Kein Ende der Talfahrt

25.10.2001
Nach Analysen der Gartner Group soll der DRAM-Markt in diesem Jahr um 67 Prozent hinter dem Vorjahres-Ergebnis zurückbleiben. Und dieser Trend wird auch im nächsten Jahr noch weiter anhalten. Die Analysten gehen von einem weiteren Rückgang um 19 Prozent aus.

Weltweit wurden in diesem Jahr für 10,5 Milliarden Dollar DRAMs verkauft. Zum Vergleich: 2000 betrug der Umsatz noch 31,5 Milliarden Dollar. Und im Jahr 2002 soll der Umsatz noch weiter auf nur noch 8,5 Milliarden Dollar sinken. Das ist ein riesiger Rückgang, bedenkt man, dass in der Blütezeit der Halbleiterindustrie 1995 der Umsatz bei 41,8 Milliarden Dollar lag.

"Die Vorzeichen stehen schlecht für die DRAM-Hersteller im nächsten Jahr" warnt Andrew Norwood, Senioranalyst der Gartner Group Halbleiter-Division. "Alle DRAM-Hersteller verlieren heute Geld und das bleibt so bis zum vierten Quartal im nächsten Jahr. Einige Hersteller werden diesen Einbruch nicht überleben."

Weiterhin erklärt Norwood, dass zwar einige Hersteller angekündigt haben, ihre Produktion zu drosseln, doch er vermisst dabei die großen Halbleiterhersteller. "Kein Unternehmen möchte den ersten Schritt machen. Jeder hat Angst Marktanteile zu verlieren. Deshalb hoffen alle auf eine Besserung der Marktsituation im Jahr 2002", glaubt Norwood.

Kleinere Hersteller, so die Gartner Group, müssen ihre Investoren überzeugen und hoffen, dass es 2002 wieder aufwärts geht. Andere, wie beispielsweise Samsung, haben eine stärkere Marktposition und können somit auch eine längere Durststrecke überstehen. Toshiba versucht aus dem DRAMGeschäft auszusteigen oder eine Kooperation mit Infineon zu beginnen. Norwood glaubt, dass nach Beendigung dieser Marktkrise nur noch wenige Hersteller überlebt haben werden.

"Es ist nicht zu spät für einen Aufschwung in 2002, aber sobald ein wirklich großer Hersteller untergeht, wird er eine Lawine lostreten und der Rest geschieht sehr schnell", so Norwood.

Bei der ersten großen Krise im DRAM-Markt 1985 war das Ende der Homecomputer der Auslöser. Heute sind es die geringeren Stückzahlen beim PC-Absatz und der fehlende Upgrade-Markt, der die Halbleiterindustrie in die Krise treibt. Außerdem spielt das Attentat vom 11. September ebenfalls eine nicht unwichtige Rolle.

Wenn der DRAM-Markt strauchelt, sind das eigentlich gute Nachrichten für PC-Bauer und Enduser. Denn jetzt können Sie ihre Maschinen für wenig Geld mit viel Speicher ausrüsten. Heute gibt es 256 MB für unter 60 Mark. Vor einem Jahr kosteten diese Chips noch knapp über 500 Mark.

"Wenn der DRAM-Preis unter die Produktionskosten sinkt, bekommen Enduser etwas umsonst. Zurzeit subventionieren die DRAM-Hersteller unfreiwillig jeden PC mit knapp 100 Mark."

"Im DRAM-Markt lässt sich momentan nichts verdienen," erklärt Georges Linardatos, Geschäftsführer von Transcend. Einzig bei Spezialspeichern für Workstations sind die Margen noch in Ordnung. Auch Pierre Gäng, Dataram-Geschäftsführer Deutschland, sieht die Situation ähnlich. Nur mit Spezialchips können die Firmen noch Geld machen.

Viele Hersteller von Speicherriegeln suchen deshalb nach neuen Geschäftsfeldern. Transcend beispielsweise wendet sich verstärkt den Flash-Speichern zu. Hier lässt sich noch Geld verdienen.

ComputerPartner Meinung:

Es brechen schwere Zeiten für DRAM-Hersteller an. Zu jedem Chip, der verkauft wird, legen sie Geld dazu. Die Herstellungskosten liegen inzwischen höher als die erzielten Preise. Doch keiner will aufgeben, denn selbst das Schließen einer Produktionsanlage kostet mehrere Millionen Dollar. Außerdem haben alle Angst, Marktanteile zu verlieren. Augen zu und durch heißt jetzt die Devise. (jh)

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