Iomegas zweiter Streich: Anspruch auf Marktführerschaft bekräftigt

11.07.1997
MüNCHEN: Basierend auf seinen Wechselspeicherprodukten namens Zip,Jaz und Ditto stellte Iomega Anfang Oktober die Nachfolgegeneration vor. Mit konsequenter Produktpolitik und professionellem Marketing soll die im Handstreich gewonnene Führungsposition weiter gefestigt werden.Der Vertrieb von Wechselplatten war lange Zeit ein Nischenmarkt. Mit der Entwicklung multimedialer Anwendungen und neuer Technologien wie der digitalen Fotografie hält diese Produktkategorie heute Einzug in den Markt. Vor allem private Anwender zeigen sich sehr aufgeschlossen. Ein Trend, der von vielen Anbietern in diesem Marktsegment unterschätzt wurde. Indem sie es versäumten, ihre Produkt- und Marketingkonzepte den neuen Gegebenheiten anzupassen, eröffneten sie dem Newcomer Iomega in der Vergangenheit die Möglichkeit, Marktpositionen quasi im Alleingang zu besetzen.

MüNCHEN: Basierend auf seinen Wechselspeicherprodukten namens Zip,Jaz und Ditto stellte Iomega Anfang Oktober die Nachfolgegeneration vor. Mit konsequenter Produktpolitik und professionellem Marketing soll die im Handstreich gewonnene Führungsposition weiter gefestigt werden.Der Vertrieb von Wechselplatten war lange Zeit ein Nischenmarkt. Mit der Entwicklung multimedialer Anwendungen und neuer Technologien wie der digitalen Fotografie hält diese Produktkategorie heute Einzug in den Markt. Vor allem private Anwender zeigen sich sehr aufgeschlossen. Ein Trend, der von vielen Anbietern in diesem Marktsegment unterschätzt wurde. Indem sie es versäumten, ihre Produkt- und Marketingkonzepte den neuen Gegebenheiten anzupassen, eröffneten sie dem Newcomer Iomega in der Vergangenheit die Möglichkeit, Marktpositionen quasi im Alleingang zu besetzen.

Exemplarisch dafür steht die von Matsushita angeführte LS-120- Allianz. Das Bündnis mußte lernen, daß viele Köche nicht nur den Brei, sondern gelegentlich auch gute Marktchancen verderben. Die Bilanz nach nunmehr drei Jahren läßt wenig Spielraum für Interpretationen. Der Einigung auf den Namen "Superdisk" auf der einen Seite stehen acht Millionen verkaufte Zip-Laufwerke auf der anderen Seite gegenüber.

Unter dem Motto: "Wir richten uns nicht nach Standards, wir setzen sie!", demonstrierte Iomega den Mitbewerbern insbesondere die Bedeutung eines professionellen Marketings. Iomegas Anteil im Marktsegment für Wechselspeicher-Laufwerke der unteren Preisklasse liegt nach IDC-Studien inzwischen bei 91 Prozent, die Umsatzsteigerung in Europa im zweiten Quartal 1997 betrug nach eigenen Angaben 92 Prozent. Entsprechend optimistisch blickt Kevin O'Haire, Managing Director der Iomega International S.A. und für das Europageschäft verantwortlich, in die Zukunft. "Die Programme, die wir derzeit initiieren, - Erweiterung der Produktpalette, Ausbau des Kundenservice und der Vertriebskanäle - werden sicherstellen, daß Iomega seine derzeit starke Position behauptet und in Europa und weltweit zum Standard für Wechselmedien-Speichersysteme wird."

Ausbau der Kooperationen

Der Schlüssel dazu ist der Ausbau von Kooperationen im OEM- und Assemblerbereich. Sie haben deshalb eine hohe Priorität. Das spiegelt sich auch in der Produktpolitik wider.

