Intrigenschlacht um den "König von Sachsen"

21.09.2000
In der TK-Disti-Szene setzt man derzeit statt auf Preiskrieg lieber auf verbale Attacken und gezielte Verleumdungen. Im Visier der aktuellen Intrigenkampagne: Komsa-Chef Gunnar Grosse.

Die Botschaft kam aus Bayern: 20 Millionen Mark verlange das Finanzamt, mehrere Millionen das Land Sachsen von der Komsa-Gruppe zurück. Unternehmensgründer Gunnar Grosse sei praktisch pleite und müsse verkaufen.

"Der Branche ist die Ethik abhanden gekommen", klagt Gunnar Grosse, Gründer und Vorstandsvorsitzender der sächsischen Komsa-Gruppe. Er hat den Delinquenten, der die Gerüchte per SMS an alle Komsa-Lieferanten und Partner verschickt hat, im Gegenzug wegen Verleumdung verklagt. "Uns ging es noch nie so gut wie heute", stellt Grosse entschieden fest. So mancher Mitbewerber habe halt die Trends verpasst, da mache sich eben Neid und Missgunst breit. Für ihn ist der intrigante Konkurrent deshalb ein "Anfänger" - "Profis" sind in seinen Augen diejenigen, die es nicht nötig haben, über Mitbewerber zu läs-tern.

"TK-Distis stehen zum Verkauf"

Die sind in der TK-Distributions-Szene eindeutig vom Aussterben bedroht. So möchte man sich bei Electronic Partner zwar zum angeblichen Verkauf von Komsa nicht äußern - wohl in erster Linie deshalb, weil man selbst nicht ungern als potentieller Käufer gehandelt wird - nimmt die Gelegenheit aber gern für einen Querschläger wahr: "Da gibt es andere TK-Distis, die zum Verkauf stehen. Fragen Sie doch mal bei NT-Plus nach", wird kräftig nachgeladen, "die kennen sich mit der Thematik hervorragend aus."

Auf ein solches Niveau lässt man sich in den Führungsebenen von NT-Plus natürlich nicht herab: Gunnar Grosse sei ein seriöser, fairer und ausgezeichneter Geschäftmann, das Hauen und Stechen in der Branche wirklich eine Schande, empört man sich. Man wolle sich zwar nicht an den Spekulationen beteiligen, aber vermutlich habe Grosse hier und da die Kontrolle über seine Lieferanten nicht so ernst genommen. "Es ist ja wohl kein Geheimnis, dass er vor allem darauf achtet, möglichst billig einzukaufen."

Da könne man schon mal an den Falschen geraten. Beispielsweise an einen, der gerne mal vergisst, die Mehrwertsteuer abzuführen. So traurig das auch sei: "Sie wissen doch, hängen bleibt immer was." Komisch sei es schon gewesen, dass Grosse den Blick in die Interna verweigerte, als man wegen einem Joint-Venture verhandelt habe. Doch das sei lange her, und an einer Übernahme habe man derzeit "kein Interesse". Apropos Interna: Ein Software-Lieferant lässt hinter vorgehaltener Hand verlauten, man führe Komsa als VIP-Kunde in der Kartei. Die Grosse-Firma kaufe viel und gut ein, zahle immer pünktlich und habe keine Außenstände. Im Gegensatz zu NT-Plus.

"Völlig unethisch", findet Gunnar Grosse dieses Verhalten, während die Konkurrenz weiter darauf rumreitet, dass der TK-Disti noch immer verdächtigt wird, es selbst mit der Geschäftsmoral nicht so genau zu nehmen. Schon im Frühsommer war Komsa ins Visier der Ermittlungsgruppe "Lugano" geraten, die wegen Verdachts auf Geldwäsche, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Betrug und Steuerhinterziehung insgesamt 213 Objekte in elf Ländern durchsuchte (siehe ComputerPartner 25/00, Seite 12). Ermittelt wird noch immer, räumt Grosse ein, aber der Mitarbeiter sei nach einer ersten Vernehmung gleich wieder entlassen worden, der Tonfall der Ermittler werde immer freundlicher.

Soll die Konkurrenz nur lästern, er werde sich auf den Ausbau der verschiedenen Komsa-Standbeine konzentrieren. Als reiner TK-Disti sehe man sich schon lange nicht mehr, habe der Konkurrenz halt doch einiges voraus. Jede Abteilung agiere praktisch selbständig, ein hauseigenes Management-Info-System helfe den Mitarbeitern, jeden einzelnen Schritt nachzuvollziehen, so Grosse: "Ab und zu steht jeder an der Kante. Dann muss man aber auch selber wissen, ob man zu nahe dran ist." (mf)

www.komsa.de

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