INTERVIEW/Conergy sieht keinen raschen Verkauf von Modulfabrik

21.11.2008
Von Andreas Heitker DOW JONES NEWSWIRES

Von Andreas Heitker DOW JONES NEWSWIRES

BERLIN (Dow Jones)--Die Conergy AG erwartet offenbar nicht, dass es doch noch zu einem raschen Verkauf ihrer verlustreichen Modulproduktion in Frankfurt/Oder kommen wird. "Nachdem der LG-Deal nicht mehr aktuell ist, konzentrieren wir uns in Frankfurt/Oder nun zunächst einmal auf das operative Geschäft", sagte Konzernvorstand Philip von Schmeling in einem Interview mit Dow Jones Newswires.

Der für das Photovoltaik-Geschäft in dem Hamburger TecDAX-Konzern zuständige Manager stellte klar, dass Conergy "bezüglich einer Partnerschaft weiterhin offen für Gespräche" sei. Das Unternehmen konzentriere sich nun aber erst einmal auf das weitere Hochfahren der Produktion und auf eine gute Modulfertigung in dem neuen Werk.

Conergy wollte eine Mehrheit an der Solarmodulfabrik eigentlich an die LG Electronics Inc veräußern. Das südkoreanische Unternehmen hatte aber Anfang November von der Gründung eines Joint Ventures wieder Abstand genommen. Conergy hatte daraufhin angekündigt, alle Optionen für das Werk in Frankfurt/Oder zu prüfen. Der Hamburger Konzern will sich eigentlich von der Fabrik trennen, um sich auf das Downstream-Geschäft zu fokussieren, also auf den Verkauf von Solaranlagen an Endkunden.

Conergy hatte noch in der vergangenen Woche in ihrem Kapitalerhöhungs-Prospekt eingeräumt, es gebe eine "anhaltende signifikante Unterauslastung" der neuen Solarfabrik, die den Rohertrag des Konzerns negativ beeinflusst. Die Analysten von SES Research schätzen, dass die Kapazitäten in Frankfurt/Oder im Gesamtjahr 2008 gerade einmal zu 35% ausgelastet sind. "Die Solarfabrik bleibt das Problemkind von Conergy", hieß es in einer zu Wochenbeginn veröffentlichten Research-Note von SES.

Konzernvorstand Schmeling zeigte sich in dem Interview mit Dow Jones dagegen optimistisch, dass die Verluste abgebaut werden können. "Wir sehen weiter Chancen, mit unserer Modulfabrik auch profitabel zu werden", betonte er. In den Conergy-Planungen für 2009 sei die Fabrik enthalten - allerdings "mit sehr konservativen Planzahlen".

Schmeling verwies darauf, dass Conergy im Kerngeschäft, also dem Verkauf von Photovoltaik-Installationen, bereits heute zu den größten Unternehmen weltweit zählt. Der Konzern profitiere in dem derzeit schwierigen Umfeld außerdem davon, dass sich der Markt gerade von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt drehe. "Unsere Vorlieferanten haben nicht mehr eine solch starke Marktmacht wie noch vor zwei oder drei Monaten und können ihre gewünschten Konditionen nicht mehr so einfach durchsetzen", sagte er. "Wir schließen auch keine Jahresverträge mehr ab und sind dadurch flexibler."

Die derzeitige Finanzkrise wird die Solarindustrie nach Einschätzung des Conergy-Vorstands insgesamt nicht nachhaltig zurückwerfen. Er sei überzeugt, dass die Aussichten für die Branche mittelfristig weiterhin gut seien. "Immer mehr Menschen werden erkennen, dass dies ein nachhaltiges und extrem sicheres Investment ist."

Neben dem deutschen Markt, in dem Conergy heute noch knapp die Hälfte ihrer Photovoltaik-Umsätze erzielt, wird nach Angaben von Schmeling auch der US-Markt in Zukunft immer wichtiger. "Hier verbuchen wir schon heute gute Umsätze. Der US-Markt wird aber noch stark wachsen." Er stehe zurzeit bei allen Photovoltaik-Planungen weltweit im Fokus.

Webseite: http://www.conergy.de -Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 13872 14, andreas.heitker@dowjones.com DJG/hei/jhe

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