Internet World Spring '97: "Mode-Messe" mit sehr zweifelhaftem Konzept

20.06.1997
MÜNCHEN: Der interessierte Computer-Anwender wurde erst gar nicht eingeladen zur Internet World Spring '97, die vom 4. bis 6. Juni in München stattfand. Statt dessen waren Experten aus der IT-Branche aufgerufen, mit Werbeleuten, Unternehmern und Politikern über zukünftige Einsatzgebiete des Internet zu diskutieren. Trotz vordergründiger Erfolgsmeldungen bleiben starke Zweifel am Nutzen derartiger Veranstaltungen.Die Fachmesse für Professionals", so lautete das Motto, unter dem gut 200 Aussteller Produkte und Dienstleistungen rund ums Internet präsentierten. Verteilt über drei Hallen betrug die Ausstellungsfläche 9.000 Quadratmeter. Mit 18.450 Besuchern wurde die angestrebte Zahl von 18 000 Besucher knapp übertroffen. Dennoch blieb der Charakter der Veranstaltung auch dieses Jahr eher regional. Nach Vorjahresanalysen kamen 65 Prozent der Besucher aus Süddeutschland.

MÜNCHEN: Der interessierte Computer-Anwender wurde erst gar nicht eingeladen zur Internet World Spring '97, die vom 4. bis 6. Juni in München stattfand. Statt dessen waren Experten aus der IT-Branche aufgerufen, mit Werbeleuten, Unternehmern und Politikern über zukünftige Einsatzgebiete des Internet zu diskutieren. Trotz vordergründiger Erfolgsmeldungen bleiben starke Zweifel am Nutzen derartiger Veranstaltungen.Die Fachmesse für Professionals", so lautete das Motto, unter dem gut 200 Aussteller Produkte und Dienstleistungen rund ums Internet präsentierten. Verteilt über drei Hallen betrug die Ausstellungsfläche 9.000 Quadratmeter. Mit 18.450 Besuchern wurde die angestrebte Zahl von 18 000 Besucher knapp übertroffen. Dennoch blieb der Charakter der Veranstaltung auch dieses Jahr eher regional. Nach Vorjahresanalysen kamen 65 Prozent der Besucher aus Süddeutschland.

Alles für den Internet-Experten

Gezeigt wurde alles rund ums Internet. Angefangen von Internet- und Intranet-Komplettlösungen von Herstellern wie Hewlett- Packard und Silicon Graphics reichte das Spektrum bis zum javabasierenden Office-Paket für das Internet. Suchdienste wie Altavista und Yahoo waren ebenso vertreten wie Internet Service Provider, allen voran ECRC und Eunet.

Ebenso präsent eine große Anzahl von Internet-Beratungs- und Entwicklungsunternehmen, die sich auf die Erstellung kompletter, unternehmensspezifischer Internet-Lösungen spezialisiert haben und derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen. Großen Raum nahm dieses Jahr das Thema "Sicherheit im Internet" ein, das sowohl von den Ausstellern als auch in Form eines parallel laufenden dreitägigen Fachkongresses ausführlich behandelt wurde.

Die Zielgruppe der erwünschten Besucher war klar definiert. Technische und kaufmännische Entscheider des oberen und mittleren Managements, Marketing- und Vertriebsleiter der IT-Branche aus Groß- und Mittelstandsunternehmen (Wirtschaft, Industrie und Staat) sowie Software- Entwickler, Consultants, Multimedia- und Werbeagenturen waren willkommen. Internet-interessierte Computer-Anwender wurden im Gegensatz dazu als störend empfunden. Wörtlich heißt es in der Internet- Homepage des Veranstalters: "Denn hier geht es um professionelles Business. Alles was dabei stören könnte, bleibt draußen: Seh-Leute, Sammler, Jäger, Privatpublikum, Schulklassen... So schaffen wir eine angenehme und anregende Atmosphäre, die den gerade in der jungen Branche so notwendigen Informations- und Meinungsaustausch erst ermöglicht."

Fachmessen sind ein einträgliches Geschäft

Das Konzept des Veranstalters, dc congresse + fachmessen, ist einfach: Frühzeitig neue Trends der Informations- und Kommunikationstechnik erkennen und dann den verantwortlich Betroffenen ein Podium bieten, sich auszutauschen. Daß auch andere Messeveranstalter vom Megatrend "Internet" profitieren möchten, zeigt die Tatsache, daß Konkurrenzveranstalter ComMunic unter dem Titel "Internet World Berlin" eine fast gleichartige Veranstaltung Ende Mai in Berlin organisierte. Der dritte Veranstalter im Bunde, Softbanks, plant die Comdex Internet für den Herbst diesen Jahres in Frankfurt. Wenn da mal keiner messemüde werden soll. Fragt man Aussteller nach ihren Beweggründen, sich gerade auf der Internet World Spring in München zu präsentieren, bleiben gute Argumente Mangelware. Die Antworten lassen sich in zwei Kategorien zusammenfassen: Erstens: "Wir probieren aus, und testen die Akzeptanz der Veranstaltung durch das Publikum", und zweitens "Wir haben uns für München entschieden, weil es regional für uns am günstigsten ist." Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, daß ein langfristiger Erfolg solcher Happenings eher die Ausnahme ist. Analogien zum Trend "Multimedia" drängen sich auf. Erinnert man sich fünf Jahre zurück, als eine Multimedia-Messe nach der anderen abgefeiert wurde, stellt man fest, daß kaum eine der zahllosen Multimedia-Veranstaltungen ihren Platz bis heute behaupten konnte. Die Gründe liegen auf der Hand. Sobald ein Trend als solcher erkannt wird, nehmen sich auch große überregionale Messen wie CeBIT, Systems etc. dieser Themen an. In Zeiten knappen Marketingbudgets schwenken dann die Aussteller von spezialisierten Messe-veranstaltungen im Stil der "Internet World" auf Großveranstaltungen über. Kein Grund zur Panik für den Veranstalter: Der macht sich halt auf die Suche nach neuen Trends.

Analogien zu "Multimedia" machen skeptisch

Obwohl der euphorische Abschlußbericht der Internet World Spring '97 von Superlativen geradezu strotzt, scheint eine gesunde Skepsis gegenüber derartiger Veranstaltungen angebracht. Wirft man einen Blick in die aktuelle Imagebroschüre des Messeveranstalters, findet man dort eine Reihe von Zitaten der Aussteller der letztjährigen Internet World. Unternehmen wie Internet 2000 ("Einfach super, die Internet World!"), IBM ("Hier steckt viel Potential!"), Centura ("Sehr gutes Konzept!"), Telekom ("Wir konnten Quasi-Abschlüße in hoher Zahl verbuchen!"), Debis ("Wir wurden geradezu überrannt!") und Lotus ("Sehr gute Atmosphäre!") äußerten sich begeistert. Fragt sich nur, warum mit Ausnahme von Debis keines der genannten Unternehmen mehr auf der diesjährigen Internet World Spring 97 in München vertreten war. (sd)

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