ITscope Marktbarometer

Intel-Prozessoren bleiben knapp und teuer

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Entwarnung bei der Verfügbarkeit Intel-CPUs ist im vierten Quartal nicht zu erwarten. Der Markt für Grafikkarten bleibt turbulent. Bei Mainboards kehrt dagegen Normalität ein.

Das ITscope Marktbarometer für Q3/18 liefert erneut spannende Einblicke in den Hardware-Markt in Deutschland. Besonders bewegen den IT-Channel demnach weiterhin die Liefer- und Produktionsengpässe bei Intel. Entwarnung ist bei Intel-CPUs ITscope zufolge auch im vierten Quartal nicht zu erwarten.

Die Verknappung ist vermutlich auf Probleme bei der Umstellung der Produktion von 14 auf 10 nm zurückzuführen. Sie zeichnet sich bereits eine Weile ab und wurde auch von Intel schon thematisiert. Allerdings begründet der Hersteller die Knappheit vor allem mit der hohen Nachfrage.

Der Intel Core i7-8700K war im dritten Quartal 2018 der bei ITscope von Händlern am meisten nachgefragte Prozessor.
Der Intel Core i7-8700K war im dritten Quartal 2018 der bei ITscope von Händlern am meisten nachgefragte Prozessor.
Foto: ITscope

Es bleibt aber festzuhalten, dass Intel die Produktion ursprünglich bis Herbst 2018 auf den 10-Nanometer-Prozess umgestellt haben wollte. So wie es jetzt aussieht, dauert es aber deutlich bis ins Jahr 2019 hinein. Große ODMs wie Compal und OEMs wie Acer haben ebenfalls schon öffentlich erklärt, dass Intels 14-Nanometer-Chips auch für sie schwer zu bekommen sind und sie damit rechnen, dass diese Situation sogar bis ins zweite Halbjahr 2019 andauern könnte.

Auf Nachfrage von ITscope bestätigten die Broadliner Ingram Micro und Also Deutschland, dass bei ihnen im Oktober 2018 nur geringe Stückzahlen und auch die nur im Zwei-Wochen-Rhythmus eintreffen. Damit würden jeweils zunächst die Vorbestellungen bedient. Für das vierte Quartal 2018 rechnen sie nicht mit einer Entspannung.

Preissteigerungen um bis zu 50 Prozent

"Händler, die nicht warten wollen oder können, müssen daher aktuell Aufschläge bis zu über 50 Prozent über den Preisen hinnehmen, die noch im Sommer üblich waren, und finden dann entsprechende Stückzahlen bei den anderen auf der ITscope Plattform gelisteten Distributoren", heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse des aktuellen Marktbarometers.

Exemplarisch nachvollziehen lasse sich die Entwicklung an dem mit 3 GHz getaktete Sechs-Kern-Prozessor Intel Core i5-8500 (BX80684I58500) aus der achten Generation. Er liegt aktuell auf Platz 6 der Rangliste, der von Händlern in Deutschland meistgesuchten CPUs. Nachdem der Lagerbestand bei den Distributoren seit Anfang Juni deutlich zurückging, brachten offenbar Lieferungen Anfang August etwas Entlastung.

Die hielt aber nicht lange an: Der Lagerbestand sackte wieder ab. Ab Mitte September schnellte der HEK binnen weniger Wochen um über 50 Prozent nach oben. Ältere CPUs sind ebenfalls betroffen. Der Preis des mit 3,7 GHz getakteten Intel Core i3-6100 (BX80662I36100), eines Dual-Core-Prozessors aus der 6. Generation (im ITscope-Ranking aktuell auf Platz 16), ist im Beobachtungszeitraum fast auf das Doppelte gestiegen.

Ob AMD aus der Situation Kapital schlagen kann, lässt sich aus den ITscope-Zahlen nur schwer ablesen. Sie spiegeln die Suchanfragen der Händler bei der Distribution wider. Die intensivere, aber oft erfolglose Suche nach Intel-CPUs führt dazu, dass diese Modelle mehr Klicks bekommen. Immerhin hat sich aber der AMD Ryzen 3 2200G, APU, 4-Core, 3,5 GHz (YD2200C5FBBOX) um sechs Stellen auf Platz 12 verbessert. Der AMD-Aktie kommen die Probleme bei Intel langfristig dagegen nicht zugute. Nach einem Zwischenhoch bei rund 28 Euro Mitte September liegt sie jetzt wieder bei etwa 15 Euro.

