Investmentfonds: breit gestreutes Risiko

22.02.2001
Die Manager von Investmentfonds sind gegenüber dem Privatanleger im Vorteil: Sie sind Profis, die sich täglich um die Kapitalanlagen kümmern. Sie streuen das Risiko in einem Ausmaß, wie es dem Einzelkämpfer nie möglich wäre. Sie bieten eine breite Palette von Fonds an, so dass der Anleger ganz nach seiner persönlichen Risikoneigung und -fähigkeit wählen kann.

Der Grundgedanke des Investmentsparens ist es, den kleineren und mittleren Anlegern die gleichen Chancen zu verschaffen, wie sie die großen Investoren mit ihren enormen Summen und dem Expertenwissen haben. Erreicht wird das, indem die vielen kleineren Anlagebeträge in einem gemeinsamen Topf landen. Mit den großen Summen, die so zusammenkommen, kann das professionelle Management dann wesentlich erfolgreicher am Kapital- markt agieren.

Die Käufer von Investmentzertifikaten genießen einen umfangreichen gesetzlichen Schutz. Er ist in dem Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG) geregelt. Außerdem kontrolliert das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen ständig, ob die Regeln eingehalten werden. Details wie etwa die Anlagevorschriften unter dem Aspekt der Risikostreuung, die Errechnung der Fondspreise, die Ausschüttung oder die Bestellung einer Depotbank sind gesetzlich geregelt.

Der Anleger kauft Anteile an dem Fonds in der Regel zum Anteilwert zuzüglich einem Ausgabeaufschlag. Der liegt bei dem einen Fonds bei 1,5 Prozent, bei einem anderen gleich bei fünf bis sechs Prozent. Wenn eine Investmentgesellschaft auf den Ausgabeaufschlag verzichtet und damit ein offenbar besonders günstiges Angebot unterbreitet, kann der Anleger sicher sein, dass sie ihre Verwaltungskosten und Gewinnanteile auf anderem Wege sichert. Das Recht zur Rückgabe der Anteile zum aktuellen Anteilswert ist gesetzlich verbrieft.

Ihre Erträge schütten die Fonds meist einmal jährlich an die Anleger aus. Sie setzen sich zusammen aus den so genannten ordentlichen Erträgen - das sind Zinsen, Dividenden oder bei den offenen Immobilienfonds Mieteinnahmen - und den außerordentlichen Erträgen. Das sind Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren oder Immobilien, die häufig zu einem hohen Anteil an steuerfreien Gewinnausschüttungen führen. Die Er- träge kann sich der Anleger bar auszahlen lassen oder günstig wiederanlegen. Dafür gibt es Wiederanlagerabatte, die gelegentlich bis zur Höhe des Ausgabeaufschlags reichen. So wächst das Investmentvermögen des Sparers unaufhaltsam. Wer sich für einen "thesaurierenden" Fonds entscheidet, braucht sich um die Wiederanlage nicht zu kümmern. Die geschieht in diesem Falle automatisch. Verwahrt werden die Investmentanteile in einem Depot bei der Hausbank oder noch besser direkt bei der ausgebenden Gesellschaft.

Mit einem Investment-Sparplan ist der Anleger nicht nur zu regelmäßigen Einzahlungen "gezwungen" - er kann auch vorübergehend aussetzen oder kündigen -, sondern kann damit auch ein beachtliches Vermögen aufbauen. Er muss nur etwas Geduld haben. Der Bundesverband Deutscher InvestmentGesellschaften (BVI) hat einmal ausgerechnet, was bei den ver- schiedenen Fondsarten bis zum 30. September 2000 herausgekommen wäre, wenn man für 10, 20 oder 30 Jahre monatlich 50 Euro in einen Sparplan eingezahlt hätte. Dann hätten sich die aufgebrachten 6.000, 12.000 oder 18.000 Euro mit einem deutschen Aktienfonds auf 15.365, 58.475 und in der längs- ten Laufzeit von drei Jahrzehnten sogar auf 164.652 Euro vermehrt. Bei einem internationalen Rentenfonds lauten die entsprechenden Zahlen: 9.050, 28.975 und 75.640 Euro. Und ein offener Immobilienfonds hätte es in zehn Jahren auf 7.468 Euro, in 20 Jahren auf 21.749 und in 30 Jahren auf 46.755 Euro gebracht (siehe Grafik links).

