IT-Finanzierung: Hilft Dir keiner, dann hilf Dir selbst

22.05.1998

MÜNCHEN: In Deutschland lassen Staat und Banken IT-Newcomer im Regen stehen. Die neugegründete IT-Adventure AG will Anfängern hilfreich unter die Arme greifen - und das sowohl mit Kapital- als auch mit Praxisunterstützung.Jungen Unternehmen in Deutschland mangelt es nicht an Ideen, sondern an Geld. Jede Neugründung im IT-Bereich steht vor dem Problem der Kapitalbeschaffung. "Wenn uns niemand hilft, muß sich die Branche eben selbst helfen", sagt Muschka Domdey-Utpadel, Initiatorin und Ideengeberin der neugegründeten IT-Adventure AG.

Die Münchner Aktiengesellschaft will künftig Kapital zur Wachstumsfinanzierung von jungen IT-Firmen über Beteiligungen zur Verfügung stellen. Aber nicht nur Finanzierungshilfen will das Unternehmen sogenannten "Start-up-Firmen" anbieten, sondern auch praktische Unterstützung leisten - in Form von Seminaren und Beratungen. Denn hinter der AG steht ein Netzwerk von bereits am Markt etablierten Unternehmen und Managern, die mit Rat und Tat helfen wollen, indem sie beispielsweise die "Patenschaft" für ein junges Unternehmen übernehmen und bei der Markteinführung der neuen Produkte helfen.

"Die von uns unterstützten neuen Firmen wollen wir nicht führen, sondern nur coachen", verspricht Matthias Ehrlich, Vorstandsmitglied von IT-Adventure. Deshalb will sich das Unternehmen mit nur zehn bis maximal 20 Prozent an den neugegründeten Firmen beteiligen und bereits nach spätestens drei Jahren wieder aussteigen. Als Bedingungen für eine finanzielle Unterstützung bei Newcomern gibt Ehrlich folgende Faktoren an: "Die Idee muß stimmen, die angestrebte Positionierung im Markt realistisch erscheinen, und besonders wichtig ist uns die Person, die das Konzept der neuen Firma verkörpert." Grundsätzlich fokussiere sich IT-Adventure ausschließlich auf Unternehmen der EDV-Branche. Und die Gründer müssen weder Eigenkapital mitbringen noch eine Bürgschaft für das bereitgestellte Geld abgeben.

Das Finanzierungsprogramm für Neugründungen soll noch in diesem Jahr starten. Ihr Kapital will die Aktiengesellschaft in nächster Zeit zuerst auf zwei Millionen, dann auf 50 Millionen Mark aufstocken - derzeit sind es 10.000 Mark.

Das Risko schätzt die neugeründete Investmentfirma für sich selbst gering ein. Denn: "Wir investieren in völlig verschiedene Firmen. Dadurch streuen wir das Risiko für uns. Und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn alle Neugründungen gleichzeitig den Bach runtergehen", meint Muschka Domdey-Utpadel.

Als Konkurrent zu klassischen Venture-Capital-Unternehmen sieht sich IT Adventure nicht. Dazu Ehrlich: "Wir verstehen uns als Ergänzung zu diesen Unternehmen. Denn unsere Investitionen fangen nicht erst bei zehn Millionen Mark an, sondern können auch weit darunter liegen."

(ch)

Stellten zusammen Konzept und Realisierung der IT-Adventure AG auf die Beine: Matthias Ehrlich (links), Initiatorin Muschka Domdey-Utpadel (Mitte) und Eckhard Utpadel (rechts).

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