Internet-gestützter Host-Zugang

12.03.1998

MÜNCHEN: Durch den beispiellosen Siegeszug des Internet - und vor allem seines multimedialen Dienstes WWW - ist eine zunehmende Zahl von Anwendern im Umgang mit dem Web-Browser, sei er nun von Netscape oder Microsoft, vertraut. Was läge da nicht näher, als die gewohnte Browser-Oberfläche auch für weitergehende Anwendungen zu "mißbrauchen"? So zum Beispiel für den Zugang zum Host-Rechner?Der Trend zum schnellen Umstieg auf Web-Technologien beim Host-access ist unverkennbar. Das besagt zumindest eine Untersuchung der MSI Consulting Group in Seattle. Im Auftrag des Host-access-Management-Spezialisten Attachmate befragten die Analysten 160 nordamerikanische Unternehmen aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, Telekommunikation, Gesundheitswesen und Behörden zu ihrem Datenzugriff über öffentliche Netze. Danach besitzen in den erfaßten Firmen jeweils durchschnittlich 3.400 Mitarbeiter einen Host-Zugang. Fast 40 Prozent der Remote-access-Installationen wurden in einer Multi-host-Umgebung realisiert, so daß ein Zugang über die Web-Browser-Oberfläche für ein wenig Einheitlichkeit sorgen könnte.

Sicherheit sthet an erster Stelle

Für die befragten Unternehmen steht ganz klar der Sicherheitsaspekt im Vordergrund. Erst dann kommt die Möglichkeit des zentralen Managements ins Spiel. Bei proprietären, nicht Web-gestützten Host-Zugängen spielt der Sicherheitsaspekt keine so große Rolle. Offenbar ist dort das Problem zur Zufriedenheit aller gelöst.

Bei allen möglichen Spielarten des Host-access, sei es über eine Terminalemulation, über PCs mit spezieller Zugangssoftware, mittels Web-Browser oder über eine Java-Anwendung auf einem Netzwerk-Computer (NC), ist die zentrale Kontrolle des Host-Zugangs für zwei Drittel der befragten IT-Manager unverzichtbar.

Mehr als 100 Anbieter

Daß sich der Host-Zugang über den Browser einer zunehmenden Beliebtheit erfreut, davon zeugt der fast schon unüberschaubare Markt. Branchenkenner sprechen gar von mehr als 100 Lösungsanbietern für die Web-to-host-Integration.

Dort tummeln sich dann unter anderem Größen wie IBM oder Siemens Nixdorf, aber auch kleinere Unternehmen mit zweistelliger Beschäftigtenzahl. Besonders hervorzuheben ist, daß gleich zwei französische Firmen erfolgreich in diesem Markt mitmischen. Die in Lyon beheimatete Esker SA macht zwar gerade mal ein halbes Prozent ihres Gesamtumsatzes mit dem Web-to-host-Produkt "Esker Plus", nichtsdestotrotz zollt das Unternehmen der momentanen Entwicklung insoweit Tribut, als daß CEO Benoît Borrits nicht mehr vom PC-to-Host- sondern vom Web-to-host-Integration spricht.

Auch die jüngste Marktstudie von Zona Research dokumentiert diesen Trend. Danach setzen 58 Prozent der großen Unternehmen bereits Internet-/Intranet-Technologien für ihre geschäftskritischen Anwendungen ein oder planen es für die unmittelbare Zukunft.

Surfen kann (fast) jeder

Der Zugriff auf Unternehmensdaten über den Web-Browser scheint verlockend, da mit dessen Oberfläche die meisten Anwender bereits vertraut sind - eher jedenfalls als mit den kryptischen Befehlen einer Mainframe-Bildschirmmaske.

Auch den Wiederverkäufern eröffnet sich hier ein lohnendes Geschäftsfeld. Denn die Anbindung der Web-to-host-Software an den Host auf der einen und den Web-Server auf der anderen Seite ist so trivial nicht. Anpassungen müssen vorgenommen und diverse Performance-Tests absolviert werden. Gute Kenntnisse der IT-Infrastruktur beim Kunden zahlen sich hier in barer Münze aus.

Doch bisher verläuft das Geschäft mit den Web-to-host-Lösungen recht schleppend, wie Nachfragen bei diversen Partnerunternehmen ergeben haben. Das Interesse beim Kunden ist schon ausgeprägt, doch genauso stark ist auch die Angst vor der neuen Technologie, wohl ein typisch deutsches Phänomen. Hier wartet auf die Marketingabteilungen der Softwarehersteller, aber auch auf die Business-Partner noch viel Überzeugungsarbeit. Es muß den Anwendern eben klargemacht werden, daß der Web-Browser doch zu mehr taugt, als nur zum Bildchen betrachten. (rw)

Eine Orientierungshilfe bei der Host-Anbindung mit Web-Technologie finden Sie in unserem Technikbeitrag ab Seite 84.

Manche Hersteller von Web-to-host-Lösungen lassen sich einiges einfallen, um aufzufallen.

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