Kahlschlag bei Apple-Händlern

10.04.2006
Apples Bekanntgabe, man werde künftig offiziell mit Hilfe der Software "Boot Camp" Windows XP auf Apple-Rechner mit Intel-Chips installieren können, löst bei Cancom helle Begeisterung aus. Doch gleichzeitig geht man davon aus, dass jeder zweite Apple-Händler nicht überlebt.

Von Christian Meyer

Dank der - noch im Beta-Status befindlichen - Software "Boot Camp" ist es Besitzern eines Apple-Rechners mit Intel-Prozessor möglich, Windows XP parallel zum eigentlichen Betriebssystem OS X zu installieren (siehe Seite 1). Für Klaus Weinmann, Vorstandschef des europaweit größten Apple-Händlers, kommt die Ankündigung des IT-Anbieters aus Cupertino einer Sensation gleich.

Er ist sich sicher, dass Boot Camp tief greifende Auswirkungen auf die Branche haben wird - auch auf den Handel. Weinmann geht davon aus, dass sich damit große Absatzpotenziale für Wiederverkäufer von Apple-Hardware auftun - zumindest für jene, die das Geschäft verstehen. "50 Prozent der Apple-Händler werden auf der Strecke bleiben", glaubt er zu wissen.

Seiner Einschätzung nach werden jene Apple-Händler auf Dauer nicht überleben, die sich nicht schnellstens mit diesem Thema auseinander setzen und sich auch schleunigst mit der Welt des Microsoft-Betriebssystems beschäftigen. "Wer jetzt stur an OS X festhält, hat schon verloren", so Weinmann gegenüber ComputerPartner. Im eigenen Haus habe man sehr zeitig damit begonnen, Apple-Techniker nur noch dann einzustellen, wenn sie ein Microsoft-Zertifikat ihr Eigen nennen.

Der Cancom-Chef sieht gute Geschäftsmöglichkeiten mit Kunden, die schon immer mit Apple-Hardware gearbeitet haben, aber auf Intel-PCs umsteigen mussten, weil dedizierte PC-Anwendungen sie dazu zwangen. "Denen können wir ab sofort Maschinen anbieten, die alle Aufgaben erledigen", argumentiert Weinmann. Auch gebe es eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Kunden, die Wert auf gut aussehende Hardware legen.

Das habe man auch immer wieder daran gemerkt, dass man die stylischen Vaio-Rechner von Sony sehr gut bei jenen Kunden platzieren konnten, die eigentlich lieber Apple-Produkte gekauft hätten, aber Windows-Rechner brauchten. Damit ist jetzt Schluss: "Jetzt wird sich jeder von den neuen Apple-Notebooks beeindrucken lassen können. Es gibt keine Ausreden mehr."

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