IT-Unternehmen: Wachstum ohne neues Personal

13.05.2004
Die weltweit wachstumsstärksten IT-Unternehmen rechnen wieder mit guten Geschäften. Allerdings wollen sie die Mehrarbeit mit bestehendem Personal bewältigen. Zu Neueinstellungen werden sich in naher Zukunft nur die wenigsten durchringen. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

In den Führungsetagen der international wachstumsstärksten IT-Unternehmen herrscht derzeit vorsichtiger Optimismus: Laut einer neuen Studie von Deloitte beurteilen Unternehmenschefs die Chancen für Umsatzsteigerungen und einen globalen Konjunkturaufschwung in den kommenden zwölf Monaten positiv.

In Bezug auf ihren Wachstumskurs zeigen sie sich aber sehr vorsichtig: Umsatzziele und Marktanteilssteigerung haben zwar klare Priorität vor Kostensenkung und Cashflow-Management. Da aber Profitabilität genauso hoch im Kurs steht, halten sich die CEOs auch bei ihren Einstellungsplänen zurück.

Die Mehrheit ist sehr zuversichtlich

Fast 75 Prozent der Befragten schätzen die Chancen des eigenen Unternehmens auf hohe Wachstumsraten in den kommenden zwölf Monaten als "sehr zuversichtlich" oder "extrem zuversichtlich" ein. Weniger als 15 Prozent sehen nachhaltiges Umsatzwachstum durch wirtschaftliche Faktoren gefährdet - vergangenes Jahr waren es noch doppelt so viele.

Dieter Schlereth, Partner in der Global Technology, Media & Telecommunications Industry Group und geschäftsführender Partner von Deloitte: "Die meisten gehen davon aus, dass der Löwenanteil des Wachstums aus bestehenden Geschäftssegmenten und nicht aus Fusionen und Übernahmen resultieren wird. Das ist eine deutliche Abkehr von der Goldgräbermentalität der späten 90er-Jahre."

Weltweit hat sich das Thema Umsatzsteigerung für 50 Prozent aller Firmenchefs als wichtigstes Ziel herauskristallisiert. Trotz aggressiver Wachstumspläne gehen die meisten Unternehmer davon aus, dass sich ihr Personalbestand nur geringfügig erhöhen wird. Etwa 55 Prozent der Befragten beabsichtigen, weniger als 25 Stellen zu schaffen, bei weiteren 25 Prozent sollen es bis zu 50 Stellen werden. Obwohl positiv, sind die Zahlen noch weit entfernt von der Einstellungswelle im Hightech-Boom der 90er-Jahre.

Ein weiteres Unternehmensziel ist die Konzentration auf lokale und regionale Märkte: Trotz aller Globalisierungspläne versuchen immer mehr Unternehmen, Marktchancen im näheren Umfeld zu nutzen. Etwa zwei Drittel der Befragten bezeichneten die Heimatregion als wichtigsten Wachstumsmotor. In Europa bereiten sich viele Unternehmen darauf vor, die eben erfolgte Erweiterung der Europäischen Union von 15 auf 25 Mitgliedsstaaten für sich selbst zu nutzen.

"In den Führungsetagen der Hightech-Industrie hat man aus dem letzten Boom-Bust-Zyklus einiges gelernt. Man hat sich geschworen, nicht noch einmal dieselben Fehler zu machen", so Frank M. Hülsberg, Partner Technology, Media and Telecommunications bei Deloitte. "Der Schwerpunkt liegt jetzt auf Profitabilität, auf Klasse statt Masse bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter und auf der Vermeidung eines neuerlichen technologischen Hype. Der Härtetest steht natürlich noch aus. Es wird sich zeigen, ob die Unternehmenschefs bei anziehender Weltkonjunktur und zunehmender Kapitalverfügbarkeit am Markt gelassen bleiben."

Meinung der Redakteurin

Auch diese Studie bestätigt, was alle längst wissen: Die IT-Branche und ihre Führungskräfte werden allmählich erwachsen. Leider ist die Party aber auch für die Angestellten vorbei: Die Ergebnisse der Studie bedeuten nicht die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, sondern eine Mehrbelastung für die bestehenden Crews. Eine Negativentwicklung in einer positiven Wende.

Die Studie

Deloitte befragte CEOs der am Deloitte Technology Fast 500 teilnehmenden Unternehmen, der Rangliste der am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen der Welt. 400 Firmenlenker nahmen an der Umfrage teil (144 aus Nordamerika, 204 aus Europa/Mittlerer Osten/ Afrika und 100 aus Asien/Pazifik). 20 Fragen bezogen sich auf Strategie, Marketing, operative Aspekte und Finanzen. Weitere Themen waren die Wachstumsperspektive der einzelnen Unternehmen, die allgemeine Wirtschaftslage und die wachstumsstärksten Technologien der nächsten ein bis drei Jahre.

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