IT-Dienstleister TDS sucht sein Heil im ASP-Geschäft

12.04.2001
Nach einem schwachen Handelsgeschäft und einem miserablen Gesamtergebnis im Geschäftsjahr 2000 hat IT-Dienstleister TDS jetzt die Notbremse gezogen. Nach dem CHG-Verkauf an Bechtle konzentriert sich TDS künftig neben Consulting vor allem auf Application-Service-Providing.

Wenn etwas chronisch ist, muss man es verkaufen!" TDS-Chef Peter Eisenbacher ist sichtlich zufrieden, dass er mit der ehemaligen CHG das angeschlagene IT-Handelsgeschäft los geworden ist. Tatsächlich hatte die 1987 gegründete TDS-Tochter im vergangenen Jahr dem schwierigen Marktumfeld, sprich: drastischer Nachfragestau, starker Wettbewerb und hoher Druck auf die Margen, wenig entgegenzusetzen. Der Umsatz der seit 1. Januar 2001 als TDS Infrastrukturservice GmbH firmierenden CHG ging um 28,7 Prozent auf 46,3 (Vorjahr: 64,9) Millionen Euro zurück. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern verzeichnete die Handelsparte ein Minus von 2,3 Millionen Euro, nachdem man im vergangenen Jahr noch ein Plus von 1,5 Millionen Euro erzielt hatte.

Die malade Tochter geht nun nahezu komplett in den Besitz der Bechtle AG über, die laut Eisenbacher aufgrund ihrer höheren Umsätze (siehe ComputerPartner 13/01, Seite 14) ganz andere Einkaufskonditionen erzielen könne. Der Gaildorfer Systemintegrator und IT-Händler übernimmt 200 TDS- Infrastrukturservice-Mitarbeiter - die übrigen 50 verbleiben bei TDS und sollen sich verstärkt um die Themen Management-Consulting, Systems-Management und Netzwerklösungen kümmern. Neben dem Zugewinn an Personal sichert sich Bechtle zudem fünf neue Standorte und verstärkt dadurch nicht zuletzt seine im Gegensatz zum Süden noch dürftige Präsenz im Norden der Republik. Darüber hinaus wird der einstige Konkurrent nun zum Kunden. Beide Unternehmen vereinbarten nämlich eine strategische Partnerschaft, die es TDS erlaubt, im Rahmen von Projekten auch weiterhin Hardware oder Desktop-Service-Leis-tungen anbieten zu können. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Eisenbacher erklärte lediglich, man sei zufrieden.

Nach der Entledigung des Sorgenkinds CHG gilt das Augenmerk der TDS nunmehr den Bereichen Consulting/Application Integration sowie Application Hosting/ASP. Gerade letzteres Geschäftsfeld hat sich zuletzt vielversprechend entwickelt und war im Geschäftsjahr 2000 der einzige Lichtblick für die Schwaben. Hier stieg der Umsatz um rund 36 Prozent auf 35 (Vorjahr: 25,7) Millionen Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern wurde mit 5,8 (2,4) Millionen Euro mehr als verdoppelt. Im Consulting-Bereich dagegen hatte TDS mit drastischen Einbrüchen im SAP-Geschäft zu kämpfen. Bis zum Herbst war die Auftragslage miserabel, was mit dazu führte, dass der gesamte Consulting-Bereich mit 2,7 Millionen Euro in die roten Zahlen rutschte - im Vorjahr hatte sich der Profit noch auf 3,8 Millionen Euro belaufen - und die Einnahmen nur geringfügig von 74,7 auf 77,5 Millionen Euro zulegten. Folge: Von 200 SAP-Spezialisten setzte Eisenbacher 100 vor die Tür.

Entsprechend schlecht liest sich die Gesamtbilanz 2000. Beim Umsatz musste TDS einen Rückgang von rund vier Prozent auf 158,8 (Vorjahr: 165,3) Millionen Euro hinnehmen, der Gewinn vor Zinsen und Steuern schrumpfte von den 7,7 Millionen Euro auf magere 800.000 Euro zusammen, das Netto-Ergebnis zeigt ein Minus von 4,3 Millionen Euro. Ursache dafür, dass der Umsatz deutlich unter den ursprünglich für das Gesamtjahr gemeldeten 164 Millionen Euro liegt, ist das nachträgliche Ausradieren der Umsätze der im Juni 2000 übernommenen PMC Gesellschaft für Unternehmensberatung GmbH, Heilbronn. Denn Eisenbacher machte den Deal jetzt rückgängig, weil der SAP-Entwicklungspartner und Dienstleistungsspezialist nicht das hielt, was sich TDS davon versprochen hatte. Erklärt der Ex-IBM-Mann: "Wir wollten uns mit PMC Lösungskompetenz an Bord holen. Im Laufe der Zeit stellen wir jedoch fest, dass das Unternehmen doch mehr Entwicklungs- und Produkthaus ist als von uns angenommen." Deshalb sei es sinnvoller gewesen, sich wieder zu trennen.

www.tds.de

ComputerPartner-Meinung:

Handelsgeschäft verkauft, PMC-Übernahme gecancelt: Mit drastischen Gegenmaßnahmen versucht Peter Eisenbacher das angeschlagene TDS-Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Viel wird davon abhängen, ob die geplante Forcierung des ASP-Geschäfts die erhoffte reiche Ernte beschert. Dazu braucht es einen langen Atem. Denn wie sich der hierzulande in den Anfängen befindende Markt des Application-Service-Providing tatsächlich entwickelt, steht noch in den Sternen. (bk)

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