Lernprobleme durch Zeitverschiebung

Jetlag macht doof

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Wer ständig mit Zeitverschiebungen zurechtkommen muss, kann sich dadurch Erinnerungs- und Lernprobleme einhandeln. Diese können auch lange nach der Umstellung der inneren Uhr fortbestehen, berichten Psychologen der University of California in Berkeley

Wer ständig mit Zeitverschiebungen zurechtkommen muss, kann sich dadurch Erinnerungs- und Lernprobleme einhandeln. Diese können auch lange nach der Umstellung der inneren Uhr fortbestehen, berichten Psychologen der University of California in Berkeley im Open-Accesss-Journal PLoS ONE. Der Zusammenhang zeigte sich erst bei Tieren, doch auch beim Mensch scheint er zu existieren. "Ständige Unterbrechung der inneren Uhr verändert sehr wahrscheinlich das Verhalten und Funktion des Gehirns. Betroffen davon sind das Flugpersonal ebenso wie Schichtarbeiter oder medizinisches Personal", erklärt Studienleiter Lance Kriegsfeld.

Einbußen bis lange nach der Erholung

Die Forscher wählten Hamster als Versuchstiere, da sich diese durch eine äußerst präzise innere Uhr auszeichnen. So erfolgt etwa der Eisprung der Weibchen alle 96 Stunden innerhalb eines Zeitfensters von nur wenigen Minuten. Einen Monat lang belasteten die Wissenschaftler die Tiere an jeweils zwei Wochentagen per Beleuchtung mit einer Zeitverschiebung von sechs Stunden. Das entspricht einem Transatlantikflug von New York nach Mitteleuropa. In den letzten beiden Wochen sowie ein Monat nach Beendigung der Tests gab es Lern- und Gedächtnistests.

Die Unterschiede von den Versuchstieren zu einer Kontrollgruppe ohne Zeitverschiebung waren enorm. Die Jetlag-Hamster hatten Probleme damit, selbst leichte Lern- und Gedächtnisaufgaben zu meistern, die die anderen mühelos erledigten. Dieser Effekt war auch bei abschließenden Tests einen Monat später noch zu erkennen. Als die Forscher das Gehirn der Tiere untersuchten zeigte sich, dass Tiere mit Jetlag im Vergleich nur die Hälfte an neuen Nervenzellen im Hippocampus entwickelt hatten. Sichtbar wurde auch, dass ein denkbarer Anstieg von Stresshormonen durch Jetlag nicht der Auslöser war.

Schichtarbeit bringt viele Risiken

Schon bisher wusste man, dass ständige Flüge über Längengrade Lern- und Gedächtnisdefizite verstärken und auch Änderungen des Temporallappens waren bekannt. Dass der Hippocampus im Spiel ist und der Effekt auch noch lange nach der Erholung anhält, ist jedoch neu. Die Liste der möglichen Folgen von ständiger Zeitverschiebung wird somit länger. Darunter befindet sich bereits erhöhtes Risiko für Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Unfruchtbarkeit und längere Reaktionszeit. Sogar Krebs ist bei Schichtarbeitern häufiger.

Für Menschen, die nur im Urlaub ins Flugzeug steigen, ist Jetlag zwar lästig, jedoch unbedenklich. Die Erholung dauert in der Regel nur wenige Tage, in Aussicht ist zudem auch eine Pille, die unangenehme Nebenwirkungen davon ausmerzt. US-Studienautor Kriegsfeld empfiehlt, sich für jede Stunde Zeitverschiebung einen Tag Erholung zu gönnen. Schichtarbeiter sind hingegen auf genaue Planung von Maßnahmen angewiesen, die ihren beruflichen Jetlag abschwächen. (pte/haf)

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