Mit zwei neuen Zip-Produkten verbreitert Iomega seine bestehende Angebotspalette. Das neue externe ZipPlus-Laufwerk bietet Anwendern alle Leistungsmerkmale herkömmlicher Zip-Laufwerke, zeichnet sich allerdings darüber hinaus durch höhere Leistung, vereinfachte Anschlußmöglichkeiten und ein umfangreiches Softwarepaket für Multimedia-Anwendungen aus, das zum Lieferumfang gehört.

Mit bis zu 40 Prozent gibt Iomega die Leistungssteigerung bei häufig durchgeführten PC-Funktionen wie "Datei öffnen" und "Datei sichern" an. Während es in der Vergangenheit Zip-Laufwerke mit zwei verschiedenen Schnittstellen für Parallel-Port- und SCSI-Anschluß gab, verfügt das neue ZipPlus über eine universelle AutoDetect-Schnittstelle, die beide genannten Schnittstellen unterstützt. Neu ist ebenfalls ein kompaktes, leichtes Universalnetzteil, das die Mobilität des Laufwerks erhöhen soll. Zusätzlich gehört neuerdings ein Multimedia-Softwarepaket zum Lieferumfang.

Ganze 15 Millimeter hoch ist ein Zip-Laufwerk, mit dem Iomega auf den Markt mobiler Computeranwender zielt. Als erster Notebook-Hersteller hat Siemens-Nixdorf bereits angekündigt, das Modell optional in seine Scenic Mobile 320 und Scenic Mobile 710 zu integrieren. Mit der neuen Notebook-Generation möchte SNI unter die ersten Drei der bundesdeutschen Notebook-Anbieter vorstoßen. Die Produkte sollen bereits ab November verfügbar sein.

Sein Engagement im Bereich von OEMs, Systemintegratoren, VARs und Distributoren unterstreicht Iomega auch dadurch, daß das interne ZIP-Atapi Laufwerk diesem Kundenkreis künftig in Großverpackungen zu 20 Laufwerken pro Karton angeboten wird.

Jaz, die Zweite

Jaz 2 heißt der Neuzugang in der mittleren Kapazitätsklasse. Mit zwei Gigabyte verfügt das Laufwerk über die doppelte Kapazität des original-Jaz-Laufwerks und ist um etwa 40 Prozent schneller als sein Vorgänger. Dennoch ist das Laufwerk rückwärtskompatibel zum 1-GByte Laufwerk. Das heißt, daß "alte" Medien mit dem neuen Laufwerk gelesen werden können.

Mit einer Datentransferrate von 8,7 Megabyte pro Sekunde eignet sich das Wechselplatten-Laufwerk nach eigenen Angaben auch zum Speichern von Vollbild-Videofilmen. Mit 16 Pfennig pro Megabyte sind die laufenden Kosten nach Aussage von Maury Doemengeaux, Director der Iomega Professional Products Division, deutlich niedriger als bei vergleichbaren Konkurrenzprodukten. Als Zielgruppe sieht das Unternehmen sowohl professionelle Anwender als auch "Prosumer", das heißt private Kunden mit hohen Ansprüchen. Grafikdesigner und DTP-Anwender zählen ebenso dazu wie Multimedia- und CAD/CAM-Entwickler.

Ditto Max für hohe Kapazitätsansprüche

Daß Datensicherung wichtiger ist als je zuvor, daran zweifelt heute eigentlich niemand. Die Speicherkapazitäten von Rechnersystemen sind in den vergangenen Jahren nahezu explosionsartig angestiegen. Ein deutlicher Indikator ist das Wachstum von Server-Festplatten mit einer Kapazität über 10 Gigabyte. Ihre Zahl stieg in den letzten fünf Jahren um den Faktor 4. Ebenso gestiegen ist die Erkenntnis, daß elektronische Informationen als Ware immer häufiger einen erheblichen Wert darstellen.

Unter diesem Blickwinkel wendet sich das Bandlaufwerk Ditto Max sowohl an SOHO-(Small Office Home Office-) als auch an Corporate-Anwender. Bis zu viermal schneller als bisher können 3,5, 5, 7 und 10 Gigabyte komprimierte Daten auf Bändern gesichert werden. Die Backup-Geschwindigkeit beträgt dabei etwa ein Gigabyte in 30 Minuten. Eine Besonderheit ist die von Iomega entwickelte Flash!File-Technologie, die es dem Benutzer erlaubt, bis zu 150 Megabyte Daten gesondert zu speichern, und die ihm auf diesen Datenbestand extrem schnelle Zugriffszeiten gestattet.

