Ingram Micro ist Suses Exklusiv-Distributor

28.11.2002
Dass Linux tatsächlich in den Unternehmen Einzug hält, beweist die vergangene Woche geschlossene Vereinbarung zwischen der Suse AG und Ingram Micro.

Auf der Comdex in Las Vegas stellte Suse erstmalig seinen "Linux Enterprise Server 8" der Öffentlichkeit vor. Diese ausschließlich für den Einsatz auf Unternehmensservern entwickelte Version des Open-Source-Betriebssystems basiert auf United Linux, einer von Suse, SCO, Connectiva und Turbolinux gemeinsam erarbeiteten Grundlage von Funktionalitäten.

Für genau diese Linux-Version hat nun Suse eine exklusive Vereinbarung mit Ingram Micro geschlossen. Der zufolge erhält der Broadliner exklusive Distributionsrechte für den Suse Linux Enterprise Server. "Momentan macht diese Exklusivität noch Sinn, sollte aber die Nachfrage exorbitant ansteigen, könnten wir auch über Subdistribution nachdenken", äußerte sich Robert Beck, Geschäftsführer Produktmanagement bei Ingram Micro. In diesem Fall würde der Broadliner den Logistik-Part übernehmen.

Vorerst beschränkt sich Ingram Micros Zusammenarbeit mit Suse auf Deutschland, sie könnte aber ausgedehnt werden. "Im Prinzip könnten wir die Distribution in allen europäischen Ländern übernehmen, außer Großbritannien, wo Suse mit einer eigenen Niederlassung vertreten ist", so Beck gegenüber ComputerPartner.

Aber allein in Deutschland erhofft sich der IM-Geschäftsführer gutes Geschäft mit dem Linux-Produkt: "Wir glauben, mit dem Suse Linux Enterprise Server in den kommenden acht Wochen einen Umsatz von 12 bis 13 Millionen Euro zu tätigen." Derzeit sind seinen Angaben zufolge hier zu Lande etwa 1.000 bei Ingram Micro erfasste Vertriebspartner im Linux-Business tätig. "Diese Zahl wird sich in den nächsten zwei Monaten auf 3.500 steigern lassen", lautet Becks optimistische Einschätzung. Und er verspricht den Partnern ein gutes Geschäft: "Die Margen werden nur knapp den zweistelligen Prozentbereich verfehlen."

Partnerveranstaltungen in München und Düsseldorf

Von einem Erfolg im Linux-Umfeld überzeugt, lud Ingram Micro gemeinsam mit Suse Interessenten nach München und Düsseldorf ein, um ihnen dort die technischen Features von United Linux vorzustellen, aber auch, um die Modalitäten seiner Distribution zu erläutern. Etwa 40 IT-Dienstleister kamen in die Hauptstädte der zwei bevölkerungsreichsten Bundesländer.

So scheuten auch Tobias Maichele und Friedrich Weber nicht die lange Anreise aus Friedrichshafen nach München. "Wir setzen bereits Linux bei uns intern ein, nun wollen wir dieses Betriebssystem auch unseren Kunden schmackhaft machen", lautete das Motiv der beiden Systemadministratoren bei der Informatik und Nachrichten GmbH.

Bezeichnenderweise nutzten vornehmlich Techniker von Vertriebspartnern die beiden Veranstaltungen, um sich über die Linux-Produkte zu informieren. Daneben tauchten zwar auch Fragen zu Zahlungsmodalitäten und Kreditrahmen auf, aber zumeist wandten sich die Teilnehmer mit technischen Anfragen an Suse.

Händlerpaket für 190 Euro

Ein spezielles Händlerpaket konnte Suse bereits seinen Partnern präsentierten. So ist eine Suse-Linux-Enterprise-8-Version für 190 Euro netto bei Ingram Micro erhältlich. Hinzu bekommt der Fachhändler für zwölf Monate das Recht, neue Patches der Software kostenlos zu erwerben. Ferner erhält er bei Bedarf per E-Mail Unterstützung bei der Installation des Systems und - vorerst nur bis Ende März 2002 - einen erweiterten telefonischen Support.

Darüber hinaus umfasst das Händlerpaket diverse Marketing-Materialien. "Eine der Präsentationen kann der Wiederverkäufer direkt seinem Kunden zeigen", erklärte Petra Heinrich, Suses Vizepräsidentin Consumer Business. Bei den zwei gemeinsam mit Ingram Micro durchgeführten Händlerveranstaltungen wird es aber nicht bleiben. "Für Januar 2003 planen wir weitere Roadshows", so Heinrich gegenüber ComputerPartner.

Breit gefächerte Distributorenlandschaft

Die exklusive Distribution gilt allerdings nur für die neue SuseLösung; alle anderen Produkte werden weiterhin von den bestehenden Value-Added-Distributoren vertrieben. So konzentrieren die Nürnberger ihr gesamtes Lotus-Geschäft bei Magirus, einem auf IBM-Lösungen spezialisierten VAD. Sowohl für die Endanwender-Produkte als auch für die Business-Lösungen fühlt sich demgegenüber Adiva zuständig. Und dann gibt es noch die AID Computers AG, die bereits seit einem guten halben Jahr den Suse Linux Enterprise Server 7 vertreibt. Bei der mit United Linux ausgestatteten Nachfolgeversion des Serverbetriebssystems gehen die Kölner nun leer aus.

www.ingrammicro.de

www.suse.de

www.unitedlinux.com

www.int-group.de

ComputerPartner-Meinung:

Mit dem über Ingram Micro distribuierten Händlerpaket erhalten Systemhäuser und IT-Dienstleister ein attraktives Produkt. Auch völlige Unix-Neulinge können sich von Suse in die Feinheiten des Betriebssystems einweisen lassen. Angesichts der reduzierten IT-Budgets stellt eine professionell aufbereitete Linux-Version eine reizvolle Alternative zu kostspieligen Unix- und Windows-Servern. (rw)

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