das Management relationaler Datenbanken mit einfach strukturierten Daten mit dem Management objektorientierter Datenbanken, in denen sogenannte unstrukturierte Daten wie etwa Texte, Grafik, Bilder, Video, Klänge und Streamdaten gespeichert werden, zusammenbringen. Und das auf der Grundlage des in der Branche seit zwei Jahren vorherrschenden Szenarios skalierbarer Online Transaction Processing (OLTP), Online Analytic Processing (OLAP) und "nahezu unbegrenzter" Servererweiterung, wie es Jürgen Degenhardt formuliert, der zuständige Produkt Manager bei Informix für Datenbank-Server mit Dynamic Scalable Architecture (DSA). Denn Anwender verlangen den Zugriff auf eine Flut von Daten in kürzestmöglicher Zeit.

Zum anderen aber steht Informix vor der Aufgabe, den nach eigenen Angaben beträchtlichen Marktvorsprung von "ein bis zwei Jahren gegenüber der Konkurrenz", so Blaschke, auch entsprechend auszunutzen und im Kampf um Marktanteile in dem gewinnträchtigen Markt objektrelationalen, das heißt multimedialen Datenbank-Managements weit vorne zu landen. Zu diesem Markt zählen unter anderem der Finanz-, Web- und Multimedia-Markt. In diesen Bereichen, wo Datentypen verschiedenster Extension verarbeitet werden, sieht Informix den Fokus seiner Strategie.

Für die Marketing-Mannschaft bedeutet das, ein Konzept umzusetzen, mit dem die Informix-Botschaft der objektrelationalen Zukunft bei Datenbanken den "wartenden Märkten", wie der Informix-Geschäftsführer weiß, eindeutig klargemacht wird: "Wir haben den Datenbankserver, der die zirka 80 Prozent Daten, die unstrukturiert vorliegen, für Wettbewerbsvorteile und mission critical applications verfügbar macht!" Denn "es nützt nichts, noch so gute GUIs, Applikationen und Datenbank-Management zu haben, wenn der Markt davon nichts weiß", ist die Erfahrung von Blaschke.

Innerhalb weniger Monate haben die Entwickler von Informix und Illustra, das Informix im November 1995 erworben hat, aus dem Online Dynamic Server und dem objektorientierten Datenbankserver den Universal Server zusammengeschmiedet. Was er darstellt, wenn er auf den Markt kommt, läßt sich laut Manager Degenhart wie folgt beschreiben: "Wir sind in der Lage, mittels der workflow-orientierten (Server-) Core Engine und den Datablades, einer Sammlung von objektorientierten Datenstrukturen und Funktionen, womit Sie die einzelnen Datentypen bearbeiten und indizieren, in der Lage, plattformübergreifend Daten gleich welchen Typs für alle Arten von Anwendnungen zur Verfügung zu stellen." Das bedeutet, daß die bisherigen Sortier- und Indizierungsschranken wegfallen, die für komplexe Daten galten. Diese konnten nämlich lediglich als unstrukturiertes Ganzes, eben als sogenannte BLOBS (Binary Large Objects) gespeichert werden, was zur Folge hat, daß sämtliche Informationen, die diese komplexen Objekte enthalten, in den Objekten buchstäblich versteckt bleiben. Beispielsweise für die Multimedia-Industrie bedeutet das nach Angaben eines Herstellers von Unterhaltungssoftware, daß zwischen zehn und 20 Prozent der Entwicklungszeit für die Suche nach bereits vorhandenen Komponenten (Assetts) verschwendet wird.

Ab jetzt, so Degenhardt, ist es nun durch die Kombination des hauseigenen Dynamic Servers mit den Klassenbibliotheken von Illustra möglich, eben diese Daten verfügbar und damit verwertbar zu machen. So sind die Entwickler von Illustra gerade dabei, Datablades zu entwickeln. Derzeit existiert ein Datablade namens Image, das zirka 50 Funktionen an 25 Bildtypen unterstützt. Geplant oder in Arbeit sind unter anderem Datablades für Full Text- und Visual Information Retrieval, 2D und 3D-Daten, Video, Web und eine Statistik-Bibliothek. An weiteren Datablades arbeiten Drittanbieter intensiv. "Wir haben die Schnittstelle für Datablades offengelegt. Damit sind VARs jederzeit in der Lage, eigene Bibliotheken zu entwickeln und anzubieten", verweist Degenhardt auf die sich eröffnenden Möglichkeiten für Softwareentwickler in diesem Bereich

Geht es nach dem eng gestrickten Produkt-Fahrplan der Informix-Mannschaft, werden bereits ab Februar dieses Jahres die Datablades mittels Gateway auf Informix- und Illustra-Servern angeboten. Zeitgleich wird dann für die Entwicklung von Datablades ein Developer Kit ausgeliefert, im vierten Quartal soll der Universal Server auf dem Markt einschlagen. Zusätzlich bietet Informix Migrationsstrategien über Gateways für Sybase- und Oracle-Anwender an. Allerdings erscheint das, wie Degenhardt zugibt, nur unter der Perspektive sinnvoll, daß diese auf den Universal Server umsteigen.

An offensiven Marketingmaßnahmen 1996 hat man bei Informix einiges vor: Schulungen, um genügend Know-how zu schaffen für den Einstieg in Datablades und "unstrukturierte Daten". Ebenso sucht Informix gezielt VARs für vertikale Märkte; der Verkauf von Illustra Datenbanken wird vorangetrieben - und die eigenen Mitarbeiter werden intensiv "erzogen", so Degenhardt, um das Produkt auch zu begreifen und dem Markt begreifbar zu machen. Was das Budget belangt, so ist laut Degenhardt noch nichts definitiv festgelegt, aber "natürlich werden wir auch hier deutliche Zeichen setzen", weiß er. Denn "Informix muß so offensiv wie möglich die Chance ergreifen, die sich jetzt bietet. Nur dann zieht der Markt auch mit", erklärt Geschäftsführer Blaschke.

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