Bei Grafikkarten bleibt es turbulent

Bei Grafikkarten suchten im dritten Quartal Händler am häufigsten nach der Palit GeForce GTX 1050 Ti StormX (NE5105T018G1F) mit 4GB GDDR5 (Vorquartal Platz 10). Dicht dahinter folgt die PNY Quadro P4000 (VCQP4000-PB) mit 8GB GDDR5 (Vorquartal auf Platz 4). Einen besonders großen Sprung nach vorne (von Platz 15 auf Platz 5) machte die Asus ROG-STRIX-GTX1080TI-11G-GAMING (90YV0AM1-M0NM00) mit 11 GB GDDR5X.

Die Palit GeForce GTX 1050 Ti StormX, im zweiten Quartal noch auf Rang zehn der Händlergunst, rückte im dritten Quartal bei ITscope auf Rang eins vor.
Die Palit GeForce GTX 1050 Ti StormX, im zweiten Quartal noch auf Rang zehn der Händlergunst, rückte im dritten Quartal bei ITscope auf Rang eins vor.
Foto: ITscope

Deutlich gestiegen ist das Händlerinteresse auch an der HP-gelabelten NVIDIA Quadro P2000 mit 5 GB GDDR5(1ME41AA), die von Platz 42 auf Platz 8 vorrückte, sowie an der Gainward GeForce GTX 1060, die sich von Platz 25 auf Rang 9 verbesserte. Die meistgefragte Grafikkarte im zweiten Quartal 2018, die Zotac GeForce GTX 1080 Ti Mini mit 11 GB GDDR5X (ZT-P10810G-10P) ist dagegen im dritten Quartal auf Platz 76 abgerutscht.

Mainboard-Nachfrage normalisiert sich

Im ITscope Ranking für das zweite Quartal 2018 waren teilweise noch Nachbeben des Blockchain- und Bitcoin-Hypes erkennbar. Im dritten Quartal sind die verebbt. Der Bedarf für Gaming-PCs rückte wieder in den Vordergrund. Asus-Mainboards sind in Deutschland aber nicht nur bei Gamern, sondern auch bei vielen Business-Kunden die erste Wahl. Das spiegelt sich auch im ITscope Ranking wider, in dem Asus im dritten Quartal gleich siebenmal unter den Top 10 vertreten ist.

Asus ist mit seinen Motherboards im dritten Quartal siebenmal unter den Top 10 vertreten ist. Ganz vorne liegt das PRIME Z370.
Asus ist mit seinen Motherboards im dritten Quartal siebenmal unter den Top 10 vertreten ist. Ganz vorne liegt das PRIME Z370.
Foto: ITscope

Platz 1 geht an das Asus PRIME Z370-P, LGA 1151, ATX (90MB0VH0-M0EAY0). Das Board für Intel-Core-Prozessoren der 8. Generation richtet sich an Kunden, die selbst möglichst viel aus ihrem PC herausholen wollen. Auf den Rängen folgen das Asus PRIME Z370-A, LGA 1151, ATX (90MB0V60-M0EAY0) und das Asus H110M-A/M.2, LGA1151, micro ATX (90MB0R60-M0EAY0). Auf Platz vier folgt mit dem Gigabyte GA-A320M-S2H - 1.0 (GA-A320M-S2H) erstmals ein anderer Hersteller. Dessen Micro-ATX-Board mit Sockel AM4 für AMD Ryzen CPUs bietet Unterstützung für DDR4-SDRAM und 8-Kanal-HD-Audio.

Allerdings stammen alle diese Modelle noch aus dem Jahr 2017. Das erste, 2018 auf den Markt gekommene Modell im Ranking ist ein LGA1151-Board von Asus. Das Asus PRIME B360M-A, LGA1151, micro ATX (90MB0WQ0-M0EAY0) ist seit April 2018 im Handel und liegt aktuell auf Platz 9 der Händlergunst.

Die spannendste Frage ist für ITscope im vierten Quartal 2018 in diesem Segment, auf welches Interesse die neuen Asus-Boards stoßen werden. Sie bringen Zusatzfeatures wie OnBoard USB 3.1 Gen2. Offen ist noch, wie begehrt die bei den Konsumenten sein werden und in welchem Umfang sie die Nachfrage ankurbeln können.

Im Vorfeld gab es jedenfalls schon einigen Wirbel. Im Juli ließ Asus auf seiner Webseite versehentlich die Modellnamen von 19 der neuen Mainboards für Intels Sockel 1151 und den bisher nicht bestätigten Chipsatz Z390 durchsickern. Die Boards mussten dann bei einigen Lieferanten vorübergehend gesperrt werden. Der offizielle Marktstart erfolgte erst am 8. Oktober.

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