Innerer Kostendruck der Firmen belebt das Outsoucing-Geschäft

18.04.2002
Gerade in schwierigen Zeiten wollen sich viele Unternehmen im Bereich IT auf keine kostspieligen Experimente einlassen, weshalb Outsourcing wieder voll im Trend liegt. Doch so richtig freuen können sich die externen Dienstleister über den neuen Nachfrageschub nicht, denn es dringt mehr Konkurrenz auf den Markt.

Die anhaltende Konjunkturkrise zwingt die Unternehmen, Geld zu sparen. Im Bereich IT erweist sich Outsourcing dabei kurzfristig oft als die kostengünstigere Variante. "Gerade in den klassischen Bereichen IT und TK erlebt Outsourcing einen starken Aufwärtstrend, zumal die Aufgaben immer komplexer werden", erklärt Karl Polefka, Leiter Business Operation Outsourcing Deutschland von Siemens Business Services (SBS). Während sich bei den "Big Deals", sprich bei den Großkunden, bereits eine gewisse Marktsättigung abzuzeichnen beginne, seien gerade im gehobenen Mittelstand noch starke Wachstumspotenziale erkennbar. Denn dort komme es besonders auf Kosteneffizienz an. Und der Versuch, die dringend anstehenden Aufgaben aus eigener Kraft zu stemmen, kann sich schnell als Fass ohne Boden erweisen.

"Die Gründe für das zu erwartende Wachstum sind eine Mischung aus allem: Kostendruck, die zunehmende Zahl von Fusionen und Übernahmen, strategische Überlegungen wie die Konzentration aufs Kerngeschäft und seit dem 11. September auch das Problem IT-Security", umreißt Gerald Münzl, Marketingmanager für Strategic Outsourcing bei IBM, die wichtigsten Punkte, die Outsourcing für die Kunden interessant machen.

Die Analysten geraten ins Schwärmen

Für den deutschen Outsourcing-Markt (ohne firmeneigene Services) geht das französische Marktforschungsunternehmen PAC für dieses Jahr von einem Wachstum von 18 Prozent auf gut neun Milliarden Euro aus. Starken Zulauf erhalten dabei auch "Commodity"-Anwendungen wie Personalmanagement und Gehaltsabrechnungen, die bereits über die Hälfte des deutschen Marktes ausmachen. Insgesamt wächst der deutsche Outsourcing-Markt mehr als doppelt so stark wie das Projekt- und Lösungsgeschäft, für das PAC nach dem Boom der vergangenen Jahre nur noch mit Zuwachsraten von 7,0 bis 7,5 Prozent ausgeht.

Weltweit gehen die Prognosen der Marktforscher weit auseinander. Während IDC bis 2005 mit einem jährlichen Anstieg von mindestens zehn Prozent auf etwa 113 Milliarden Euro rechnet, setzt die britische Butler Group in den nächsten drei Jahren die Zielmarke bei knapp 200 Milliarden Euro. Für den westeuropäischen Outsourcing-Markt geht Butler bis 2005 von jährlichen Zuwachsraten von 20 Prozent aus, wobei Deutschland mit einem Westeuropa-Anteil von 30 Prozent nach Großbritannien der zweitgrößte Einzelmarkt ist.

Mittelstand entdeckt

Bis vor kurzem war die Riege der Top-Anbieter wie T-Systems (mit den eigenen Debis-Resten), IBM, Electronic Data Systems (EDS) und SBS, die es zusammen auf einen Anteil von 44 Prozent bringen, noch weitgehend unter sich. Doch es drängen auch immer mehr Mittelständler wie TDS und AC sowie Ausgliederungen ehemaliger IT-Shops großer Konzerne wie TKIS/Triaton, Lufthansa Systems und IS-Energy in den Markt. Und damit teilt sich der große Kuchen ein Stück weiter auf. Lufthansa Systems etwa hat im vorigen Geschäftsjahr laut eigenen Angaben 22 Prozent des Umsatzes mit Kunden außerhalb der Airline- und Aviation-Branche erzielt.

"Das Thema IT-Ousourcing hat für uns eine wachsende Bedeutung, denn wir beobachten ein gestiegenes Bedürfnis an effektiven und kostensparenden Lösungen", freut sich Gunter Küchler, Geschäftsführer der Lufthansa Systems Infratec GmbH. Auch IBM Global Services mit einem 2001er-Umsatz von 35 Milliarden Euro legt im Outsourcing-Bereich mächtig zu, während das Geschäft mit herkömmlichen IT-Services um ein Prozent auf 9,1 Milliarden Euro zurückgegangen ist. Der Deutsche Markt sei "vom Volumen her so groß, wie wir es noch nie gesehen haben", so Münzl.

Ob Big Blue aber, wie es das erklärte Ziel ist, im Mittelstand erfolgreich sein wird, das ist noch fraglich. Denn dafür ist IBM nach Einschätzung der Experten zu teuer, zu mächtig und zu wenig herstellerneutral. Von diesen Schwächen beim Weltmarktführer dürfte vor allem EDS profitiert haben, konnten die Texaner ihren Q4-Umsatz 2001 doch um fast 14 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar steigern. Große Chancen rechnet sich EDS im Mittelstand aus, doch das Problem ist, dass alle anderen auch in die Richtung gehen.

Carsten Gram, Co-Geschäftsführer bei EDS Deutschland, rechnet bei den mittelständischen Anbietern daher schon mit einer Konsolidierung. PAC-Berater Christophe Chalons meint indes, dass Firmen der Größe von TDS oder AC-Service besser auf die Bedürfnisse des Mittelstands eingehen können und daher in diesem Markt prächtig positioniert seien.

Insgesamt scheint sich an den Marktanteilen in Deutschland und auch weltweit wenig zu ändern. Insider vermuten aber, dass das Buhlen über den Preis zunehmen wird. Zumindest solange der Spardruck bei den Unternehmen anhalte, meint PAC. Zu den "Klassikern" wie Infrastruktur- oder ERP-Auslagerung kämen neue, margenträchtigere Spielarten des Outsourcings ins Spiel, etwa Business Process Outsourcing, Billing/Customer Care, E-Procurement und ASP. Und damit werden die Karten neu gemischt.

www.pac-online.com

www.butlergroup.com

ComputerPartner-Meinung:

Gerade im Mittelstand besteht IT-technisch noch großer Nachholbedarf, und es gibt für Outsourcing-Anbieter noch viel zu tun. Doch Renommee allein genügt nicht, diese potenziell starke Kundengruppe zu gewinnen. Dass einige der Großen auf einem hohen Ross sitzen, ist vielleicht die Chance für die kleineren Dienstleister. (kh)

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