Intels Desktop-Strategie

27.01.2005
Was in Mainframes und in Highend-Unix-Servern schon an der Tagesordnung ist, will Intel nun auch für Desktop-PCs möglich machen: den gleichzeitigen Einsatz von mehreren Betriebssystemen. Von ComputerPartner-Redakteur Wolfgang Leierseder

Intels Prozessor-Architektur "Vanderpool Technology External Architecture", deren Spezifikation das Unternehmen nun veröffentlicht hat, ermöglicht es, die Systemressourcen von IA-32- und 64-Bit-Prozessoren (Itanium) so aufzuteilen, dass voneinander abgeschottete Betriebssysteme parallel ausgeführt werden können.

Da jede Partition eine unabhängige Softwareumgebung offeriert, können PC-Server und PC-Clients beziehungsweise Workstations als eine Reihe virtueller Systeme eingerichtet werden, so Intel. Erste Chip-Sets sollen schon in diesem Jahr erhältlich sein.

"Vanderpool" verspricht eine bessere Nutzung von Desktop-Rechnern: So können zum Beispiel Rechner, die als kleine File- und Print-Server eingesetzt werden, auch als Testrechner für Patches oder Webdienste zum Einsatz kommen. Ebenso ließen sich die Ressourcen von Workstations und auch von Office- und Heimanwender-Rechnern für verschiedene Aufgaben nutzen. Die "Virtualisierung" von Rechnern ist also Intels Antwort und zugleich Absage an die Gigahertz-Schlacht.

Die Initiative Intels überraschte Beobachter. Der Chip-Riese hatte ursprünglich vor, die "Vanderpool"-Chipsets zeitgleich mit der Marktreife von Microsofts XP-Nachfolger "Longhorn" anzubieten. Das sollte erst 2006 sein.

Doch offensichtlich hat Intel seinen Fahrplan nicht zuletzt deshalb geändert, weil es demnächst auch Dual-Core-Prozessoren verkaufen will.

Dafür massenhaft Interessenten in Unternehmen zu finden gelingt aber nur, wenn der Nutzen dieser Rechner offensichtlich ist - was mit der Virtualisierung zumindest in Reichweite rückt.

Intel wird im März auf dem "Intel Developer Forum" (IDF) präzisieren, welche Desktop-Prozessoren mit Vanderpool aufgerüstet werden.

Meinung des Redakteurs

Man darf gespannt sein, wie die Softwerker, etwa VMware oder Virtual PC, reagieren werden. Denn bisher ist die Virtualisierung von Rechnern ihre Domäne. Zudem könnte interessant sein, ob AMD die unter dem Namen "Pacifica" entwickelte Virtualisierungslösung vor 2006 einführen wird.

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