Wer regelmäßig in einen Fonds einzahlt, profitiert aber nicht nur vom Anlageerfolg der Investmentmanager, sondern zusätzlich auch von dem so genannten Cost-Ave-rage-Effekt. Er erwirbt bei Haussezeiten an der Börse weniger von den teuer gewordenen Aktien, bekommt aber für seinen festen Betrag dafür in der Baisse bei sinkenden Kursen monatlich mehr Anteile. Das führt zu einem insgesamt güns-tigen Durchschnittspreis der Zertifikate und erhöht die Rendite. Dafür ein Beispiel: Ein Anleger er- wirbt monatlich für 150 Euro Anteile an einem Fonds. Dessen Ausgabepreis soll im Januar und Februar 20 Euro betragen. Vom März bis zum Dezember schwankt der Kurs des Fonds jeweils zwischen 10 und 30 Euro. Nach einem Jahr hat der Anleger seine Anteile zu einem Durchschnittspreis von 15,65 Mark gekauft.

Die Qual der Wahl

Wie findet aber nun der Anleger seinen, den richtigen Fonds? Das ist bei inzwischen mehr als 4.000 Investmentfonds, die in Deutschland angeboten werden, nicht einfach. Denn nicht nur die Zahl der Fonds vermehrt sich rapid, auch die Artenvielfalt wächst. Heute gibt es Branchenfonds, Länderfonds, Dachfonds, Geldmarktfonds, AS-Fonds speziell für die Altersvorsorge, Indexfonds, Garantiefonds, Fonds für den Neuen Markt oder für Neuemissionen und noch viele Spezialitäten mehr. Wichtig ist auch, ob das Vermögen in Mark, in Euro oder in fremden Währungen gehalten wird.

Die Qual der Wahl ist groß. Wenn sich der Anleger an eine Bank oder Sparkasse wendet, droht die Gefahr, dass ihm nur die hauseigenen Produkt der eigenen Fondsgesellschaft angeboten werden. Die müssen aber bei weitem nicht immer die erfolgreichsten Investments sein. Allerdings springen die ers-ten Banken über ihren Schatten und bieten auch fremde Fonds an. Als erste Filialbank hat damit die Citibank begonnen. Die neue Fondsbank der beiden Partner Activest (Fondstochter der Hypo-Vereinsbank) und Meag (Vermögensverwaltung von Münchener Rück und Ergo Versicherungen) soll im Frühjahr 2001 an die Arbeit gehen und eine breite Fondauswahl bieten. Die amerikanische Fondsgesellschaft Fidelity will bis zum Sommer 2001 einen "Fonds-Supermarkt" in Deutschland starten.

Ranglisten, geordnet nach der Wertentwicklung in der Vergangenheit, findet der Interessent in Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Auch im Internet gibt es verschiedene Adressen für die Auswahl von Fonds. So findet der Anleger etwa unter www.fondsweb.de, www.fondscheck.de, www. fonds-zentrum.de oder www.disco unt-fonds-service.de Rat und Hilfe. Auch Online-Banken und Discount-Broker bemühen sich, maßgeschneiderte und günstige Fonds für Ihre Kunden zu finden. Der Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften liefert ihm auf Wunsch die Wertentwicklung bestimmter Fonds innerhalb eines Monats, innerhalb eines Jahres sowie in drei, fünf oder zehn Jahren. Diese Erfolge lassen sich natürlich nicht einfach fortschreiben. Wenn aber ein Fonds stets auf den vorderen Plätzen rangiert, bietet das für den Käufer eine gewisse Garantie.

Strenge Maßstäbe für Fondsvermittler

Gut aufgehoben ist der Kunden, der sich für eine einmalige Anlage eines größeren Betrages oder die regelmäßige Anlage von kleineren Summen in Fonds interessiert, bei einem unabhängigen Fondsvermittler. Björn Raupach, Geschäftsführer bei der Raupach und Tillmanns Investmentberatung. Mön- chengladbach, rät dazu, einige Regeln bei der Auswahl des Vermittlers zu beachten. Nach seiner Ansicht muss ein guter Vermittler folgende Bedingungen erfüllen:

- Es muss ein Anlageprofil erstellt werden. Darin sind Alter, Einkommen, berufliche und familiäre Situation des Kunden, Vermögen, zeitliche Horizont der Anlage und die persönliche Risikobereitschaft festzuhalten. Auch muss geklärt sein, ob es sich um eine Kapitalanlage für ein bestimmtes Ziel oder für die Altersversorgung handelt.

