Investitionen der IT-Verantwortlichen

10.07.1999

MÜNCHEN: Die Vorbereitungen für den Jahrtausendwechsel sind teuer. Rund eine Trilliarde Dollar, vermuten manche Analysten, wurden weltweit von den Unternehmen aufgewendet, um Engpässen am 1. Januar 2000 vorzubeugen. Dies hat sich positiv auf die gesamte Weltwirtschaft ausgewirkt. Allerdings: Die Marktbeobachter unken. Im Jahr 2000 wird gespart - vor allem bei den IT-Ausgaben.Der Jahrtausendwechsel und die damit zusammenhängenden Vorbereitungen waren Balsam für das Wachstum der Weltwirtschaft. Die Investmentbank Goldman Sachs beziffert den Beitrag der IT-Investitionen auf 0,3 Prozent bei einem Gesamtwachstum von 2,7 Prozent in den letzten zwei Jahren.

Eine andere Investmentbank - Salomon Smith Barney - bekam bei einer Umfrage unter 46 europäischen Unternehmen von 74 Prozent der Befragten die Antwort, daß sie ihr Budget für IT-Investitionen seit letztem Jahr nochmal aufgestockt haben. 17 Prozent behielten laut Umfrage ihr IT-Budget bei; nur neun Prozent der befragten Firmen geben in diesem Jahr weniger dafür aus als 1998. Die Budgets wurden zum Teil um bis zu 29 Prozent höher angesetzt als im Vorjahr. Dies liege hauptsächlich an der erwähnten Jahr-2000-Problematik. Rund 17 Prozent aller IT-Ausgaben entfallen auf den Jahrtausendwechsel. Für die Umstellung auf den Euro werden im Vergleich dazu nur sieben Prozent der IT-Ausgaben verwendet.

IT-Berater sind Gewinner

Dementsprechend sind die externen IT-Berater die lachenden Dritten in dem Spiel - ihr Honorar macht einen erheblichen Teil der IT-Investitionen aus. Fachkräfte sind knapp und die laufenden Mammutprojekte Euro und Y2K zeitlich begrenzt. Eine dauerhafte Vergrößerung des Stammteams kommt somit für viele Firmen nicht in Frage. Rund 91 Prozent der befragten europäischen Firmen verwenden fast ein Drittel der zur Verfügung stehenden IT-Mittel auf externe Consultants.

Rotstift beim IT-Budget

Allerdings zeigt sich auch gerade hier, daß die europäischen Unternehmen schon den Rotstift in der Hand haben, um ihre IT-Kosten zu reduzieren. Auf die Frage, nach welchen Kriterien sie die externen Berater auswählen, war die Qualität erstaunlicherweise nur in 14 Prozent der Fälle entscheidend. Erfahrung wird nur von 21 Prozent der Auftraggeber als wichtig erachtet. Ausschlaggebend ist vor allem der Preis für externe Dienstleistungen - gut 36 Prozent gaben "zu teuer" als K.-o.-Kriterium für die Auftragsvergabe an.

Auch wenn die Entwicklung in den letzten zwei Jahren positiv

für das Wirtschaftswachstum war: Die Marktbeobachter geben diesem Trend keine Chance. Bereits im nächsten Jahr wollen 30 Prozent der IT-Verantwortlichen ihren Budgetgürtel enger schnüren. 20 Prozent wollen das Niveau beibehalten und 43 Prozent planen mehr Investitionen als in diesem Jahr. Aus diesen Angaben haben die Analysten ein Nullwachstum errechnet, das sich auch auf die Weltwirtschaft auswirken wird. Sie gehen davon aus, daß das Wachstum schon im Jahr 2000 um 0,6 Prozent niedriger ausfallen wird.

Y2K und Euro sind 2000 nicht mehr relevant

Die beiden brandheißen Themen Jahr 2000 und Euro werden im nächsten Jahr nur noch einen kleinen Teil des IT-Budgets bekommen. Von den zur Verfügung stehenden Mitteln werden voraussichtlich nur drei Prozent für den Jahrtausendwechsel und fünf Prozent für den Euro von den europäischen Unternehmen bereitgestellt. Das einzige, was die Planungen jetzt wirklich durcheinanderbringen könnte, wäre der Y2K-Supergau, den einige Schwarzmaler prophezeien. Aber der tritt, wie alle hoffen, dank der hohen Investitionen in den letzten Jahren ja nicht ein. (gn)

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