Jeder Hersteller will mit Media-Markt ins Bett

06.02.2000

Media-Markt ist ein richtiger Bauchladen. Auf einer riesigen Fläche findet der Schnäppchen-jagende Endkunde, teilweise lustgebeutelt und daher mit Schaum vorm Mund, alles, was sein Herz begehrt: Spülmaschinen, Kameras, Videorekorder, PCs, CD-Rohlinge und, und, und ... Ein wahres Einkaufsparadies. Ein raffiniertes und kostenintensives Werbekonzept suggeriert dem Endverbraucher: Nur wenn er blöd ist, kauft er beim Fachhändler, denn billiger als bei Media-Markt bekommt er seinen neuen Rechner oder den Wäschetrockner für die Großfamilie nirgendwo.

Die Rechnung geht auf: Während der deutsche Einzelhandel - quer durch alle Sparten - weint und jammert, scheffeln Media-Markt und Saturn das Geld. Geschätzter Umsatz in Deutschland: zwölf Milliarden Mark. Schwindelerregend auch der jährliche PC-Absatz: 1,4 Millionen Rechner verkaufen die Metro-Töchter an deutsche Consumer (siehe Artikel Seite 10 dieser Ausgabe). Zahlen, die Hersteller und Broadliner reihenweise in die Arme von Media-Markt-Chef Klaus-Peter Voigt treiben. Zwar ist der Retailer für brutale Verhandlungstaktik und Knebelverträge bekannt, aber trotz knallharter Margenkalkulation steigen die Stückzahlen, der Marktanteil und das Markenbewusstsein beim derzeit heiß begehrten Endkunden. Denn das Systemhausgeschäft ist nach der 2000-Wende stark rückläufig, während sich das Consumer-Segment im Aufwind befindet. In diesem Punkt sind sich alle Marktforscher einig. Hardware-Anbieter können davon ein Lied singen.

Media-Markt ist also stark! Viel stärker jedenfalls als der selbständige Fachhändler - der Einzelkämpfer. Mit dem Giganten Media-Markt in der Stadt könnte sein Motto fast lauten: "Spiel mir das Lied vom Tod." Könnte man jedenfalls meinen, wäre aber doch etwas zu voreilig. Denn die gute Entwicklung des Media-Marktes bedeutet nicht, dass der Fachhandel im Privatkundensegment keine Chancen mehr hat. Er sollte nur dann die Hände betrübt in den Schoß legen und auf sein vielzitiertes Ende warten, wenn er versucht, die Großflächenmärkte mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. So viel ist sicher: Über Preise, Fläche, Größe des Produktsegments und Lagerhaltung lässt sich ein Media-Markt nicht übertrumpfen. Das sind seine Stärken; in diesen Bereichen dominiert er die Einzelhandelslandschaft.

Und leider greift hier auf Dauer nur das vielzitierte Argument: Fachhändler können sich heutzutage nur noch über Fokusprodukte, exklusive Highend-Hersteller und die Definition einer spezifischen Zielgruppe gegen die Retail-Riesen behaupten. Reines Kistenschieben mit Hinz und Kunz treibt einen schneller in die Pleite als man gucken kann. Denn nur wenn der Preis eine zweitrangige Rolle spielt, kann der Fachhändler gegen die Retailer noch bestehen.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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