- Es müssen ausreichende und detaillierte Informationen über die verschiedenen Fonds gegebenen werden: Zusammensetzung des Fonds, Kurs- und Währungsrisiken bei Anlagen im Ausland, Kosten des Fondserwerbs, eventuelle Rabatte, Depotgebühren, laufende Verwaltungskosten und steuerliche Aspekte.

- Der Anlagevorschlag sollte diese Qualitätskriterien erfüllen: Gute und ausgewogene Struktur des Depots, Darstellung der bisherigen Performance und begründete Prognosen für die künftige Entwicklung. Der Vorschlag wird am besten schriftlich formuliert.

- Beim Vertragsabschluss werden dem Anleger Verkaufsprospekte und Jahresberichte der ausgewählten Fonds überreicht. Der Vermittler darf keineswegs auf einen Anschluss drängen.

- Eine fortlaufende Betreuung des Kunden sollte selbstverständlich sein. Ihm müssen Informationen über die Entwicklung seines Depots, über Tendenzen am Kapitalmarkt oder über Wechsel im Fondsmanagement und damit mög- liche Änderungen der Anlagestrategie gegeben werden.

- Für die Qualifikation eines Fondsvermittlers spricht die langjährige Erfahrung im Investmentgeschäft oder eine Ausbildung bei Banken und Investmentgesellschaften.

Die Notwendigkeit einer immer stärkeren privaten Altersvorsorge zusammen mit den großen Summen, die im heutigen Deutschland alljährlich durch Erbschaften anfallen, schafft einen hohen Bedarf an privater Vermögensverwaltung. Nach einer Studie der BBE-Unternehmensberatung in Köln werden Kinder und Enkel bis zum Jahr 2010 runde 4,4 Billionen Mark erben oder als Schenkung erhalten. Auch für die Verwaltung dieser privaten Vermögen bieten Investmentfonds ausgezeichnete Möglichkeiten. Mit ihrer Hilfe lassen sich Sicherheit und Rendite, langfristig überdurchschnittliches Wachstum, stetiges Einkommen und die Optimierung der Rendite nach Steuern unter einen Hut bringen. Dabei kann der Anleger schrittweise vorgehen. Er kann Fonds als Bausteine in sein Vermögen integrieren. Er kann ausschließlich auf Fonds setzen, oder er lässt sich als Kunde mit einer hohen Steuerprogression ein Depot mit einer hohen Rendite nach Steuern zusammenstellen.

Der höchste Grad der Vermögensverwaltung per Fonds, praktisch der "schwarze Gürtel" der Anlageberater, ist das so genannte Fondspicking. Dabei kommen wirklich nur die absolut besten Fonds ins Töpfchen. Die Firma Fonds Consult GmbH in München - ein typischer Fondspicker - schildert, wie sie vorgeht: Sie nimmt eine große Anzahl von Fonds und wirft zunächst alle diejenigen aus dem Rennen, die es weder geschafft haben, den repräsentativen Marktindex noch 75 Prozent aller Mitbewerber zu übertreffen. Diese Auslese wird dann noch einmal nach vielen quantitativen und qualitativen Kriterien überprüft. Nach einem letzten Feinschliff wird das Depot zusammengestellt. Alle zwei Monate wird dieser aufwendige Prozess, der nur mit Hilfe spezieller Software-Programme bewältigt werden kann, neu gestartet. Erfüllt ein Fonds die Bedingungen nicht mehr, bekommt er zunächst eine "Abmahnung". Er kommt für maximal sechs Monate auf eine hausinterne Warteliste. Kann der Fonds nach dieser Zeit nicht an die ursprüngliche Erfolge anknüpfen, fliegt er in hohem Bogen aus dem Auswahlbestand des Fondspickers hinaus. (pw)

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