INTERVIEW/Kabel Deutschland will ohne Akquisition MDAX outperformen

10.06.2010
Von Matthias Karpstein und Archibald Preuschat DOW JONES NEWSWIRES

Von Matthias Karpstein und Archibald Preuschat DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Kabel Deutschland will sich nach dem Aufstieg in den MDAX zum 21. Juni besser als der zweitwichtigste deutsche Aktienindex schlagen. "Wir wollen im MDAX ein Outperformer werden", sagte Vorstandsvorsitzender Adrian von Hammerstein am Donnerstag im Interview mit Dow Jones Newswires. Dazu sei keine Akquisition nötig, erklärte von Hammerstein. Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber sei "hervorragend positioniert für organisches Wachstum".

Hammerstein bestätigte das anhaltende Interesse an den Netzen der beiden angeschlagenen Wettbewerber Tele Columbus und Primacom, wollte sich aber zum aktuellen Stand nicht näher äußern. Mit dem Bundeskartellamt führe man keine Gespräche zu einem möglichen Einstieg bei Primacom, sagte er. Die für Kabel Deutschland relevanten Netzteile beider Wettbewerber würden dem Konzern "einen erheblichen Zugewinn" bei der Zahl der Kunden bringen, wie von Hammerstein erklärte.

Die beiden Kabelnetzbetreiber Tele Columbus und Primacom stecken derzeit tief in finanziellen Schwierigkeiten. Tele Columbus wurde zu Jahresbeginn von einer Gruppe seiner Gläubiger übernommen, wodurch die drohende Versteigerung hinfällig wurde. Nun soll der Kabelnetzbetreiber mit seinen rund 2,3 Mio angeschlossenen Haushalten entschuldet und restrukturiert werden.

Primacom hat zum Monatsanfang seine Zahlungsunfähigkeit mitgeteilt. Die Kreditgeber des hochverschuldeten Kabelnetzbetreibers hatten Forderungen von 29,2 Mio EUR fällig gestellt. Sollte es dem Management nicht innerhalb weniger Tage gelingen, die Kreditgeber zur Rücknahme ihrer Forderungen zu bewegen, wird Primacom Insolvenz anmelden müssen. Die ING Bank hat bereits für den 5. Juli in Berlin eine Versteigerung ihrer Anteile am operativen Geschäft der Primacom Management GmbH angesetzt. "Wir haben noch keine Flüge nach Berlin gebucht", sagte von Hammerstein mit Blick auf die Versteigerung.

Hammerstein hatte am Donnerstagmorgen für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum um 6,5% bis 7% in Aussicht gestellt und will beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 715 Mio bis 725 Mio EUR erreichen, nach 659 Mio EUR im vergangenen Geschäftsjahr. Beim Umsatz sei nun wegen eines Basiseffekts ein verhältnismäßig langsameres Wachstum zu erwarten, sagte Hammerstein im Interview. "Wir können beim Umsatz ein bestimmtes absolutes Wachstum erreichen, aber wegen der wachsenden Basis schrumpft die Wachstumsrate".

Webseite: www.kabeldeutschland.com - Von Matthias Karpstein und Archibald Preuschat, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/apr/brb

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