Interact Commerce: Firmenfusion der anderen Art

08.03.2001
Gerade mal vier Prozent des Marktes für mittelständische CRM-Lösungen sind erschlossen, behauptet Interact Commerce. Warum gerade das Unternehmen aus Arizona/USA die besten Karten hat, den deutschen Markt aufzurollen, versuchte die deutsche Crew ComputerPartner gegenüber zu erläutern.

Bereits 1986 gründete Pat Sullivan die Firma Contact Software International (CSI), um mit deren Hilfe das Kontakt-Management-Werkzeug Act zu entwickeln und anschließend zu vermarkten. Das Ganze gestaltete sich für den Kaufmann so erfolgreich, dass er 1993 seine Firma an Symantec verkaufte.

Nach weiteren drei Jahren hatte Sullivan genug vom Golfspielen und gründete Sales Logix - mit dem Ziel, die gleichnamige CRM-Lösung (Customer-Relationship Management) auf den Markt zu bringen. Auch dieses Geschäft verlief so positiv, dass Sullivan 1999 in der Lage war, Act von Symantec wieder zurückzukaufen. Nun hatte aber Sales Logix zwei Produkte unter seinem Dach, eines gleichlautend wie der Firmenname, dazu aber noch Act. Um das Ganze wieder ins Lot zu bringen, entschloss sich Sullivan im April 2000, seine Company in Interact Commerce umzufirmieren.

Für jeden etwas

Beide Lösungen der neu benannten Firma richten sich an eine völlig verschiedene Klientel: Während Act als eine Art Vorläufer von CRM-Software gilt, stellt Sales Logix nach Angaben des Herstellers eine komplette Lösung zur Pflege von Kundenbeziehungen dar. Eignen soll sie sich für Firmen beziehungsweise einzelne Abteilungen mit einem Jahresumsatz zwischen 50 Millionen und einer Milliarde Mark.

Sales Logix besteht aus den Modulen Vertrieb, Marketing und Support, eine Client-Lizenz schlägt dabei mit rund 2.000 Mark zu Buche. Für die Server-Version sind dann nochmals etwa 5.000 Euro zu berappen. Eine typische Unternehmensinstallation bedient rund 80 Anwender, wobei laut Interact Commerce bis zu 1.000 User an Sales Logix angeschlossen werden können.

Diese mittelständische CRM-Software lässt sich auch in diversen Back-Office-Pakete, wie Sage KHK, integrieren sowie mit den SQL-Datenbanken von Microsoft, Oracle und Borland verbinden.

Indirekter Vertrieb bevorzugt

Act hingegen wird lokal auf den Clients installiert und ist nur für kleine Arbeitsgruppen mit maximal 20 Einzelarbeitsplätzen geeignet. Mit 400 Mark gestaltet sich der Preis der Software entsprechend günstig. Vertrieben wird sie über die großen Fachhandelsketten und PC-Shops.

Interact Commerce verkauft sowohl Act als auch Sales Logix kaum direkt an Endkunden, mehr als 90 Prozent des Umsatzes werden im indirekten Kanal erzielt, und das über zwei Schienen: einmal mit Hilfe der weltweit 400 Act-Distributoren - in Deutschland sind es Ingram Macrotron, Softline und Omega SEE, die die kleinen Partner bedienen -, und zum Zweiten über die weltweit 343 - in Deutschland 13 - Act Certified Consultants, die wiederum vom Hersteller direkt bedient werden.

Der Vertrieb von Sales Logix erfolgt hingegen ohne den Umweg über die Distribution: weltweit 532 zertifizierte Business-Partner, davon elf in Deutschland, kümmern sich um mehr als 3.000 Kunden.

Partnerprogramm nicht umsonst

Für einen Jahresbeitrag von 7.500 Mark erhalten die Sales-Logix-Business-Partner ein zehntägiges Training für zwei Personen; ferner werden sie von Interact Commerce bei ihren Marketing- und Vertriebsaktionen unterstützt. Auf dem Programm stehen zudem gemeinsame Messeauftritte und Roadshows, ein passwortgeschützter Bereich auf der Website des Softwareherstellers ist darin ebenfalls inbegriffen.

Sich selbst betrachtet Interact Commerce als den unangefochtenen Marktführer in mittelständischen CRM-Lösungen (siehe auch Grafik: CRM-Verbreitung im Mittelstand). Auch Gartner bescheinigt Sales Logix einen breiten Funktionsumfang und einen hohen Realisierungsgrad der vom Markt geforderten Features für Kundenbeziehungssysteme.

www.interactcommerce.com

www.pivotal.com

www.siebel.com

www.onyx.com

www.frontrange.com

ComputerPartner-Meinung:

Die Namensänderung eines Unternehmens sollte gründlich überlegt sein. Ob die ehemalige Sales Logix sich einen Gefallen erwiesen hat, als sie sich in Interact Commerce umbenannte, darf man bezweifeln. Manchmal ist weniger einfach mehr - Interact hätte als Firmename völlig ausgereicht, und die dazugehörige Domain interact.com haben sich die Texaner ohnehin gesichert. Der Zusatz Commerce ist völlig überflüssig, außerdem als Begriff total abgedroschen.

Mit derart unsinnigen Marketing-Aktionen befindet sich Sales Logix in bester Gesellschaft - auch im CRM-Umfeld. So hat sich der Wettbewerber Goldmine in Frontrange umbenannt. Da denkt ein Deutscher sofort an Front gleich Krieg oder Ranger gleich Förster. Was hat das Ganze mit Kundenbeziehungssystemen zu tun? Dabei klang doch die frühere Firmenbezeichnung wirklich gut: sowohl im Deutschen als auch im Englischen Gleiches bedeutend und gleich verständlich. Unter einer Goldmine kann sich eben jeder sofort etwas vorstellen. Was mit Frontrange gemeint ist, können Sie in der nächsten Ausgabe von ComputerPartner nachlesen. (rw)

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