Vom Datenkonsumenten zum Datenproduzenten

Falls Computerbenutzer bisher aus Mangel an passenden Anwendungen, sprich umfangreichen Datenmengen, auf den Kauf von Wechselplatten- und Backup-Laufwerken verzichtet haben, will Iomega zukünftig passende Gründe für den Kauf gleich mitliefern. Multimedia heißt das Schlagwort und Buz Multimedia Producer das Produkt, das die Verbindungslücke zwischen Personal Computer und Multimedia-Geräten, wie zum Beispiel Camcorder, CD-ROM/DVD, Videorecorder und digitale Kamera schließen soll.

Der Buz Multimedia Producer besteht aus der PC-Card, die in den Slot eines PCs gesteckt wird, einem externen Anschlußadapter, der mit Verbindungen für S-Video, Composite-Video sowie Stereo-Audio versehen ist, sowie einem Softwarepaket zur Bearbeitung von Grafik-, Video- und Audio-Dateien. Die Buz-Card agiert gleichzeitig als Ultra-SCSI Kontroller und Video Capture Board und erlaubt durch digitale Umwandlung und Komprimierung die Erfassung von Audio- und Videoaufnahmen. Über die mitgelieferte Multimedia-Software können dann Musik, Videoclips und Fotos bearbeitet und archiviert werden.

Ziel des Herstellers ist es, mit diesem Produkt den Markt der Wechselspeicher-Produkte indirekt weiter anzukurbeln. Zu einem Retail-Preis von 199 Dollar (Preis in Deutschland allerdings 499 Mark) wird dieses Produkt voraussichtlich auf ein interessiertes Publikum treffen. Betrachtet man das Preis-Leistungsverhältnis des Buz Multimedia Producer scheinen Auswirkungen selbst auf den Markt der SCSI-Kontroller Video Capture Boards nicht ausgeschlossen.

Harter Kampf um Marktanteile hat begonnen

Die Firmenphilosophie des Anbieters ist genauso einfach wie einleuchtend: "Gebt dem Kunden, was er will, wann er es will und zu einem Preis, den er bereit ist zu zahlen." Ein Erfolgsrezept, das sich neuerdings auch die Wettbewerber in diesem Marktsegment auf ihre Fahnen geschrieben haben. Syquest, langjähriger Marktführer bei Wechselplatten, bevor man von der Marktentwicklung und Iomega gleichzeitig überrollt wurde, versucht jetzt, mit neuen Produkten und neuem Marktauftritt verlorengegangenen Boden gutzumachen. Daß die Beteiligten bei der Wahl der Mittel nicht wählerisch sind, zeigen neben gegenseitigen verbalen Attacken auch erste gerichtliche Auseinandersetzungen, in denen zum Beispiel Iomega dem Konkurrenten Syquest Patentrechtsverletzungen vorwirft. Währenddessen geht Ed Harper, Präsident von Syquest, zum Gegenangriff über. "Iomega hat jeden Grund, beunruhigt zu sein", ließ er Ende Juli 1997 mit Hinweis auf kommende aggressive Marketing- und Vertriebskampagnen verlauten. So wurden die Preise einiger Syquest-Produkte im August um 25 Prozent gesenkt. Mit den Worten: "Iomegas Kernkompetenz liegt in der Floppy-Technologie, nicht im Bereich leistungsfähiger Wechselplatten. Diese Kategorie gehört uns", macht Harper deutlich, daß Iomega der Wind trotz neuer, weiterentwickelter Produkte in Zukunft schärfer ins Gesicht wehen wird. Nachdem der Hersteller in der Vergangenheit keine ernsthafte Gegenwehr spürte, hat der Kampf um Marktanteile jetzt erst begonnen. (sd)

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